BIM fürs Labor
Auf dem Areal der Hochgebirgsklinik Davos wurde 2019 ein Büro-Labor-Neubau in Betrieb genommen. OOS Architekten setzten bei der Planung und Realisierung auf die BIM-Methode.
Mit dem «Medizincampus Davos» entsteht ein weltweit einmaliges Zentrum, in dem Forschung, Therapie und Ausbildung im Allergie- und Asthmabereich ideal vernetzt werden. Der Neubau des Campusgebäudes ist ein wichtiges Puzzlestück des Medizincampus. Er erfüllt die komplexen Anforderungen, die sich aus der Nutzung als Bildungscampus und Forschungslabor ergeben. Die auf den Bereich «Allergie» spezialisierten Institutionen Schweizerisches Institut für Allergie- und Asthmaforschung SIAF, Christine Kühne – Center for Allergy Research and Education CK-CARE und die Hochgebirgsklinik Davos bündeln hier ihre Kompetenzen und schaffen durch die räumliche Nähe Synergien.
Das Erdgeschoss ist die eigentliche Drehscheibe mit Flächen für Ausbildung und Know-how-Transfer: Ein Kongresssaal, in der Grösse veränderbare Schulungsräume und die Cafeteria bilden die Plattform für Austausch und Vermittlung. In den beiden Obergeschossen sind Büro- und Laborräume untergebracht. Diese sind betrieblich zwar strikt voneinander getrennt, funktional aber zusammengebunden, um auch hier den Austausch und die Zusammenarbeit bestmöglich zu unterstützen.
Die Nutzungsverteilung im Gebäude spiegelt sich in der Fassade. So bildet das Erdgeschoss eine Art Sockel, während die umlaufende Aluminiumstruktur in den Obergeschossen strukturell und farblich eine Reminiszenz an den Hauptbau der Hochgebirgsklinik ist. Die Metallstruktur überspielt die nutzungsbedingten Unterschiede von Fenstergrössen und -positionen und dient gleichzeitig als Sonnenschutz.
Pilot oder Weiterentwicklung
In einem Masterplan wurden die Rahmenbedingungen für den Neubau vorab definiert. Damit war das Budget des Projekts festgelegt, und es galt von Beginn weg «Design to Cost». Neben den technischen Herausforderungen (BSL-3-Labor) galt es, auch funktionelle Anforderungen zu lösen: verschiedene Nutzungen und Nutzergruppen im Erdgeschoss zu verbinden und gleichzeitig in den Obergeschossen voneinander zu trennen.
OOS entschied sich, die BIM-Methode zu nutzen, auch wenn die Bauherrschaft dies nicht gefordert hatte. Während dieses Projekt für verschiedene Planungspartner ein BIM-Pilot war, bot es anderen spezifische Anwendungsfälle sowie die Möglichkeit zur (Weiter-)Entwicklung ihrer Methodenkompetenz und Prozesse.
Durch die Open-BIM-Strategie konnten alle Beteiligten mit ihren eigenen Tools arbeiten. Ausgenommen waren die Raumdatenbank, das Aufgabenmanagementtool und die Kommunikations-Koordinationsplattform. Diese waren von OOS vorgegeben, wobei die Tools aber mehrheitlich gemeinsam eruiert wurden.
Neben den klassischen digitalen Bauwerksmodellen war die Raumdatenbank das eigentliche Kernstück der BIM-Anwendung. Das Architekturmodell wurde «nativ» mit der Datenbank synchronisiert. HLKKSE- und Laborplanung konnten darauf aufbauend die von ihnen verantworteten Attribute und Eigenschaften selber verwalten.
Durch diese strikte Trennung und Zuweisung der Verantwortung in der Bearbeitung konnten Mehrfachbearbeitungen verhindert und Fehlerquellen reduziert werden. Aus der Raumdatenbank konnten damit in jeder Phase Raumbücher, Möbel und Ausstattungslisten extrahiert werden. Qualitäten und modellunabhängige Informationen waren an einem zentralen Ort greifbar. Mit dem Raumbuch und Massenauszügen aus dem IFC-Modell der Architektur wurden die Kostenkalkulationen bis hin zur GU-Ausschreibung modellbasiert durchgeführt.
Mit dem Aussparungsmodell – Aussparungskörper, die durch die technische Fachkoordination erstellt und vom Architekturmodell «subtrahiert» wurden – konnten Mehrfachbearbeitungen, aber auch «Fehlermeldungen» im Koordinationsmodell reduziert werden.
Noch Luft nach oben
Die Nutzung der digitalen Raumdatenbank hat gut funktioniert und den Prozess über die gesamte Dauer des Projekts unterstützt. Im Bereich der Kommunikations- und Koordinationsplattform zeigte sich aber, dass für künftige Projekte Prozesse angepasst werden müssen respektive Werkzeuge mit anderen Funktionalitäten erwünscht sind.
Am Bau Beteiligte
Bauherrschaft
Kühne Real Estate, Schindellegi
Nutzer
SIAF / Hochgebirgsklinik Davos / SFI / CK Care, Davos
Generalplanung
OOS, Zürich
Architektur / Innenarchitektur
OOS, Zürich
Kostenplanung
Digitalbau, Luzern
Tragwerksplanung
Pöyry Infra, Zürich
Elektroplanung
Amstein + Walthert, Zürich
HLKKS-Planung
anex Ingenieure, Zürich
Laborplanung
Tonelli, Gelterkirchen
Akustik und Bauphysik
Amstein + Walthert, Zürich
Landschaftsarchitektur
Fontana Landschaftsarchitektur, Basel
Brandschutz
Gruner, Basel
Lichtplanung
Sommerlatte & Sommerlatte, Zürich
TU / GU
Ralbau, Chur
Daten
Projektierung Version 1 (SIA Phase 31)
Oktober 2014 bis August 2015
Projektierung / Planung Version 2 (SIA Phasen 31-41)
Januar 2016 bis Dezember 2017
Ausführungsplanung
Januar 2018 bis August 2019
Realisierung
April 2018 bis Juli 2019
Inbetriebnahme
August 2019
Gebäude
Vergabeverfahren
Direktauftrag
Geschossfläche (GF) nach SIA 416
3’238 m2
Gebäudevolumen (GV) nach SIA 416
14’200 m3
Erstellungskosten eBKP-H (B-Z)
18.8 Mio. Fr.