Schul­bau als Ent­wick­lungs­an­stoss

Projektstudie Schul-, Kultur- und Sportanlage Schönau, Steffisburg

Der Schulraum in Steffisburg wird knapp. Die Gemeinde will den Neubau der Kultur- und Sportanlage als Ausgangspunkt nutzen, um einen komplett neuen Masterplan für das Areal umzusetzen.

Publikationsdatum
05-11-2020

In Steffisburg besteht heute ein zusätzlicher Bedarf an Freianlagen wie Rasenspielfeldern, Leichtathletikanlagen und Sporthallen. Die bestehende Sport­infrastruktur ist für den Schulbetrieb und die Vereine nicht ausreichend, und der gesetzliche Auftrag für den obligatorischen Sportunterricht lässt sich nicht mehr vollumfänglich erfüllen. Bereits im Jahr 2014 wurde ein Konzept ausge­arbeitet, das eine Bedarfsanalyse und eine Standortbeurteilung be­­inhaltete. Insgesamt fehlen eine Drei­fach­halle, ein Fussball-Aussenspielfeld (Kunstrasen), ein Hartplatz (Allwetterplatz), Leicht­­ath­letik­an­lagen und Parkplätze. Mit der Bündelung der Nutzungen am Standort Schönau soll ein neues Schul-, Kultur- und Sportzentrum entstehen.

Zusätzlich zur Sportinfrastruktur sollten zwei weitere Nutzungen im Studienauftrag geprüft werden. Dies sind einerseits der Neubau einer Wärmezentrale und andererseits die Kombination der Autoeinstellhalle mit einer öffentlichen Zivilschutzanlage.

Bestehende Gebäude der Schulanlage wie die Aula, der ­Spezialtrakt, die Doppelturnhalle und das Gebäude Schönau I sind veraltet und müssen in absehbarer Zeit umfassend erneuert oder ersetzt werden. Prognosen der künftigen Schüler- und Klassenzahlen sind für eine nachhaltige Arealentwicklung ebenso zu berücksichtigen.

Effiziente Entwicklung

Mit einem Masterplan will die Gemeinde Steffisburg ein Planungs­instrument erhalten, mit dem sie ­zielgerichtet und effizient auf die zukünftigen Anforderungen reagieren kann. Dafür hat die Gemeinde einen Studienauftrag im selektiven Verfahren mit Präqualifikation durchgeführt.

Die Jury empfiehlt einstimmig den Entwurf von Rykart Architekten zur Weiterbearbeitung. Um für die Realisierung eine breite Akzeptanz in der Politik und bei den Stimmbürgern zu erhalten, müssen die Baukosten reduziert werden. Im Vorprojekt sind dafür die Projekt- und Kostenplanung in Einklang zu bringen.

Etappierte Erweiterung

Basierend auf dem heutigen Bestand will das Siegerteam die Schulanlage in Etappen kontinuierlich weiter­entwickeln. Der Grundstein wird mit dem kompakten Neubau der Kultur- und Sportanlage gelegt. Die Erweiterung und Aufstockung des Spezialtrakts werden im Rahmen der Schulraumerweiterung als zweiter Baustein empfohlen. Die weiteren Elemente können sowohl als Erweiterung der bestehenden Bausub­stanz wie auch als Ersatzneubauten realisiert werden.

Die geforderte Schulraum­erweiterung erfolgt konzentriert beim sanierungsbedürftigen Spezialtrakt als Anbau mit Aufstockung in Leichtbauweise. Die Flexibilität der Nutzung ist mit einem modularen Raumsystem gewährleistet und vermag auch auf künftige veränderbare Raumansprüche zu reagieren.

Die Jury empfindet den Projektvorschlag mit der vertikalen Stapelung der Erweiterungen und Aufstockungen als einen herausragenden Beitrag, um die vielfältigen Räumlichkeiten auf allen Ebenen und  auch mit dem Aussenraum auf dem zur Verfügung stehenden Areal optimal zu verweben. Er überzeugt primär mit der Setzung der Gebäude auf dem Gelände und der volumetrischen ­Erscheinung. Die Planenden haben sich intensiv mit den Programm­anforderungen auseinandergesetzt und ihren Entwurf in den Kontext zur bestehenden Schulanlage, zur Anschlussstrasse und zum westlich angrenzenden Landwirtschaftsgebiet gestellt. Die Verbindung und funktionelle Verknüpfung der unterschiedlichen Aussenraumangebote sind mit dem Gebäudekonzept, vor allem auf der Bewegungsebene der Nutzer, raffiniert gelöst. Das flexible Grundrisskonzept gewährleistet für die weitere Entwicklung des Projekts den notwendigen Gestaltungsspielraum. Das äussere Erscheinungsbild ist im architektonischen Ausdruck hingegen noch entwicklungsfähig. In allen Bereichen der Nachhaltigkeit vermag der Projektvorschlag zu überzeugen. Die neue Sport- und Kulturhalle wird im Konzept von Rykart Architekten zum Zentrum der Schulanlage.

Pläne und Jurybericht zum Wettbewerb finden Sie auf competitions.espazium.ch

Auszeichnung

Rykart Architekten, Liebefeld; ingenta, Bern; Elektro­planung Schneider, Münchenbuchsee; Matter + Ammann, Biel; w + s Landschaftsarchitekten, Solothurn

Weitere Teilnehmer

Haller Gut Architekten, Bern; Weber Brönnimann, Bern; Indermühle Bauingenieure, Thun; IEM, Thun

wb Architekten, Bern; WAM Planer und Ingenieure, Bern; Indermühle Bauingenieure, Thun; Varrin & Müller, Bern; Matter + Ammann, Biel; Hager Partner, Zürich

Bauzeit Architekten, Biel; Bauleitung, Biel; Bührer + Dällen­bach Ingenieure, Steffisburg; Indermühle Bau­ingenieure, Thun; Amstein + Walthert, Zürich; Extrã Landschaftsarchitekten, Bern; Büro Dudler, Biel

Caesar Zumthor Architekten, Basel; Lukas Raeber, Basel; Caretta Weidmann, Zürich; wh-p Ingenieure, Basel; Pro Engineering, Basel; Drees & Sommer, Zürich; Andreas Geser Landschaftsarchitekten, Zürich; Rapp Infra, Basel

FachJury

Ernst Gerber Villena, Architekt, Liebefeld; Hans Klötzli, Landschaftsarchitekt, Bern; Dan Hiltbrunner, Architekt, Bern; Hans-Peter Hadorn, Architekt, Leiter Hochbau / Planung, Steffisburg (Ersatz)

SachJury

Jürg Marti, Gemeindepräsident Steffisburg (Vorsitz); Christian Gerber, Departementsvorsteher Hochbau/Planung, Steffisburg; Hans Berger, Departementsvorsteher Bildung, Steffisburg (Ersatz)

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