Ge­bäu­de und En­er­gie – am sel­ben Strang

Die Entwicklung von Siedlungsarealen geht oft mit der Suche nach erneuerbaren Energiequellen einher. Um daraus ein dezentrales Versorgungsnetz zu knüpfen, arbeiten private Investoren immer häufiger mit der öffentlichen Hand zusammen.

Publikationsdatum
19-06-2019

Was kann man von Megacitys lernen? Für die Umweltabteilung der Vereinten Nationen UNEP sind Hongkong, Singapur oder Tokio an sich gute Beispiele für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Japans Hauptstadt ist mit 38 Millionen Einwohnern sogar das dichteste Ballungszentrum der Welt; für die Dekarbonisierung vertraut man hier auf das folgende Rezept: Über das weitreichende Stadtgebiet werden klimafreundliche und dezentrale Energienetze gespannt.

Investoren haben den Neubau grosser Siedlungsareale mit dem Aufbau einer eigenen Versorgungsinfrastruktur zu kombinieren und darüber prioritär Energie aus emissionsarmen Quellen zu verteilen. Selbst in einer dichten Metropole hat es offensichtlich genug davon: Zum Heizen und Kühlen solcher Neubauareale lässt sich etwa die Abwärme von Gewerbe- und Bürobauten sowie Kehrichtverbrennungsanlagen oder aus U-Bahntunnels nutzen. In Tokio wird inzwischen auch die Wärme des Grundwassers oder der zahlreichen Flüsse angezapft.

Räumliche Energieplanung

Die Agglomerationen in der Schweiz sind zwar beschaulicher besiedelt als asiatische Metropolen. Doch die interne Organisation zeigt eine verblüffende Ähnlichkeit: Immer mehr Quartiere versorgen sich weitgehend selbst mit Wärme und Strom. Auch hierzulande erkennt man allmählich, wie zwingend eine nach­haltige Siedlungsentwicklung mit der klimafreundlichen Energieversorgung zu kombinieren sind.

Vielerorts wird erst geplant. Auffallend ist aber, dass sich solche Netzwerke sowohl physisch als auch organisatorisch verbinden sollen. Denn an vielen Standorte zur Verdichtung oder Umnutzung reift die Einsicht: Für die künftige Arealversorgung ziehen Entwickler, Energieunternehmen und Behörden am besten am selben Strang.

Was es für den Ausbau einer dezentralen Energieinfrastruktur aber unbedingt braucht: ökologische Quellen, die lokal verfügbar sind. Tatsächlich kann man hierzulande einfach fündig werden, wie Städte und Agglomerationen vom ­Léman-Bogen über die Voralpen bis in die Ostschweiz derzeit beweisen. Es sind Seen und Flüsse, die sich vielerorts als latente Energiespender zum Heizen und Kühlen bestehender und neuer Quartiere eignen.

Solche Seewasser-Wärmenetze werden nicht nur in Zug, Luzern oder ­Zürich realisiert. Falls jedoch der örtliche Zugang zum Gewässer fehlt, bieten sich der Untergrund, das Grundwasser oder Energieholz aus dem Wald als ebenso ökologische Alternative zur lokalen Wärmeversorgung an.

Doch damit nicht genug: Auch auf den Entwicklungsarealen gehen Investoren und Planer dazu über, die Energie­potenziale besser zu nutzen. So werden Gebäude für die Energiespeicherung konzipiert; oder mit Solarfassaden wird eigener Strom produziert.

Der Trend zur energetischen Ver­netzung dürfte weiteren Zuspruch erhalten: Viele Gemeinden beschäftigen sich ak­tuell damit, eine klimafreundliche ­En­ergiestrategie zu entwickeln. Dadurch ­entstehen aber nicht nur behördenverbindliche Pläne. Auch Privateigentümer müssen damit rechnen, zum Anschluss an bestehende oder künftige Wärmeverbundnetze verpflichtet zu werden. Dabei gilt es zu beachten: Ein Netzanschluss lässt sich ideal mit einer energetischen Sanierung von Gebäuden verbinden.

Die Stadt Zürich präsentiert demnächst eine weitere Variante für die räumliche Energieplanung: Sie will auf dem Siedlungsgebiet «Energiezonen» einführen, wofür eine Mindestnutzung erneuerbarer Energien gilt. Auch die Schweiz ist am Lernen. Aber hier zeigen die Kleinen und Grossen gleichermassen auf, wie Klimaschutz funktioniert!

Der Artikel ist erschienen im Sonderheft «Immobilien und Energie II». Weitere Beiträge in unserem digitalen Dossier.

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