Rück­bau ei­nes Ver­suchs­re­ak­tors

Stilllegung einer Kernforschungsanlage

Das Paul Scherrer Institut (PSI) will auch seine dritte Kernforschungsanlage endgültig demontieren. Die Pläne müssen vom Bund erst noch bewilligt werden.

Publikationsdatum
02-03-2016
Revision
02-03-2016

In Würenlingen ist eine grosse Aufräumaktion in Gang: Das Paul Scherrer Institut (PSI) hat Anfang Jahr rund 20 kg Plutonium in die USA abtransportieren lassen. Dabei handelte es sich um wiederaufbereitete Brennstäbe, die für den ehemaligen Forschungsreaktor «Diorit» verwendet wurden (vgl. TEC21 49/2014). Die Versuchsanlage war zwischen 1960 und 1977 in Betrieb; Stilllegung und Rückbau erfolgten nicht ganz problemlos, aber konnten vor dem Jahr 2000 abgeschlossen werden. Das seither verbliebene Plutonium ist nun endlich im Rahmen von internationalen Nuklearvereinbarungen und eines bilateralen Abkommens mit dem US-amerikanischen Energieministerium in die USA zur Lagerung abtransportiert worden; «unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen», wie das PSI mitteilt.

Derweil wartet bereits der nächste, stillgelegte Forschungsreaktor auf die kontrollierte Demontage. Die Versuchsanlage «Proteus» stammt von 1968 und steht seit 5 Jahren still. Die Kernelemente sind bereits entfernt worden. Das PSI geht davon aus, dass beim Rückbau keine radioaktiven Abfälle für die Endlagerung anfallen werden. Rund 550 t Material sollen konventionell entsorgt werden können; weitere 8.2 t Stahl seien zwar leicht verstrahlt. Nach einer Zwischenlagerung von rund 30 Jahren werde die Radioaktivität jedoch abgeklungen sein. Die Gesamtkosten für den Rückbau der alten Anlage werden auf rund 2.4 Mio Franken veranschlagt.

Öffentliche Auflage

Offiziell reichte das PSI das Gesuch um Anordnung der Reaktorstilllegung im Dezember 2014 beim Bundesamt für Energie (BFE) ein. Die Projektunterlagen liegen von März bis Mitte April bei der Standortgemeinde Würenlingen öffentlich auf. Gemäss aktuellem Zeitplan wird der Bund einen Entscheid bis Ende 2016 erlassen. Bereits ein positives Urteil hat die Atomaufsichtsbehörde ENSI gefällt: Der Rückbau des Forschungsreaktors «Proteus» wird aufgrund des eingereichten Vorgehens als machbar beurteilt; vorausgesetzt der zwischengelagerte Kernstoff werde vor Beginn des Rückbaus aus dem Arbeitsbereich entfernt.

Allerdings rechnet die Aufsichtsbehörde damit, dass konventionelle Gefahrenstoffe wie Asbest und PCB anfallen werden. Asbest habe sich bei Stilllegungsprojekten als eine «der grössten Gefahren für die Arbeitssicherheit» erwiesen, so die Behörde. Das PSI-Gebäude, in dem die Versuchsanlage steht, soll nach Abschluss der Stilllegung erhalten bleiben und einer neuen Nutzung zugeführt werden können.

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