Architekurfilme zum Streamen
Aufgrund der aktuellen Lage findet die vierte Ausgabe der Architektur Filmtage Zürich erst im Frühjahr 2021 statt. Als Alternative lancieren die Organisatorinnen nun die Sonderedition «AFTZ +» und präsentieren vom 12. bis zum 18. November 2020 sieben kostenlose Online-Filmvorführungen. Der Fokus liegt wie jedes Jahr auf dem Zusammenspiel zwischen Urbanität, Architektur, Wohnen und Gesellschaft.
12.–18. November 2020
aftz.ch/filmfestival
Filmprogramm:
12.11. 20.00 – Die beste Stadt ist keine StadtChristoph Schwarz | Österreich | 2019 | 15´
Ein junger Mann, der auf einem verrosteten Hangar sitzt und Gitarre spielt. Eine verlassene Holzkirche, die als kulturelle Zwischennutzung an den Rand der wachsenden Stadt übersiedelt. Kindergartenkinder, die im Sesselkreis erzählen, was sie gerade nicht machen. Christoph Schwarz vermischt in seinem Essayfilm multiple Perspektiven auf das grösste Stadterweiterungsgebiet Wiens.
13.11. 20.00 – Belonging
Aureliano Ramella | Australia | 2019 | 22´
Ein Dokumentarfilm über das Simpson-Lee-Haus und das Boyd Center des australischen Architekten Glenn Murcutt. Durch den Fokus auf die Interaktion zwischen diesen beiden Gebäuden und ihrer natürlichen Umgebung gelingt es Aureliano Ramella, die Atmosphäre vor Ort perfekt einzufangen. Im Interview lässt Murcutt uns in seine Gestaltungsprinzipien und seine persönliche Geschichte eintauchen. Er beschreibt, wie sich seine Gebäude in die Umgebung integrieren und zu einem Teil der Landschaft werden. Die Geräuschkulisse von Fröschen, Zikaden und Vögeln sowie die Bilder von Feuerrauch und Morgennebel untermalen die Worte des Architekten.
14.11. 20.00 – Cold Buffet
Kate Ledina | Deutschland/Israel | 2019 | 26´
Ruhama und Geva sind zwei Kibbuzim in sehr unterschiedlichen Teilen Israels, die nach derselben Ideologie einer klassenlosen Gesellschaft, kollektiver Erziehung und gemeinsamen Eigentums lebten. Ihre Speisesäle wurden von Architekten gestaltet, die früher am Bauhaus studierten, Shmuel Mestechkin und Arieh Sharon. Sie legten bei der Gebäudeplanung ihren Schwerpunkt auf den wichtigsten Teil eines jeden Kibbuz, den Speisesaal: das symbolische Herz des Kibbuz und seiner Wertvorstellungen. Doch die Speisesäle von Ruhama und Geva haben sich mit den Jahren verändert und mit ihnen auch das Leben in den Siedlungen. Ist das Konzept Kibbuz – und an dieser Stelle auch das Bauhaus – gescheitert?
15.11. 20.00 – Two Houses
Verena von Beckerath | Deutschland | 2019 | 38´
Das Forschungsprojekt Two Houses beschäftigt sich mit den Verflechtungen zwischen dem Bauhaus und Japan vor dem Hintergrund zweier Häuser in den Vororten von Tokio: das Migishi Atelier und das Bunzo Yamaguchi House. Entworfen wurden die Häuser in den 1930er- und 1940er-Jahren von den japanischen Architekten Iwao Yamawaki (1998–1987), der am Bauhaus in Dessau studierte, und Bunzo Yamaguchi (1902–1978), der zu dieser Zeit im Büro von Walter Gropius arbeitete; sie sind bis heute in privatem Besitz. Der Film über das Forschungsprojekt dokumentiert die Architektur der Häuser und erzählt die Geschichten ihrer Bewohnerinnen und Bewohner und deren Alltag in und mit den Gebäuden.
16.11. 20.00 – Leben in der Sargfabrik
Alexander Dworschak, Michael Rieper, Christine Schmauszer | Österreich | 2013 | 49´
1989 erwirbt eine Gruppe von etwa 30 Aktivisten ein Grundstück mit der Ruine der grössten Sargfabrik zu Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Schritt für Schritt verwandeln sie es in ein einzigartiges und aussergewöhnliches Wohnprojekt. Seit der Eröffnung im Jahr 1996 gibt es nicht nur 112 Wohnungen, sondern auch einen Kindergarten, ein Restaurant und ein öffentliches Bad. Auf alten Videoaufnahmen aus den 1980er-Jahren nehmen uns die Gründer und der Architekt Johnny Winter mit auf eine kleine Zeitreise. Die Protagonisten ermöglichen uns einen inspirierenden und vielfältigen Blick auf ihre gemeinsame Vision. Ein ermutigendes Beispiel für partizipativen Wohnungsbau in kollektivem Besitz.
17. 11. 20.00 – Thirty-Seven Movies for a Home
Arianna Lodeserto | Italien | 2017 | 11´
Ein visueller Essay aus Filmausschnitten, der die räumliche Diskriminierung der weniger wohlhabenden sozialen Schichten in der Nachkriegszeit dokumentiert. Lodesertos ausgezeichnete Arbeit stellt alte Filme, Wochenschauen und Archiv-Eigenproduktionen von vor etwa fünfzig Jahren wieder her, um das damalige Alltags- und Stadtleben der Arbeiterklassen zu erzählen. Es ist eine filmische Darstellung der Sozialforschung, die in jener Zeit von Wissenschaftlern wie Henri Lefebvre in Frankreich und Danilo Montaldi in Italien betrieben wurde. Der kritische Blick auf die räumlichen Widersprüche ist heute aktueller denn je.
18.11. 20.00 – Zusammenleben in den Blöcken
Antonina Nikolic | Schweiz | 2017 | 17´
Neu-Belgrad, eine graue Betonstadt, einst für den Sozialismus im ehemaligen Jugoslawien errichtet, ist heute das neue Wirtschaftszentrum Serbiens. Von einem Extrem zum Nächsten: Wie haben diese Entwicklungen das Wohnumfeld der Menschen in Neu-Belgrad über die Jahre geprägt? Die Maturitätsarbeit von Antonina Nikolic zeigt die Perspektiven verschiedener Bewohner aus unterschiedlichen Generationen.