Eu­ro­pas In­ge­nieur­ver­bän­de erör­tern ak­tuel­le Zu­kunf­tsthe­men

Bei ihrer Generalversammlung in Island fanden die FEANI-Vertreter klare Worte. Neben der ­Nachwuchsförderung für die MINT-Berufe standen die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung im Fokus.

Data di pubblicazione
04-12-2019
Jeannine Keller-Nielsen
B. S. in Civil/Environmental Engineering, Vereins­politik, Verantwortliche Berufsgruppen Ingenieurbau (BGI) und Umwelt (BGU)

m General Business Meeting der FEANI (Föderation Europäischer Nationaler In­genieurverbände) waren Ingenieurinnen und Ingenieure aus ganz Europa vertreten, auch die Schweiz mit den Verbänden SIA und Swiss Engineering. Der Fokus lag auf der Nachwuchsförderung für die MINT-Berufe und den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.

Jedes Jahr treffen sich alle in der FEANI vertretenen Ingenieurverbände aus ganz Europa zur Generalversammlung. Dieses Jahr fand das Meeting vom 3. bis 5. Oktober in Reykjavík, Island, statt. Auch die Schweiz war mit drei Vertretern des FEANI-Nationalkomi­tees engagiert. Im Mit­telpunkt standen die Gene­ralversam­mlung (General Assembly) und der gegenseitige Austausch. Die Ge­ne­ral­versam­mlung behandelte die üb­lichen Verbandstraktanden wie ­Finanzen, Wahlen und Projektberichte und wählte Svana Helen Björnsdóttir aus Island für den abtretenden Ulf Bensson neu ins Executive Board.

Zwei Programme für die Nachwuchsförderung

Sämtliche Vertreterinnen und Vertreter trafen sich bereits am Vortag für das National Member Forum – ein informelles Treffen für die Diskussion und den Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern. Während sich die Diskussion in der Vergangenheit hauptsächlich auf Fragen der Mobilität der Ingenieurinnen und Ingenieuren innerhalb Europas, die gegenseitige Anerkennung der Studiengänge und die Weiterbildung fokussierte, waren dieses Jahr die Nachwuchsförderung für die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – englisch STEM) sowie die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen in den Fokus gerückt.

In den Workshops des Na­tional Member Forums wurden zwei Programme für die Nachwuchsförderung präsentiert: offene Werkstätten für Kinder von 4 bis 14 Jahren in Flandern und das Projekt «Global Talent Mentoring». Dieses will ta­lentierte junge Menschen weltweit durch Mentoren fördern. Erfahrungs­gemäss verlieren Kinder bereits ab einem Alter von neun Jahren ihr ­Interesse an Wissenschafts- und ­Ingenieurfächern, daher sollte schon die Unterstufe kreatives Problemlösen und Experimentieren in ihren Lehrplan integrieren. Es gibt bereits einige Programme, Hilfsmittel und Angebote, in der Schweiz beispielsweise das FabLab in Zürich oder das Technorama in Winterthur. Aus Sicht der FEANI ist es wichtig, die Angebote fortzusetzen und zu erweitern, um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Im Mittelpunkt des zweiten Workshops standen die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen – 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030. Könnten auch unsere Berufsverbände diese Ziele noch besser in ihre jeweiligen Leitbilder, Strategien und Aktivitäten integrieren? Die Inge­nieurverbände in Norwegen zum ­Beispiel überlegen, wie sie die Geschäftsstellen verantwortungs­voller und nachhaltiger führen können, wie innerhalb der Organisation die Geschlechtergleichheit gefördert wird und wie ihr Land hochwertige Bildung, menschengerechte Arbeit und nachhaltiges Wirt­schafts­wachs­­tum anstreben kann. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) als ande­res Beispiel führt zu seinem ­Pro­jekt «13 Massnahmen zum Klima­schutz» mit der «Fridays for Future»-­Be­wegung Gespräche zur Festlegung von möglichen Stoss­richtungen. Ein bedenkenswerter Ansatz auch für die Schweiz: Könnten SIA und Swiss Engineering zusammen mit Politik, Klimaschutzaktivisten und weiteren Akteuren gemeinsam ihre Stimme für den Klimaschutz erheben?

Projekt E4E soll den ­Ingenieurberuf stärken

Es folgte ein Bericht aus der Engi­ne­ers Europe Advisory Group (EEAG), die 2018 unter der Führung von FEANI gegründet wurde und inzwischen 25 Organisationen umfasst. In dieser Konstellation reichte FEANI einen umfangreichen Projektantrag «Engineers for Europe» (E4E) ein. Damit soll der für die Zukunft von Europa so wichtige Ingenieurberuf weiter gestärkt und gefördert werden. Die EU hat den Antrag abgelehnt, aufgrund seiner Bedeutung wird er jedoch mit entsprechenden Anpassungen nochmals eingereicht. Das Projekt E4E sieht drei Arbeitspakete vor:

  • E4E European Engineers Monitor (EEM): ein moder­nes Erhebungstool zur statistischen Datensammlung über die Ingenieure in Europa;
  • E4E Education Reform Accelerator: aktuelle Informationen aus dem EEM für Ausbildungsinstitute, damit sie ihre Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Marktanforderungen optimal ausrichten;
  • E4E Career Development Services: Berufsberatungs­dienstleistungen mit den Daten aus dem EEM: ­beispielsweise Kom­petenz­erfassungsteste, ein Expertenportal und ein europäisches Men­to­ring-­Programm.

Synergien nutzen und voneinander lernen

Die Welt wird immer kleiner. Zugleich wächst die Komplexität der Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Die Generalversammlung in Reykjavík hat gezeigt: Unter dem verbindenden Dach von FEANI können die Ingenieure in Europa Synergien nutzen, voneinander lernen, gemeinsam Lösungen erarbeiten und mit vereinter Kraft umsetzen.

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