es­pa­zi­um un­ter­wegs: Sau­schwänz­le­bahn im Süd­schwarz­wald

Die Sauschwänzlebahn verbindet Lauchringen (Hochrheinbahn) mit Hintschigen (Schwarzwaldbahn) und führt durch den Naturpark Südschwarzwald. Ihren Spitznamen verdankt die Wutachtalbahn dem kurvenreichen Verlauf und speziell dem Kreiskehrtunnel Stockhalde. Ein Besuch in der Grenzregion eignet sich nicht nur für Eisenbahnfreunde und Technik-Interessierte.

Publikationsdatum
14-07-2021

Auch in diesem Sommer bleibt das internationale Reisen schwierig. Unter dem Motto «In Grenzen unbegrenzt» präsentieren wir Ihnen daher wöchentlich unsere Redaktionstipps mit Ausflugsideen zu Perlen der Baukultur – in diesem Fall aufgrund der aktuellen Lage sogar ennet der Grenze.

Ursprünglich wurde die Sauschwänzlebahn für militärische Zwecke gebaut (1887–1890). Die damalige deutsche Reichsregierung wollte für einen möglichen erneuten Krieg gegen Frankreich strategisch besser gewappnet sein. Die Bahn ermöglichte eine rasche Truppenverschiebungen ins Elsass.

Wichtig bei der Streckenplanung war, dass der Verlauf nicht wie bereits bei der vorhandenen Hochrheinstrecke Konstanz-Singen-Basel durch die benachbarte Schweiz führen durfte. Im Kriegsfall hätte man befürchten müssen, dass die Schweiz, um ihre Neutralität zu wahren, eine Durchfahrt verbieten würde.

Obwohl die direkte Entfernung zwischen den Bahnhöfen Weizen (D) und Zollhaus-Blumberg (D) nur 9.6 km beträgt, musste wegen des Höhenunterschieds von 231 m die Streckenlänge auf 25 km ausgedehnt werden, um die militärischen Vorgaben, also die maximale Steigung von 1% und den kleinsten Radius von 300 m einzuhalten.

Die verschlungene Streckenführung, die Brücken und Tunnels zeigen, was Ingenieure gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Eisenbahnbau leisteten. Die strategische Umgehungsbahn wurde überaus solide konzipiert, so dass die Bauten heute zum Grossteil noch im Original erhalten sind.

Besucherinnen und Besucher treffen auf Viadukte aus Eisenfachwerk, u. a. mit Fischbauchträgern, umgedrehten Halbparabelträgern, durchlaufenden Blechträgern sowie Pyramiden-, Gerüst- und Pendelpfeilern.

Seit 1977 wird die Teilstrecke von Blumberg-Zollhaus nach Weizen als Museumsbahn betrieben. Am Bahnhof Blumberg-Zollhaus wurde ein Eisenbahnmuseum eingerichtet. Während einer Wanderung entlang der Bahnstrecke lassen sich Natur und Technik gleichermassen erleben. In Kombination mit einer historischen Dampf- oder Dieselzugfahrt kommen bei diesem Ausflug ins benachbarte Deutschland alle auf ihre Kosten.

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Literatur

Jörg Schlaich, Matthias Schüller; Ingenieurbauführer Baden-Württemberg; Ingenieurkammer Baden-Württemberg (Hg.); Bauwerk Verlag; 1999; S.273 ff «Blumberg Wutachtalbahn»; ISBN 3-934369-01-4
 

Stefan M. Holzer; Die Sauschwänzlebahn im Südschwarzwald; Bundesingenieurkammer (Hsg.); Schriftenreihe Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland; 2015; ISBN 978-3-941867-15-4

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