Neue V-Bahn und Ter­mi­nal für Grin­del­wald

Über eine Million Besucher des 3454 m hohen Jungfraujochs benutzen jährlich die Kleine Scheidegg als Umsteigebahnhof – bisher. Seit dem 4. Dezember 2020 ermöglicht die neue 3S-Bahn die direkte Fahrt von Grindelwald zur Station Eigergletscher. Von dort ist es ein Katzensprung aufs Jungfraujoch.

Date de publication
09-12-2020

Von Grindelwald mit der Wengernalpbahn auf die Kleine Scheidegg und von dort mit der Jungfraubahn aufs Jungfraujoch – Top of Europe. Fahrtdauer: 1 Stunde 20 Min. Das war einmal. Neu bringt der Eiger Express einen in 15 Min. von Grindelwald zur Station Eigergletscher – rund 300 m oberhalb der Kleinen Scheidegg –, von wo die Fahrt mit der Jungfraubahn aufs Joch mit dem höchstgelegenen Bahnhof Europas nur noch 27 Min. dauert. Knapp 40 Min. gespart.

2200 Personen pro Stunde kann die neue Seilbahn befördern, und sie ist damit nur der eine Teil der V-Bahn. Eine weitere, bereits 2019 eröffnete Luftseilbahn auf den Männlichen formt zusammen mit dem Eiger Express in der Draufsicht ein V und verdoppelt die bisherige Kapazität dieser Bahnstrecke: In 19 Min. können in elf Gondeln mit je zehn Sitzplätzen bis zu 1800 Gäste zur Bergstation auf dem Männlichen (2225 m. ü. M.) befördert werden. Touristen profitieren von der bedeutend schnelleren Erschliessung des Skigebiets.

Terminal Grindelwald – die Touristendrehscheibe

Das Terminal in Grindelwald (937 m. ü. M.) am Fuss des V hat es in sich. Neben diversen Einkaufsmöglichkeiten und einem Bistro ­stehen den Besuchern 1000 Parkplätze und ein Anschluss an den öffentlichen Verkehr zur Verfügung. Die Besucherlenkung erfolgt getrennt – Reisegruppen werden gesondert von Individualreisenden geführt. Das Terminal steht am Ortseingang, eine zusätzliche Verkehrsbelastung Grindelwalds wird sich also im Rahmen halten.

Eiger Express – die schwerste 3S-Bahn der Welt

Der Eiger Express, der mit 44 Kabinen für je 26 Personen auf der 6483 m langen Strecke eine Höhendifferenz von 1391 m überwindet, wertet das Skigebiet auf und befördert Touristen schneller auf das Jungfraujoch – bei einer deutlich imposanteren Fahrt. Denn die Aussicht aus den Kabinen übertrifft jene der schienengebundenen, durch Galerien beeinträchtigten Wengernalpbahn bei Weitem: «Gondeln» vor der Eiger Nordwand. Die Umsetzung dieses Vergnügens zieht sogar einen Weltrekord nach sich: Der Eiger Express ist die schwerste Dreiseilumlaufbahn, die jemals gebaut wurde. 131 t wiegt jedes der vier Tragseile, die einen Durchmesser von 58 mm aufweisen und jeweils in der Berg- und Talstation verankert sind. Das umlaufende, 56 mm starke und 168 t schwere Zugseil wurde wegen seines Gewichts für den Transport auf die Baustelle sogar in zwei Teilstücken gefertigt. Ein Spanngewicht von 26 t in der ­Tal­station garantiert die erforderliche Grundspannung im Betrieb.

Vom Licht ins Dunkel – vom Seil aufs Zahnrad

Der Ausläufer des Eiger-Westgrats trennt die Zahnradbahnstation Eigergletscher von der neuen Seilbahnbergstation des Eiger Express. Verbunden sind sie über zwei 40 m lange, durch den Fels getriebene Stollen. Sie teilen ankommende und abfahrende Gäste und geben – nach der Fahrt mit der 3S-Bahn – einen Vorgeschmack auf die letzte Bergetappe vor dem Gipfel: die unterirdische Fahrt der Jungfraubahn durch den Eiger auf das Jungfraujoch.

Dieser Artikel stammt aus der Publikation «Schweizer Ingenieurbaukunst 2019-2020». Darin finden sich weitere Informationen zu diesem und anderen spannenden Projekten.

Bauherrschaft
Jungfraubahn, Wengernalpbahn, Berner Oberland-Bahnen, Interlaken, Grindelwald Grund Infrastruktur (GGI), Gondelbahn–Grindelwald–Männlichen (GGM), Grindelwald


Generalplanung
Bauspektrum, Grindelwald, von Allmen Architekten, Interlaken


Ingenieure
Bauspektrum, Grindelwald


Architektur
von Allmen Architekten, Interlaken


Umweltbaubegleitung
Martin Lutz


Baukosten
ca. 470 Mio CHF inkl. Rollmaterial
ca. 250 Mio CHF exkl. Rollmaterial


Bauzeit
Juni 2018 bis Dezember 2020


Eröffnung
Dezember 2020

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