Ers­tens: Bank. Zwei­tens: hell.

Die Schweizerische Volksbank, Wettbewerb (1920) und Bau (1925)

Von 2012 bis 2018 wurde die ehemalige Schweizerische Volksbank an der Zürcher Bahnhofstrasse umgebaut. Doch schon rund hundert Jahre zuvor berichtete die Schweizerische Bauzeitung über das Projekt, zunächst über den Wettbewerb, dann über die Realisierung. Der Blick ins Archiv offenbart Erstaunliches.

Publikationsdatum
07-06-2018
Revision
11-06-2018

«Noch heute, ein halbes Jahr nach Bezug des Hauses, erklärt die Bankdirektion, von allem restlos befriedigt zu sein», schrieb die Schweizerische Bauzeitung 1925 in einem Artikel zum Neubau der Volksbank an der Zürcher Bahnhofstrasse.1

Das erstaunt, war das Ergebnis des Wettbewerbs fünf Jahre zuvor in Fachkreisen durchaus noch kontrovers beurteilt worden, wie die Zeitschrift ebenfalls berichtet hatte.2 Denn mangels eines Projekts, dass alle Kriterien des Wettbewerbsprogramms erfüllte, namentlich die leicht schwammige «charakteristische Architektur einer Volksbank», verzichtete die Jury auf einen ersten Preis und rangierte stattdessen neun Projekte. Mit der Verteilung der Preissumme gab sie gleichwohl eine Bewertung ab: 8000 Franken erhielt Architekt Otto Honegger für seinen Beitrag «Ein jedes Licht hat seinen Schatten». Der achtrangierte Beitrag «Angst und Not währt bis in den Tod» und «Erstens: Bank. Zweitens: hell.» auf Rang 9 gingen in finanzieller Hinsicht leer aus – trotz der wunderbaren Codewörter.

In ihrem Nachwort zu den Wettbewerbsergebnissen monierte die Redaktion der Schweizerischen Bauzeitung denn auch das «über-detaillierte Raumprogramm» und die geforderte charakteristische Architektur einer Volksbank – was genau das heissen sollte, wurde von der Bauherrschaft auch auf Anfragen der Architekten nicht näher definiert. Kritisiert wurde auch die gewünschte gestalterische Nähe zum benachbarten, 1914 erstellten St. Annahof. Mangelnde Bestellerkompetenz: schon damals ein Thema.

Fünf Jahre später beeindruckte der realisierte Bau dann aber offenbar durch allerlei technische Finessen und eine sorgfältige Materialisierung: Aktenaufzüge in den Fensterpfeilern, «durchsichtige Glaswände für grosse Übersichtlichkeit und leichte Kontrollmöglichkeit» oder eine Schneeschmelzvorrichtung in der Tageslichtdecke über der Schalterhalle, um nur einige zu nennen. Und auch für den Notfall war vorgesorgt: «Durchwegs ist für reichliche künstliche Beleuchtung gesorgt. Für den Fall einer Störung im Stromnetz sind in allen Bureaux Blechkasten angebracht, die als Notbeleuchtung je eine Anzahl gusseiserner Leuchter mit Kerzen und Streichhölzern enthalten.»3 Ob sie jemals zum Einsatz kamen, ist hingegen nicht überliefert.

Neben den beiden Artikeln in der Schweizerischen Bauzeitung (PDF 1 und PDF 2) ist 1926 auch eine Monografie zum Bau erschienen. Darin wird der Bau ausführlich vorgestellt, von der Architektur über die Dokumentation der Baustelle und die technischen Installation bis zu einer Auflistung der beteiligten Planerbüros und Firmen: M. Hottinger et al. (Hrsg.), Monographie des Neubaues der Schweizerischen Volksbank Zürich; Gebr. Fretz, Zürich 1926


Anmerkungen

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