De­ckel­bau mit ge­rings­ter Be­ein­träch­ti­gung des Bahn­ver­kehrs

Unterführung unter SBB-Trassee

Extrem schnell abbindender Beton ermöglichte den Deckeleinbau an der Strengelbacherstrasse in Zofingen an nur einem Wochenende.

Publikationsdatum
03-12-2015
Revision
04-12-2015

Über 100 Jahre lang diskutierte man in Zofingen verschiedenste Varianten zur Aufhebung des Bahnübergangs Strengelbacherstrasse. Als nach dem Fahrplanwechsel 2004 die kumulierten Schliesszeiten des Bahnübergangs auf rund acht Stunden pro Tag anstiegen, musste endgültig gehandelt werden. Im Frühjahr 2014 begannen die Bauarbeiten, im November 2015 wurde die neue Unterführung eingeweiht.

Die hohe Zugfrequenz auf der Strecke Olten–Luzern und die angrenzenden Gebäude erforderten eine deformations- und störungsarme Bauausführung. Die Deckelbau­weise brachte gegenüber Varianten mit Teileinschüben und Hilfsbrücken deutliche Vorteile: Die Länge der betroffenen Gleise war minimal, Weichen wurden nicht tangiert, statt emissionsintensiv gerammter Spundwände kam eine Nagelwand als Baugrubenabschluss zur Ausführung, und die Aushubkubatur liess sich signifikant reduzieren. 

Die temporäre Fundation des Deckels erforderte 23 Grossbohrpfähle in drei Reihen, die der Unternehmer in Nachtarbeit ab­teufte. Dabei waren die vorhandenen Werkleitungen – insbesondere eine grosse Kanalisationsleitung DN 1000 – sowie die Hauptgleise der SBB zu berücksichtigen. Die vorhandene Personenunterführung stand während der Bauzeit als Werkleitungskorridor und auch als Verbindung der beiden Baustellensei­ten zur Verfügung.

An nur zwei Wochenenden wurden die Decken der Unterführung betoniert, wobei stets ein Hauptgleis in Betrieb blieb. Die Ausführung in dieser kurzen Zeit war nur dank der Verwendung eines schnell abbindenden Spezialbetons möglich, der schweizweit erstmals in diesem Volumen zum Einsatz kam (vgl. Kasten unten). Die SBB konnten den normalen Betrieb jeweils nach nur 52 Stunden Unterbruch wieder aufnehmen.

Die kurze Aushärtungs- und Abbindezeit des Spezialbetons erlaubte es, im vorgegebenen Zeitraum die Polymerbitumenabdichtung aufzubringen, da die Restfeuchte des Betons bereits vier Stunden nach dem Einbringen unter dem zulässigen Maximalwert von 4 CM-% lag. Mit einem konventionellen Beton hätte dieser Vorgang bei vergleichbaren Witterungsverhältnissen je etwa vier Wochen gedauert.

Pro Deckeletappe waren durchschnittlich 100 m3 Beton und 150 m2 PBD-Abdichtung erforderlich (vgl. Grafik Phase 2 und Querschnitt). Die weiteren Arbeitsschritte – der Aushub unter dem Deckel, das Umlegen der Werkleitungen und Fertigstellen der Unterführung – erfolgten, ohne den Bahnbetrieb zu beeinflussen (vgl. Grafik Bauphasen 3/4).

Für den Endzustand wurde die Decke der Unterführung auf vorfabrizierte Stützen umgelagert und anschliessend die mittlere Pfahlreihe der temporären Fundation wieder abgebrochen.

Am Bau Beteiligte


Bauherrschaft
Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt


Bauingenieure / Geometer
Porta Nord AG


Unternehmer
ARGE UF Strengelbacherstrasse


Schnellbeton
Concretum Construction Science


Geologie
Dr. Heinrich Jäckli AG


Bodenkundliche Baubegleitung
Terre AG


Erdungskonzept
Eltrend


Spezialbeton Concretum Q-Flash 2/20

  • Festigkeit entsprechend mind. C40/50
  • Sehr schnelle Festigkeitsentwicklung (20 MPa nach 2 Std.)
  • Sehr schnelle Entfeuchtung (<4.0 % nach 3.5 Std., gem. Calciumcarbid-Methode)
  • Offenzeit einstellbar (45–180 Minuten), pumpbar bis standfest
  • Konsistenzklassen C2 oder C3, F2 bis F4
  • Tiefes Schwindmass (<0.20 ‰)
  • Expositionsklasse bis XC4, XD2, bis XF4
  • Temperaturbereich der Verarbeitung: 5–30 °C
  • Verarbeitung wie Normalbeton

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