«Wir brau­chen ein funk­tio­nie­ren­des, ge­re­gel­tes Leis­tungs- und Ho­no­rar­mo­dell»

Weshalb haben der Kanton und die Stadt Zürich ihre Honorierungsvorgaben für Planungsleistungen angepasst? Wir sprachen mit Beat Pahud, Kantonsbaumeister und Leiter des Hochbauamts HBA.

Publikationsdatum
26-09-2025

Per Anfang 2025 haben das Hochbauamt HBA des Kantons Zürich und das Amt für Hochbauten AHB der Stadt Zürich ihre Honorierungsvorgaben für Planungsleistungen angepasst. Dies sorgte für wachsende Sorge in der lokalen Architekturszene, später auch für Protest auf nationaler Ebene seitens SIA und im BSA. 

Im April 2025 wandte sich die aus Zürcher Büros rekrutierte Arbeitsgruppe Honorare mit einem Schreiben an den Kanton und die Stadt Zürich. Im Juni 2025 erfolgte ein Treffen, bei dem zwar keine Einigung stattfand, aber Gespräche zwischen HBA, AHB und dem SIA – der offiziell legitimierten Vertretung der Planungsrbranche – in Aussicht gestellt wurden. Wir berichteten im Juli 2028 ausführlich über die Hintergründe dieser Entwicklung.

Was seither geschah: Ende August 2025 erfolgte das angekündigte Gespräch. Die Vertretungen des HBA, des AHB und des SIA einigten sich auf ein gemeinsames Vorgehen mit dem Ziel, praxistaugliche Modelle der Honorierung zu entwickeln, um Planungssicherheit und faire Rahmenbedingungen für alle zu schaffen. 

Einigkeit herrscht darin, dass die Vergütung von Planungsleistungen nicht einseitig an die Baukosten bzw. an die Bauteuerung gekoppelt sein soll, sondern den Aufwand, die Leistungen und die realen Teuerungswerte zu berücksichtigen hat – im Sinne der SIA-Plattform Aufwandermittlung und der Value app. Für die konkrete Umsetzung ist eine Zusammenarbeit geplant.

Wie geht es weiter? Und: Warum kam es überhaupt so weit? Wir sprachen mit Beat Pahud, Amtschef Hochbauamt HBA des Kantons Zürich und Kantonsbaumeister.


Judit Solt: Herr Pahud, welche Gründe haben das Hochbauamt HBA des Kantons Zürich und das Amt für Hochbauten AHB der Stadt Zürich dazu bewogen, die Honorierungsvorgaben für Planungsleistungen anzupassen? 

Beat Pahud: Vorab möchte ich festhalten: Das etablierte Honorarmodell, basierend auf den Leistungs- und Honorarordnungen LHO des SIA, ist für das Hochbauamt des Kantons Zürich eminent wichtig. Als Auftraggeber führen wir Wettbewerbe, Planerwahlverfahren und Studienaufträge durch, und wir brauchen ein funktionierendes, geregeltes Leistungs- und Honorarmodell als Basis unserer Vergaben. Deshalb haben wir das SIA-Honorarmodell auch nicht grundlegend geändert, sondern lediglich Anpassungen vorgenommen. Es basiert weiterhin auf den Baukosten, aber es berücksichtigt die heutige wirtschaftliche Realität. Der Grund für die Anpassungen lag in der im Vergleich zur übrigen Teuerung stark überproportional gestiegenen Bauteuerung. Diesen Effekt auf die Honorare mussten wir korrigieren.

«Ab 2022 war die Bauteuerung überproportional hoch, und das hat zu einer Verzerrung geführt.»


Warum werden die Baukosten ausgerechnet auf 2018 zurückindexiert?

Weil es das letzte Jahr ist, in dem die Kalkulationsformel für die Leistungs- und Honorarordnungen des SIA noch galt und der SIA die Kalkulationshilfe dazu publiziert hat. Damit haben wir auch in den folgenden Jahren noch gut gearbeitet. Doch ab 2022 war die Bauteuerung überproportional hoch, und das hat zu einer Verzerrung geführt. Die Stahlpreise zum Beispiel haben sich vervielfacht: Dass die Planerhonorare nun in gleichem Mass steigen sollen, lässt sich schlicht nicht rechtfertigen. 


