Mi­kro­chips und So­lar­zel­len aus Gra­phen

Härter als Diamant und zugfester als Stahl: Graphen gilt als Wundermaterial. Doch um es für Mikrochips einsetzen zu können, müsste es eine «An-/Aus-Schaltung» enthalten. Dies ist nun Forschern aus der Schweiz und Deutschland mit Bändern aus Graphen gelungen.

Publikationsdatum
09-09-2014
Revision
01-09-2015

Der Erfolg sei ein weiterer Schritt, um dereinst Graphen-Transistoren herzustellen, teilte das Materialforschungsinstitut Empa mit. Diese könnten kleiner, leichter und schneller als Computerchips aus Silikon sein. Graphen ist ein Nanomaterial, das aus nur einer einzigen Schicht Kohlenstoff besteht. Es hat äusserst interessante Eigenschaften: Es leitet ausgezeichnet Wärme und Strom, ist durchsichtig, härter als Diamant und enorm fest. Für seine erstmalige Herstellung wurde 2010 der Nobelpreis für Physik verliehen.

Liessen sich daraus Mikrochips erzeugen, halten Forscher damit Prozessorgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Gigahertz für möglich. Mit Silizium ist bei rund fünf Gigahertz Schluss. Doch um als elektronische Schalter zu dienen, muss ein Material nicht nur hervorragend leiten können, sondern auch an- und ausgeschaltet werden können.

Zum Halbleiter gemacht

Dies ist Forschern der Empa und der Uni Bern mit deutschen und US-Kollegen nun gelungen, indem sie in Graphenbändern Stickstoffatome zwischen die Kohlenstoffatome eingebaut haben. Damit erreichten sie, dass Strom nur in eine Richtung floss, wie es bei Halbleiterkristallen geschieht. 

Ausserdem schafften sie es, die hauchdünnen Bänder von einer Goldunterlage auf eine nicht-leitende Unterlage zu transferieren. Denn weil Gold Strom leitet, kommt es zu einem Kurzschluss. Dieser Fortschritt bringe den Einsatz von Graphenbändern in der Elektronikwelt näher, erklärten die Forscher - auch wenn es bis dahin noch 10 bis 15 Jahre dauern dürfte.

Graphen für Solarzellen

Graphenstreifen könnten ausserdem auch für Solarzellen interessant sein. Besonders schmale Graphenbänder absorbieren demnach sichtbares Licht aussergewöhnlich gut und eignen sich deshalb als Absorberschicht in organischen Solarzellen.

«Normales» Graphen absorbiert Licht bei allen Wellenlängen gleich stark. Die Lichtabsorption von Graphennanobändern variiert hingegen mit ihrer Breite. Indem die Forscher die Breite der Bänder atomar präzise einstellten, konnten sie die Absorption für bestimmte Wellenlängen gezielt und massiv erhöhen.

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