Die Welt im USB-Stick

Geoinformation

Das Handwerk der Landvermesser ist längst digitaler Natur. Der Branchentreff GeoSummit hat mit unzähligen virtuellen Themen­welten verblüfft. Wie vertrauenswürdig die präsentierten Modelle und Daten sind, wurde nur spärlich debattiert.

Publikationsdatum
23-06-2016
Revision
23-06-2016

Es geht das Gerücht, die Digitalisierung werde die kreative Arbeit in der Planung ablösen und die gebaute Umwelt durch das Internet der Dinge fremdbestimmt. Was daran wahr ist, lässt sich derzeit kaum abschätzen.

Der internationale Branchentreff GeoSummit für Landvermesser, GIS-­Spezialisten und Kartografen legte zumindest offen, wie weit die digitale Transformation der Planung gediehen ist und wie sehr die Raum­ent­wicklung und -wahrnehmung davon profitieren soll. Zu «Lösungen für eine Welt im Wandel» hatten Swisstopo, Herausgeber der Schweizer Landeskarten und Geoinformationszentrum des Bundes, und die Schweizerische Organisa­tion für Geo-Information SOGI eingeladen. 

Der mehrtägige Kongress mit Messe verblüffte durch unzählige elektronische Rauminformations- und Visualisierungsvarianten. Die Schweizer Landeskarte als Weltpremiere im Massstab 1 : 10 000, per Satellit in Echtzeit gelieferte Verkehrsdaten, abstrakte Energiequellen sichtbar machen oder simpel die ganze «Welt in einen USB-Stick» packen – all das ist bloss ein kleiner Ausschnitt dessen, was Forscher, Aussteller und Referenten zu präsentieren hatten. 

Selbst Sammelgut

Vor allem das Sammeln und Edi­tieren von Geodaten scheint das aussichtsreichste Geschäftsmodell, war zu vernehmen: «Entweder man ­sammelt Informationen oder wird, als Informationsträger, selbst zum Sammelgut.» Die Bestätigung dafür lieferte Kay Axhausen, ETH-Professor für Integrale Verkehrssysteme. Auf seiner Wunschliste stehen die Daten der in Autos eingesetzten Navigationsgeräte. Tatsächlich werden diese anonymisiert von Herstellern gesammelt und Behörden und Forschern gegen Entgelt übermittelt.

«Derart individualisierte Informationen verbessern die Aussagen ­über Verkehrsströme, Reisezeiten und Erreichbarkeiten gegenüber ­einer statischen Erhebung», so Ax­hausen. Das Ziel: Jeder mobile Schweizer Bürger soll als virtueller Agent in einem nationalen Modell dargestellt werden, damit die passende Verkehrsinfrastruktur bereitgestellt werden kann.

Auch im Energiebereich soll die individualisierte Datenwelt helfen, die Zukunft besser zu meistern. Dank Geoinformation können etwa  die Ertragspotenziale neuer erneuerbarer Energiequellen berechnet und für Laien verständlich dargestellt werden. Das Bundesamt für Energie hat am GeoSummit zwei neue Anwendungstools gezeigt, die einen Onlinezugang zu themenbezogener Rauminformation liefern: Die Webseite «Sonnendach.ch» gibt flächendeckend den nationalen Solarkataster wieder, der sich auf je­-des einzelne der 3.5 Mio. Gebäude in der Schweiz bezieht.

Ein Novum ist auch der elektronische «Windatlas.ch», ­den der Bund gemeinsam mit dem privaten Wetterdienst Meteotest entwickelt hat. Beide Webplattformen geben allerdings nur theoretische Werte wieder. Dank der Nachfrage aus dem Publikum weiss man wenigstens, dass die Angaben nicht für alle Regionen gleich verlässlich sind.

Weitere Informationen:
www.geosummit.ch
www.sonnendach.ch
www.windatlas.ch

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