Nicht nur die Baukosten sind gestiegen, es gab auch eine allgemeine Teuerung und eine Lohnteuerung in den Planungsbüros.

Die Teuerung in den Planungsbüros – die aber nicht von der Bauteuerung abhängt – haben wir bei der Anpassung berücksichtigt. Um die allgemeine Teuerung und die Lohnteuerung zu kompensieren, haben wir die Stundensätze erhöht. Das ist wichtig, ging aber in etlichen empörten Stellungnahmen vergessen. Überhaupt wurden Zahlen genannt, die so nicht stimmen; aber das konnten wir im Gespräch mit dem SIA gemeinsam klären.

«Die Frage des steigenden Planungsaufwands kann ich als Auftraggeber nur bedingt nachvollziehen.»


Planungsverbände kritisieren, dass die Anpassung zwar grundsätzlich richtig sei, aber den steigenden Planungsaufwand zu wenig berücksichtige: Zusätzliche Auflagen – etwa an Brandschutz, Nachhaltigkeit, digitale Prozesse, etc. – und erhöhter Koordinationsaufwand zwischen verschiedenen Amtsstellen liessen die Planungsabläufe immer komplexer werden, was zu wenig honoriert würde.

Auch dieses Anliegen haben wir im Gespräch mit dem SIA thematisiert. Zum einen geht es um die Frage der Grundleistungen und der Zusatzleistungen, d.h. darum, ob und wie wir Zusatzleistungen vergüten. Zum anderen stellt sich die Frage des steigenden Planungsaufwands, und das kann ich als Auftraggeber nur bedingt nachvollziehen. 

Ein Beispiel: Planungsbüros beklagen, dass BIM zu Mehraufwand führe. Das ist zwar derzeit richtig, gehört aber nicht in die Aufwanddiskussion, weil wir die Planung mit BIM separat vergüten. Ein anderes Beispiel ist der Brandschutz: Auch er führt tatsächlich zu Mehraufwand in der Planung. Dabei steigt jedoch auch die Gesamtinvestition inklusive technische Ausstattung. Das heisst, dass die Baukosten steigen und damit – weil das Honorierungsmodell vorerst weiterhin daran gekoppelt ist – auch die Planerhonorare. Der Mehraufwand wird in diesem Fall also bereits vergütet. Deshalb haben wir mit dem SIA vereinbart, dass er uns belastbare Daten vorlegt, die wir analysieren wollen. Dann können wir gemeinsam eine Lösung suchen.

«Ich denke, dass die Value app bis zur Marktreife noch etwas Zeit brauchen wird. »


Das HBA, das AHB und der SIA wollen gemeinsam Modelle der Honorierung entwickeln, bei denen die Vergütung von Planungsleistungen nicht einseitig an die Baukosten gekoppelt ist, sondern den Aufwand, die Leistungen und die realen Teuerungswerte berücksichtigt. Diesem Ziel dienen auch die SIA-Plattform Aufwandermittlung und die Value app. Inwiefern fliessen sie in die Gespräche ein?

Die SIA-Plattform Aufwandermittlung und die Value app wurden eben erst lanciert. In einem ersten Schritt geht es darum, ihre Marktfähigkeit zu überprüfen und sie zu validieren. Auch hier gehen wir gemeinsam vor. Der SIA gleist den Prozess auf; unser Beitrag als Auftraggeber besteht darin, anhand der Daten von bestehenden Projekten zu prüfen, was herauskommt, wenn wir die Honorare über die Value app berechnen. Auch die Planungsbüros wollen die neuen Tools zuerst prüfen.

Ich denke, dass die Value app bis zur Marktreife noch etwas Zeit brauchen wird. Für die nächsten Schritte heisst das konkret, dass wir parallel vorgehen: Für die beiden Hauptthemen Leistungsdefinition und Aufwandermittlung bilden wir eine Arbeitsgruppe, in der alle drei Partner vertreten sind. Eine weitere Arbeitsgruppe widmet sich der Value app. Wir sammeln gemeinsam Erfahrungen.

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