Ener­gie­ver­bund Cir­cu­la­go: Die Ther­mie aus dem See

Die Stadt Zug wird mit einem ­Wärme- und Kältenetz erschlossen, der die Energie des Seewassers für bestehende Quartiere und neue Wohnareale nutzen wird.

Data di pubblicazione
14-06-2019

2011 hat die Stimmbevölkerung der Stadt Zug eine Volksinitiative zur 2000-Watt-Gesellschaft angenommen und damit grünes Licht gegeben für den Umbau der urbanen Wärmeversorgung. Heute werden über 80 % der Wärme aus fossiler Energie erzeugt. Ab nächstem Jahr soll sich dies nachhaltig ändern, wenn das Energiepotenzial des Zugersees erstmals genutzt wird.

Im Stadtquartier Lüssi ist geplant, die ersten Wohnhäuser an den Energieverbund «Circulago» anzuschlies­sen. Darunter befinden sich drei Ersatzbauten einer Wohnbaugenossenschaft. Die Energie für Heizung und Warmwasser stammt aus dem neuen Energieverbund. Bis in rund 20 Jahren sollen das ganze Zuger Stadtgebiet und angrenzende Quartiere von Baar mit klimafreundlicher Wärme und Kälte versorgt werden.

Der Zugersee ist eine niederwertige Energiequelle, die zum Heizen und Kühlen genutzt werden kann. Das Seewasser wird aus 26 m Tiefe etwa 400 m vom Ufer entfernt gefasst und weist durchschnittliche Temperaturen zwischen 4 bis 6 °C auf. Über eine Leitung wird es zur unterirdischen Zentrale an Land transportiert und die Energie mittels Wärmetauscher an ein zweites Leitungsnetz übergeben.

Von hier aus werden Energiezentralen in den einzelnen Wohn- und Gewerbequartieren bedient. Für den Bedarf an Heizwärme kommen Wärmepumpen in den Quartierzentralen zum Einsatz, die das Wasser auf 70 °C erhitzen. Auf diesem Wärmeniveau findet die Energieübergabe an Gebäudeeigentümer statt. Zur Abdeckung der Spitzenlast sind zusätzliche Erdgas-/Biogas-Heizungen vorgesehen.

Die Kälte wird in den Quartierzentralen mittels Wärmetauscher direkt vom Zwischenkreislauf an ein konventionelles Fernkältenetz übertragen und mit einer Vorlauftemperatur von 10 °C unter anderem an angeschlossene Bürogebäude verteilt – für Raumklima oder das Kühlen von Serverräumen.

Energieverbund Circulago
 

Projektträger: WWZ Energie AG Zug

Versorgungsgebiet: Stadt Zug, Baar Süd

Erstanschluss: Quartiere Lüssi, Metalli, 2020

Bauzeit: 2017–2040 (geplanter Endausbau)

Investitionen: ca. 100 Mio CHF

Förderung: Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK (Ausbauphase 1)

Temperatur Seewasserfassung (Ø): 4–6 °C

Wärmeversorgung :
– mind. 70 % erneuerbare Energie:
Wärmepumpen/Gasheizung
– Endausbau (geplant): 36 MW Leistung bzw. 78 GWh/a Ertrag

Kälteversorgung:
– 100 % erneuerbare Energie:
direkte Rückkühlung mit Seewasser
– Endausbau (geplant): 10 MW Leistung bzw. 6 GWh/a Ertrag

Der Artikel ist erschienen im Sonderheft «Immobilien und Energie II». Weitere Beiträge in unserem digitalen Dossier.

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