Stahl-In­no­va­ti­ons­preis 2012

Publikationsdatum
08-07-2012
Revision
25-08-2015

Die von dem Berliner Ingenieurbüro schlaich bergermann und partner und dem Studio Tobias Rehberger aus Frankfurt am Main gestaltete Spannbandbrücke «Slinky springs to fame» in Oberhausen ist Ende Juni mit dem deutschen Stahl-Innovationspreis 2012 ausgezeichnet worden. 
Die Fuss- und Radwegbrücke über den Rhein-Herne-Kanal ist Teil des Projekts «EMSCHERKUNST.2010» im westlichen Ruhrgebiet und verbindet den Kaisergarten am Schloss Oberhausen mit den Rad- und Wanderwegen der Emscherinsel. Die Brücke ist gleichermassen Querungshilfe wie begehbares Kunstwerk. Die Brücke wirkt wie ein farbiges Band, das sich über den Schifffahrtsweg windet, umschlungen von einer überdimensionalen Spirale. Entsprechend dem Konzept des Künstlers Tobias Rehberger umhüllen 496 Spiralwindungen mit einem Durchmesser von je fünf Meter die insgesamt 406m lange Brücke. Um die erforderliche Durchfahrtshöhe für Schiffe zu gewährleisten, gliedert sich das Bauwerk in zwei gewundene Brückenrampen mit einer leicht begehbaren Steigung von 6% sowie eine dreifeldrige Hauptbrücke mit Spannweiten von 20 Meter, 66 Meter und 20 Meter.

Filigrane Linienhaftigkeit

Um die gewünschte Leichtigkeit und Lebendigkeit des künstlerischen Entwurfs zu realisieren, wählten die Ingenieure von schlaich bergermann und partner als Tragwerk eine Spannbandbrücke. Zwei massereduzierte, parallel laufende Blechbänder aus hochfestem Feinkornbaustahl S690 mit einer Breite von 460 Millimetern und einer Dicke von 30 Millimetern tragen drei Brückenfelder bis zu den äusseren V-förmigen Stützen im Uferbereich. Der Zug aus der Vorspannung der Bänder wird über Umlenksättel als Druckkraft in die aus Stahl S355 gefertigten schrägen Stützen sowie als Zugkraft über vertikale Zugverankerungen aus Stahl S460 in die massiven Widerlager abgeleitet. Die Überbauhöhe des Brückenstegs einschließlich der aufgesetzten Gehwegelemente, an denen Geländer und Spiralen befestigt sind, beträgt nur 120 Millimeter. Spannbänder verhalten sich bei dynamischer Belastung wie Seile. Das leichte Schwingen der Brücke im Zusammenspiel mit dem federnden Tartanbelag des Stegs sowie der farbigen Rhythmisierung des Gehwegs ist gewollt und verstärkt das Erleben beim Begehen. Der Weg ist das Ziel - und das insbesondere in den Abendstunden, wenn dezente LED-Beleuchtung den farbigen Brückenüberbau wirkungsvoll in Szene setzt.
Durch den Einsatz des hochfesten Stahls konnten der Querschnitt und damit das Gewicht der Stahlblechbänder im Vergleich zu normalem Baustahl um mehr als die Hälfte reduziert werden. Bezogen auf die Hauptspannweite ist dieses Bauwerk Europas längste Spannbandbrücke aus hochfestem Stahl. 

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