«Teil­neh­mer brau­chen im­mer mehr Fi­nanz­kraft»

In den letzten Monaten ist eine Diskussion um den (offenen) Architekturwettbewerb entbrannt. Das offene Verfahren bietet jungen Büros eine Chance, sich zu etablieren. Doch die Anzahl sinkt kontinuierlich. Wir haben mit jungen Büros aus der ganzen Schweiz gesprochen. In dieser Folge: Thomas De Geeter aus Zürich.

Publikationsdatum
20-04-2021

espazium.ch: Wie steht es in der Deutschschweiz um den Architekturwettbewerb?

Thomas De Geeter: Die aktuellen Diskussionen zum offenen Wettbewerb habe ich mit grossem Interesse mitverfolgt. Dies vor allem, weil mein Büro ausschliesslich auf Wettbewerbe – offene oder eingeladene – angewiesen ist. Die Bürogründung war in meinem Fall nur möglich dank dem Gewinn eines offenen Wettbewerbs.

Die abnehmende Anzahl ausgeschriebener offener Wettbewerbe ist aus diesem Grund auch für mich besorgniserregend. Allerdings muss ich hinzufügen: Aus meiner Sicht ist die Situation in der Schweiz immer noch deutlich besser als in vielen anderen europäischen Ländern. In Belgien, wo ich mein Studium abgeschlossen habe, gibt es so gut wie keinen offenen Wettbewerb – und bei den eingeladenen Wettbewerben auch keine Wildcards oder Nachwuchsregelungen.

espazium.ch: Ist man beim Wettbewerb im Vorteil, wenn man experimentell vorgeht?

Thomas De Geeter:  Das kann ich leider nicht mit Ja oder Nein beantworten. Der Wettbewerb wäre aus meiner Sicht ein wichtiges Instrument, um Experimente – sei es in der Organisation, Typologie oder Konstruktion – zu fördern und diese zu anerkennen oder zu prämieren.

Es braucht allerdings, in Anbetracht des immer grösser werdenden Aufwands, immer mehr Risikobereitschaft und vor allem Finanzkraft der Teilnehmenden, um mit einer experimentellen Idee ins Rennen zu gehen. Nicht zuletzt, weil der Fokus der Bauherrschaften öfters weniger auf einem starken Konzept liegt, sondern eher auf der wirtschaftlichsten Lösung.

espazium.ch: Müsste man die Wettbewerbsverfahren weiter entwickeln?

Thomas De Geeter: Ja. Vor allem bei den grösseren Wettbewerben ist der Aufwand inzwischen so gross geworden, dass dies ein Büro finanziell stark belastet. Ein prüfenswerter Lösungsansatz wären Verfahren, die in der ersten Stufe als offener Ideenwettbewerb und in der zweiten Stufe als eingeladener Projektwettbewerb durchgeführt würden. Das Risiko für die Teilnehmer ist dabei vertretbar, und der Bauherr hat die Auswahl aus einem möglichst grossem Spektrum an Lösungsansätzen.

Serie «u40 und der Wettbewerb»

 

Passend zum Wettbewerbsthema der Januar-Ausgabe 2021 von TRACES haben wir drei Fragen an Gewinner von Architekturwettbewerben aus den Jahren 2015 bis 2020 unter 40 Jahren gestellt. Wir baten sie auch, einen prägenden Wettbewerb ihrer jungen Karriere als Referenz zu wählen.

 

Weitere Beiträge lesen Sie hier.

 

 

Thomas De Geeter Architektur wurde 2013 von Thomas De Geeter (*1985) in Zürich gegründet.

Auswahl der teilgenommenen Wettbewerbe:


Wohn-und Werkheim Worben

Schulhaus Pfarrmatte, Marbach

Schulanlage Birchlen, Dübendorf

Erweiterung Klinik Sonnenhof, Ganterschwil

 

 

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