Tie­fe­rer Sa­nie­rungs­wert für Queck­sil­ber

Das Bundesamt für Umwelt will bei Quecksilber-kontaminierten Gärten den Sanierungsgrenzwert senken, um spielende Kinder zu schützen. Die Vereinigung von betroffenen Anwohnern in Visp bezeichnet dies als gute Nachricht.

Publikationsdatum
09-09-2014
Revision
01-09-2015

Der Sanierungswert für Standorte bei Haus- und Familiengärten, Kinderspielplätzen und Anlagen, auf denen Kinder regelmässig spielen, beträgt zurzeit fünf Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Boden. Zwei vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Auftrag gegebene Studien haben jedoch ergeben, dass bereits ab zwei Milligramm pro Kilogramm eine gesundheitliche Gefährdung von Kindern möglich ist.

Deshalb schlägt das BAFU vor, den entsprechenden Sanierungswert für Quecksilber in der Altlasten-Verordnung auf zwei Milligramm pro Kilogramm herabzusetzen. Werde dieser Wert nicht überschritten, sei keine Gefährdung von spielenden Kindern zu erwarten.

Während heute die Kantone bei Belastungen zwischen 2–5 mg/kg Quecksilber Nutzungseinschränkungen erlassen müssen, müssen künftig bei Haus- und Familiengärten oder Kinderspielplätzen bereits ab 2 mg/kg Quecksilber Sanierungsmassnahmen eingeleitet werden.

Das BAFU hat den Entwurf der revidierten Altlasten-Verordnung heute in die Anhörung geschickt. Die Anhörung dauert bis am 9. Oktober.

Verschmutzung bei Visp

Hintergrund der Senkung des Sanierungswertes ist die grossflächige Quecksilberbelastung der Böden im Gebiet Visp-Niedergesteln im Wallis, die 2010 entdeckt worden war. Nebst landwirtschaftlichen Gebieten sind dort auch Böden in Wohngebieten betroffen.

Bei weiteren Messungen wurden auch bei zwei Fussballplätzen eine Quecksilber-Verschmutzung entdeckt. Die Altlasten stammen von der Chemiefirma Lonza, die von 1930 bis in die 1970er-Jahre Quecksilber in den Grossgrundkanal ableitete.

Das Gewässer fliesst an den verschmutzten Wohngebieten vorbei. Von heute 98 untersuchten Parzellen sind 15 mit mehr als 5 mg/kg verschmutzt. Für sie gilt bereits heute eine Sanierungspflicht. Weitere 16 Parzellen weisen Quecksilber-Werte zwischen 2 und 5 mg/kg auf.

Gute Nachricht für Anwohner

Diese Grundstücke müssten mit der Senkung des Sanierungswertes ebenfalls gereinigt werden. Für die betroffenen Anwohner von Parzellen ab 2 mg/kg sei das eine gute Nachricht, sagte Thomas Burgener, Co-Präsident der Anwohnervereinigung IG Quecksilber und früherer Walliser Staatsrat. Die Sanierung ihrer Grundstücke dürfte somit gesichert sein.

Allerdings müsse man nun noch eine Lösung für die weniger verschmutzten Grundstücke mit einer Belastung von 0.5 bis 2 mg/kg Quecksilber finden, sagte Burgener. Bisher wurden bei 25 Parzellen diese Werte gemessen. Die Untersuchungen im Gebiet zwischen Niedergesteln und Visp sollen bis 2014 abgeschlossen sein.

Die Lonza hatte sich im Juni bereit erklärt, die Sanierung von Grundstücken mit Belastungen ab 2 mg/kg vorfinanzieren zu wollen. Über den Kostenverteiler soll später der Kanton Wallis nach Abklärung der Verantwortlichkeiten entscheiden.

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