Gerüst exakt an­ge­passt

Der Chorraum des Ulmer Münsters wurde instand gesetzt. Um die Arbeiten ausführen zu können, war ein Gerüst nötig, das sich an die Bauwerks­geometrie anpasst. Seine Lage wurde mithilfe der BIM-Methode geplant.

Date de publication
22-10-2020

Das Ulmer Münster ist die grösste evangelische Kirche Deutschlands und besitzt den höchsten Kirchturm der Welt (161 m). Nach der Grundsteinlegung 1377 wurde das gotische Bauwerk in mehreren Bauabschnitten errichtet und stetig erweitert. Der Chorraum des Münsters ist 29 m lang, 15 m breit und 26 m hoch. Als Spätfolge der Reparaturen eines Bomben­schadens von 1945, bei denen unterschiedliche Materialien verwendet wurden, lösten sich Ende 2018 Putzteile von der Decke. Die dadurch notwendigen Instandsetzungsarbeiten an der Gewölbe­decke erforderten ein Gerüst, das sich möglichst exakt an die ­komplizierte, drei­dimensionale Bauwerksgeometrie anpassen konnte.

Das 13 000 m³ grosse Raumgerüst wurde frei stehend ausgeführt, um Verankerungen an der historischen Baustruktur zu vermeiden. Zudem waren unter anderem das hölzerne Chorgestühl, der Altar und die Chororgel zu überbauen und zu umbauen.

Die Ingenieure realisierten die komplexe 3-D-Gerüstplanung mithilfe der BIM-Methode. Mangels Bestandsplänen wurde der Innenraum des Chors zuvor in Zusammenarbeit mit der Münsterbauhütte mittels 3-D-Laser­scanning ­erfasst und in ein 3-D-­Bauwerks­modell überführt. So konnten bereits in der frühen Planungsphase mögliche Kollisionen mit der erhaltungswürdigen Bausubstanz bei der späteren Montage des Arbeitsgerüsts ausgeschlossen werden.

Durch die hohe Planungsqualität liessen sich Probleme bei der Umsetzung auf der Baustelle vermeiden, was einen effi­zienten und sicheren Mon­ta­ge­ablauf ermöglichte. Ein weiterer Vorteil der detaillierten Gerüst­planung: Getaktete, auf die Montagefolge abgestimmte Materiallieferungen sorgten dafür, dass nur wenig Lagerplatz benötigt wurde – ein wichtiger Aspekt bei den beengten Platzverhältnissen im und rund ums Ulmer Münster.

Die Gerüstkonstruktion basierte weitgehend auf einem Grundraster von 2.50 m auf 2.50 m. Zur geometrischen Anpassung an den Chorraum mit all den Nischen und Ausrundungen sowie unter Berücksichtigung des Altars, des Chorgestühls und der Orgel sorgte ein Raster in 25-cm- bzw. 50-cm-Schritten für Flexibilität. Dadurch wurden bei der Gerüstmontage zeitaufwendige Kupplungsverbindungen weitgehend vermieden. Selbst Auskragungen und Abhängungen liessen sich mit Systembauteilen ausführen. So wurde beispielsweise der knapp 500 Jahre alte Hauptaltar überbaut, indem die darüber angeordneten ­Gerüstfelder am umliegenden Raumgerüst mit Standard-Knotendiagonalen abgehängt wurden.

Im Anschluss an die Fertigstellung und Freigabe der Gerüstkonstruktion wurde das Decken­gewölbe überprüft, gereinigt und instandgestellt. Seit Anfang 2020 ist der Chorraum wieder zugänglich.

An Bau Beteiligte


Bauherrschaft
Münsterbauhütte Ulm


Gerüstbauunternehmen
Mack Gerüstbau, Nersingen (D)


Projektbetreuung
PERI Niederlassung Weissenhorn, PERI Compentence Center Industrie

Sur ce sujet