IBA als Büh­ne

Die Internationale Bauausstellung in Basel setzt zum Schlussspurt an. In den letzten zehn Jahren wurden viele grenzüberschreitende Projekte auf den Weg gebracht. Im Raum sichtbar ist davon bisher wenig. Der Fokus lag auf den Prozessen und der Partizipation. Eine Besonderheit der IBA Basel – oder steht dem Format IBA ein Wandel bevor?

Publikationsdatum
08-01-2020

Vor zehn Jahren ging die IBA Basel an den Start.1 Ihr Ziel: qualitativ hochwertige Projekte aus Architektur, Städtebau, Kultur und Landschaftsplanung umsetzen. Zusätzlich sollten die Projekte einen grenz­überschreitenden Nutzen haben. Ein komplexes Unterfangen, denn die Metropolitanregion Basel ist fragmentiert durch Gemeinde-, Kantons-, Landes- und Sprachgrenzen. Diese bilden Fiskal- und Währungsgrenzen, Kaufkraft- und Mentalitätsgrenzen. Das Motto «Gemeinsam über Grenzen wachsen» ist deshalb durchaus mehrdeutig zu verstehen. Übung in der trinationalen Zusammenarbeit hatte die Region schon vor der IBA. Und genau diese lange Tradition hat gezeigt, dass es wertvoll wäre, bestehende Planungsinstrumente und Kooperationsgefässe um ein grenzüberschreitendes Projektmanagement wie das der IBA Basel temporär zu ergänzen.

Internationale Strahlkraft

Die IBA Basel ist die erste IBA, die das deutsche Format in andere Staaten überträgt. Hier ist die internationale Relevanz geografisch gegeben – und damit ist sie die erste Internationale Bauausstellung im eigentlichen Wortsinn. Das Wort «international» kam ursprünglich aus dem Wunsch, dass IBA-Projekte nicht nur der Themenabhängigkeit und Logik der jeweiligen Lokalität unterliegen, sondern «in ihrer Exzellenz der interna­tionalen Bühne verpflichtet sind», heisst es im Memorandum zur Zukunft Internationaler Bauausstellungen.2 Wenn eine IBA stets auch als Forschungslabor angelegt sei, sollten ihre Ergebnisse – die Projekte – in anderen Städten und Regionen und damit in anderen Ländern und Kontexten adaptierbar sein.

Mit der Zeit hat sich gezeigt, dass nicht mehr nur Gebautes, städtebauliche Konzepte oder landschaftsplanerische Entwürfe eine IBA prägen, sondern auch Beteiligungsprozesse, neue Verfahrensmodelle oder wissenschaftliche und künstlerische Projekte. Die mittlerweile lange Geschichte von Internationalen Bauausstellungen hat dazu geführt, dass Anspruch und Komplexität gestiegen sind. Gleichzeitig drohen durch die wachsende Anzahl von IBA – derzeit laufen sechs parallel – deren Originalität, Signifikanz und Strahlkraft verloren zu gehen.2

Grenzüberschreitende Kooperation ist kein Selbstläufer

Die IBA Basel hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: ­Während europaweit zunehmend Abschottungsten­denzen zu beobachten sind, arbeitet die IBA Basel seit 2010 mit ihren Partnern an modellhaften Projekten der grenz­überschreitenden Stadt- und Regionalplanung. Den trinationalen Raum als einen gemeinsamen ver­stehen ist in Zeiten politischer Verwerfungen keine Selbstverständlichkeit. Wird das politische Klima rauer, besteht die Gefahr, dass der zusammengewachsene Siedlungsraum zu einer geteilten Stadt wird. Die Akteure der IBA Basel sind weitgehend zufrieden mit dem Erreichten. Immerhin konnten bereits erste Projekte – der Kunstweg 24 Stops oder der Rheinuferweg zwischen Basel und Huningue – umgesetzt und viele auf den Weg gebracht werden.

Doch ausserhalb der IBA-Welt werden Stimmen laut, die IBA sei überflüssig, nur ein Nice-to-have, und die Resonanz fehle. Sie bleibe gar «seltsam blutleer», wie die bz (Zeitung für die Region Basel) im August 2018 titelte. Zudem steht die Anschuldigung im Raum, die IBA wolle sich mit fremden Federn schmücken, indem sie Projekte wie die Tramverbindung Basel – Saint-­Louis mit dem IBA-Label versieht3, obwohl die entsprechende Planung nachweislich vor 2010 begann.

Allgemeine Kritik kommt von höherer Ebene. In ihrem kürzlich erschienen Artikel «IBA – oder was?»4 ­unterscheidet Ursula Baus, Mitglied im wissenschaftlichen Kuratorium der IBA Basel, zwischen Problem- und Chancen-IBA. Sie schreibt: «Während zum Beispiel in Thüringen eine klare Problemlage im Bereich Bauen und Planen als IBA-Grundlage gegeben ist, fragt man sich in Heidelberg, Stuttgart und Basel schon, warum die finanzstarken Regionen und gut bestückten Planungsämter ohne IBA zu wenig hinbekommen. Ursachenforschung böte hier schon einen Lösungsansatz ohne eine IBA.»

Die Frage, ob eine IBA in Basel das richtige Instrument zu einer verbesserten Stadt- und Regionalentwicklung ist, bleibt vorerst unbeantwortet. Sicher ist aber: Sie ist anders.

Präsentation im Sommer

Die Akteure der IBA – Gebietskörperschaften, Partner, Geschäftsstelle – fungieren als Koordinationsgremium. Im Unterschied zu anderen IBA hat nicht die IBA-Leitung die Projekte festgelegt, sondern Kommunen und Bevölkerung haben sie entwickelt. Dabei stand nicht das Einzelprojekt im Mittelpunkt, sondern immer das grosse Ganze: die Metropolitan­region. Es hat sich gezeigt, dass sich in zehn Jahren keine komplexen grenzüberschreitenden Projekte umsetzen lassen – doch genau das Fortlaufende unterstreicht den speziellen Charakter der IBA Basel.

Die Öffentlichkeit nimmt die Arbeit der IBA immer dann wahr, wenn gebaut und gefeiert wird. Bis Sommer 2020 sollen noch viele kleinere Massnahmen umgesetzt werden. Ab Juni hat die IBA die Chance zu zeigen, was in den letzten zehn Jahren «hinter den Kulissen» entstanden ist.
 

Anmerkungen

1 Entstanden ist die IBA Basel 2020 aus der Arbeit des Trinationalen Eurodistricts Basel (TEB), einer Plattform, die das grenzüberschreitende Wirken auf der Ebene der Politik und der Verwaltung koordiniert.

2 Memorandum zur Zukunft Internationaler Bau­-
austellungen, IBA-Expertenrat des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor­sicherheit, erstmals verfasst 2009, aktualisiert 2017.

3 Für Nominierung und Labelvergabe zeichnen das IBA-Kuratorium sowie in letzter Instanz der IBA-Lenkungsausschuss verantwortlich.

4 Ursula Baus, IBA – oder was? 10. Dezember 2019

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