es­pa­zi­um un­ter­wegs: Frei­berg Kärpf GL

Der Freiberg Kärpf – das älteste Wildschutzgebiet Europas – ist quasi ein Freiluftmuseum für die Bauten von aschmann ruegge architekten: Sowohl der Anbau zur Leglerhütte (2007) wie auch das Berghotel Mettmen (2016) setzen zwei architektonisch gelungene Anziehungspunkte in eine atemberaubende Wanderlandschaft. Aber auch abseits dieser Herbergen finden sich baukulturell bemerkenswerte Objekte.

Publikationsdatum
10-08-2021

Auch in diesem Sommer bleibt das internationale Reisen schwierig. Unter dem Motto «In Grenzen unbegrenzt» präsentieren wir Ihnen daher wöchentlich unsere Redaktionstipps mit Ausflugsideen zu Schweizer Perlen der Baukultur.

Der Tourismus im Freiberg Kärpf ist eine späte Begleiterscheinung des Kraftwerkbaus am Niederenbach aus den frühen 1930er-Jahren. Damals entstand durch den Bau zweier Staumauern der «Garichtisee», der noch heute mit einem Reservoirvolumen von rund 3 Mio. m3 für eine Jahresproduktion von 39 GWh Strom sorgt.

Die Dimensionen der von der Stadt St. Gallen gemeinsam mit der ehemaligen Gemeinde Schwanden erbauten Anlage sind für damalige Verhältnisse beeindruckend und wurden ausführlich in der Schweizerischen Bauzeitung beschrieben. Die bei Normalwasserstand knapp 160 000 m2 grosse Fläche des künstlichen Sees lässt sich in gut 30 Minuten bequem umrunden und bietet eine einzigartige Fernsicht auf den Glärnisch.

Der Ausblick von der Staumauer ist allerdings nicht die einzige Sehenswürdigkeit, die dem Bau der Wasserkraftanlage zu verdanken ist. Schon die Luftseilbahn, die vom Weiler Kies auf gut 1000 m ü. M. ins knapp 600 m höher gelegene Mettmen führt, existierte in einer früheren Form als Transportseilbahn für den Stauseebau. 1972 wurde sie neu erbaut, danach fortlaufend renoviert, und heute bewältigt sie die 1230 m lange Strecke stützenfrei in nur drei Minuten Fahrzeit.

Oben angekommen findet man seit dem Jahr 2016 in wenigen Metern Entfernung anstelle der einstigen Bauarbeiterkantine das Berghotel Mettmen – eine zeitgemässe Unterkunft, die mit Geniessermenü und Wellness auf sämtliche Komfortbedürfnisse des mehrheitlich urbanen Publikums eingeht. Auch die etwa zwei Wanderstunden entfernte Leglerhütte von denselben Architekten ist auf einem gut ausgebauten Wanderweg ohne grössere Anstrengung zu erreichen und zieht deshalb wohl eher erholungssuchende Städter an als eingefleischte Alpinisten.

Die Wetterbedingungen am diesjährigen 1. August ermöglichten hingegen eine viel rustikalere Besinnung auf die Erholungsqualitäten dieser Gegend. Den Ausgangspunkt dafür bot das Naturfreundehaus Mettmen. Der Wirt des knapp 100-jährigen Hauses vermittelte mit seinem Team eine herzliche Gastfreundschaft und sorgte mit gutbürgerlicher Küche für das leibliche Wohl.

Angesichts der unerfreulichen Wetterlage beschränkte sich der Bewegungsradius auf die unmittelbare Umgebung der Unterkunft und den etwa 15 Minuten entfernten Stausee. Dank Regenkleidung (und Trocknungsmöglichkeiten am Kachelofen im Naturfreundehaus) sowie gut gefüllten und gedeckten Holzdepots an allen Grillplätzen rund um den See fiel auch der ersehnte Grillspass nicht ins Wasser.

Neben Durchatmen an der verregnet-frischen Luft und geselligen Stunden im Naturfreundehaus sorgte wider Erwarten der Nebel für das eindrücklichste Erlebnis an diesem Wochenende. Auf einem Rundgang um den Stausee hüllte dieser die Nebenmauer komplett ein und stellte für einen Augenblick alles zuvor visuell Dagewesene infrage.

Dank dem Steg mündete diese Wahrnehmungstäuschung allerdings nicht in Orientierungslosigkeit, sondern in einer Bekräftigung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Eine naturgemachte Metapher auf das Leben und Erfahrung weitab vom bekannten Postkartenidyll. Oder ganz einfach eine Ermunterung, auch bei nicht makellosem Wetter unterwegs zu sein.

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