Was kann Beton heute leisten?
Eine Antwort versucht die aktuelle Ausstellung in der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich: Über 80 Betonexponate der Wiener Baumaterialplattform OFROOM zeigen aktuelle Entwicklungen der Branche im europäischen Raum.
Die Baumaterialplattform OFROOM aus Wien ist zu Gast in der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich. Die Ausstellung «Einblicke: Betonspezialitäten» präsentiert die jüngsten Entwicklungen und Produkte der Betonbranche. Ende Februar wurde sie mit fünf Kurzreferaten zu aktuellen Forschungsprojekten eröffnet.
Neueste Entwicklungen ermöglichen einen reduzierten und ressourcenschonenden Materialeinsatz. Der an TU Berlin entwickelte Infraleichtbeton hat ein geringes spezifisches Gewicht und damit einhergehende gute Wärmedämmeigenschaften. Putz- und Verkleidungsarbeiten sind nicht notwendig, was Material und Kosten einspart. Mit dem Gradientenbeton (ILEK Stuttgart) lassen sich je nach lokalen Anforderungen die Materialeigenschaften im Bauteil gezielt ändern. So kann vermieden werden, dass Material nicht beansprucht wird und überflüssig bleibt. Das an der HTWK Leipzig entwickelte vakuumgedämmte Fassadenelement vakutex mit Textilbeton besteht aus sechs Schichten mit einer Gesamtstärke von nur 11 cm – das entspricht dem Viertel einer herkömmlichen Fassade.
Das Verbundprojekt «PureBau» zeigt, wie Baustoffe von Fassaden unter Zugabe von Titandioxid photokatalytisch luftreinigend wirken. Die Firma Voxeljet präsentiert die Erstellung komplexer Formen und Schalungen für Architektur und Design mit 3-D-Drucksystemen.
Bis zum 13. April kann man sich über die verschiedensten innovativen Anwendungen von Beton informieren bzw. diese testen. Über 80 Betonmuster aus den Bereichen Forschung, Gebäudetechnik, Fassadenbau, Innenarchitektur, Design und Infrastruktur hat OFROOM zusammengetragen. Zahlreiche Exponate kommen von europäischen Hochschulen und Forschungsinstituten. Dazu zählen Aerogel-Betone, UHPCs, Textilbetone, Sandwichkonstruktionen, Composite-Betone, Leichtbeton und 3-D-Betondrucke. Auch historische Betone sind zu sehen. Die Exponatesammlung von OFROOM ist derzeit die umfassendste im deutschsprachigen Raum.
Faszinierend ist der Test am funktionalisierten Material «TouchCrete»: Bei Berührung leuchtet eine mit ihm verbundene Lampe auf. Der elektrisch leitfähige Beton ist mit einer berühungssensitiven Oberfläche versehen. Künftig werden sich damit Gebäude ohne sichtbare Schalter und mit minimalster Verkabelung gestalten lassen – für die Licht- und Steuerungstechnik tun sich neue Wege auf.
Zu 65 Exponaten kann man sich in einem von OFROOM erstellten Buch weitergehend informieren. Die umfassende Ausstellung ist anregend und bereichernd und zeigt, dass Beton viel mehr als nur kalt, hart und rau sein kann.