Tar­nung Ein­fa­mi­lie­n­haus

Studienauftrag Wohnen «Studio Basel Bruderholz»

Das Regionalstudio Basel SRF zieht um. Ab 2020 soll das Areal daher neu zum Wohnen genutzt werden. Da sich die bestehenden Gebäude dafür nicht eignen, lancierte die Grundeigentümerin einen Studienauftrag. ­Morger Partner Architekten gewannen mit einer differenzierten Grossform.

Data di pubblicazione
27-04-2017
Revision
28-04-2017

Das Regionalstudio Basel des Schweizer Radios und Fernsehens SRF zieht in das Meret-Oppenheim-Hochhaus beim Bahnhof SBB. Ab 2020 sollen am alten Standort auf dem Bruderholz etwa 50 Wohnungen entstehen. Die Radio- und Fernsehgenossenschaft basel RFB als Grundeigentümerin lud fünf Architekturbüros zu einem ­einstufigen Studienauftrag ein.

Drei der fünf eingereichten Beiträge konnten nicht überzeugen und schieden bereits in der ersten Runde aus. Jessenvollenweider sahen drei differenzierte Baukörper vor, die den Bezug zur Umgebung suchen. Die Volumen setzten sich aus vier Reiheneinfamilienhäusern,  einer starren Zeile an der Schäublinstrasse sowie einem gestaffelten Baukörper entlang der Marignano­strasse zusammen. Buchner Bründler schlugen eine dreiseitig geschlossene Randbebauung vor, mit Referenzen an klösterliche Anlagen und mit dem Radio Studio Basel als Sonderbau auf dem Bruderholz. Sauter von Moos hingegen entwarfen mit einem mäandrierenden Polypen eine freie Form, die sich stark vom Bestand absetzt. Im Rennen blieben am Schluss die beiden Projekte von Morger Partner und Harry Gugger Studio. Sie unterscheiden sich deutlich in der Atmosphäre der Aussenräume und schaffen unterschied­liche Wohnwelten.

Städtische Wildnis

Der Beitrag von Harry Gugger Studio setzt drei Baukörper in das bestehende Wohnquartier. Sechs Reihenhäuser bilden den Abschluss zur bestehenden Villenbebauung. Die Reihenhäuser sind zurückversetzt, sodass Vorgärten entstehen. In zwei sich gegenüberliegenden, dreigeschossigen Zeilen sind Wohnungen untergebracht. Der Zwischenraum ist als «kultivierte Wildnis» ausgebildet – ausgehend vom bestehenden Biotop verspricht er eine verführerische Welt mit einem Hauch von Exotik und interpretiert den «grünen Korridor» neu.

Die Holzkonstruktion ist fili­gran gegliedert, vorgelagerte Terrassen erstrecken sich über die gesamte Gebäudelänge. Sie verbinden die Wohnungen miteinander und vermitteln zwischen dem bunten Garten und den Neubauten. Die Grundrisse sind linear aneinandergereiht. Der Tagesbereich ist über lange Korridore erschlossen und mit dem Nachtbereich überlagert, was die Nutzung durch unterschiedliche Lebensformen erschwert.

Die Besetzung des Aussenraums mit der Bilderwelt eines wilden Gartens überzeugte das Beurteilungsgremium hingegen nicht. In sich ist die Gestaltung der Gebäude und des Zwischenraums kongruent. Der neue Grünraum wirkt aber im Bezug zu den vorhandenen Aussenräumen etwas überdreht.

Intimität, die überzeugt

Der Beitrag von Morger Partner besticht durch seinen klaren Auftritt mit zwei dreigeschossigen Zeilen. Sie basieren auf einem einfachen Modul und sind subtil in Topografie und Bestand eingefügt. Die Grundrisse sind ineinander verschachtelt, sodass die einzelnen Einheiten von aussen nicht mehr ablesbar sind und sich zu einer Grossform verbinden. Mit Klinker verkleidete Wände wechseln mit grosszügigen Loggien, die den einzelnen Wohnungen Intimität bieten. Die Neubauten adaptieren Erscheinungsbild und Wohnqualität des Reihenhauses für Geschosswohnungen. Trotzdem gelingt es, eine starke und überzeugende Grossform mit robustem Auftritt zu schaffen. Einen wohltuenden Kontrast dazu bildet der Grünraum, ein fast subversives Gegenbild zu den überkandidelten Privatgärten in der Umgebung. Als kollektiver Garten ist er vielseitig nutzbar und steht allen Bewohnern offen.

Der Aussenraum ist mit den beiden im Grundriss und Schnitt gestaffelten Zeilen verzahnt. Entstehen soll ein «begehbares Bild», ein ökologisch wertvoller Raum, dessen Zentrum ein Biotop bildet. Hohe Grasflächen und heimische Bäume wie Erle, Birke und Föhre prägen die Gestaltung und schützen die Wohnung vor Einblicken. Die schnell wachsenden Pionierpflanzen bilden ein natürliches Reservoir für eine sich stetig verändernde Vegetation.

Gekonnt kombiniert

Das Beurteilungsgremium empfiehlt einstimmig, das Projekt von Morger Partner weiter zu bearbeiten und zu realisieren. Überzeugt hat der Beitrag mit einer soliden Grossform, die geschickt in das kleinteilige Bebauungsmuster eingefügt ist, und einem Aussenraum, der gekonnt private und öffentliche Interessen austa­riert. Dazu kommt die verblüffende Erfindung der Reihenhäuser, die Geschosswohnungen enthalten.

Weitere Informationen zu diesem Projektwettbewerb finden Sie unter der Rubrik Wettbewerbe.

Empfehlung zur Weiterbearbeitung

 

Team 4: Morger Partner Architekten, Basel; Fontana Landschafts­architektur, Basel

 

Weitere Teilnehmende

 

Team 1: Buchner Bründler Architekten, Basel; antón & ghiggi landschaft architektur, Zürich


Team 2: Harry Gugger Studio, Basel; Müller Illien Landschafts­architekten, Zürich


Team 3: jessenvollenweider Architektur, Basel; August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten, Binningen


Team 5: Sauter von Moos Architekten, Basel; Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich

 

Jury

 

Roger Diener, Architekt (Vorsitz); Marianne Burkhalter, Architektin, Zürich; Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister, Basel; Lukas Schweingruber, Landschaftsarchitekt, Zürich; Jürg Degen, Planungsamt (Ersatz für Kantonsbaumeister), Basel

 

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