Energie aus Tageslicht
Editorial TEC21 37/2021
Tageslicht ist der faszinierendste Baustoff der Architektur. Man kann ihn nicht bestellen und muss ihn nicht bezahlen. Doch gerade deswegen ist er unbezahlbar, und ohne ihn geht es nicht. Dass man mit Licht nicht direkt bauen kann, sondern Materialien, Farben und Öffnungen einsetzt, um Licht hineinzulassen oder auszuschliessen, zu lenken, zu spiegeln und zu dosieren, macht die Verwendung von Tageslicht so komplex und so reizvoll – zum baulichen Umgarnen einer flüchtigen Materie.
Diese ist wohl nicht zuletzt deshalb so begehrt, weil sie viel mehr verspricht als nur zu belichten. Zu erhellen etwa auch im übertragenen Sinn, indem sie sich auf Energie und Empfinden der Bewohnenden auswirkt, oder auch zu heizen, Energie also im physikalischen Sinn. All diese Aspekte beleuchtet die aktuelle Ausgabe von TEC21. Sonnenlicht als Wärmequelle fangen die Solarbauten von Andrea Rüedi ein; in einer neuen Uhrenmanufaktur in Le Locle soll die Sonne auch die Aktivität der Mitarbeiter stimulieren; und Le Corbusiers berühmte Definition der Architektur als Körper im Licht ist nicht weniger als einer Erleuchtung auf einer Reise in den Osten zu verdanken.
Tageslicht ist eine Art Urstoff der Architektur, und deshalb erzählen unsere Beiträge immer auch eine lange Geschichte des Lichts: des solaren Bauens seit den 1990er-Jahren, des Uhrenbaus seit den Ateliers in den Bauernhäusern des Jura, des Lichts auf osmanischen Sakralbauten. Die Aktualität dieser Faszination bewies nicht zuletzt das von Velux gesponserte Tageslichtsymposium an der Hochschule Luzern im Juni dieses Jahres; und auch diese Ausgabe wurde durch Velux im Rahmen einer Medienkooperation unterstützt.
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