Pro­ble­ma­ti­scher Bau­her­ren­ent­scheid in Vals

Im Mai 2014 entschied sich die 7132 AG als Eigentümerin des Hotels Therme in Vals, einen Studienauftrag durchzuführen für den Neubau eines Hotels im Luxussegment. Nun distanzieren sich die Fachjuroren von der Bauherrschaft.

Publikationsdatum
10-02-2015
Revision
25-08-2015
Sacha Menz
Professor für Architektur und Bauprozess, ETH Zürich, Partner SAM Architekten und Partner

Die unterzeichnenden Architektinnen und Architekten hatten sich im Vorfeld damit einverstanden erklärt, im Beurteilungsgremium mitzuwirken, wenn das Verfahren nach den Vorgaben der SIA 143 «Ordnung für Architektur- und Ingenieurstudienaufträge» durchgeführt wird. Vorgesehen war, dass der japanische Architekt Tadao Ando den Vorsitz des Beurteilungsgremiums übernimmt. Eingeladen wurden acht renommierte internationale Architekturbüros. 

Das Verfahren wurde mustergültig durchgeführt, inklusive Zwischenbesprechung mit den Projektverfassern. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Tadao Ando nicht an den Besprechungen des Beurteilungsgremiums teilnehmen. Aus diesem Grund übernahm Louisa Hutton den Vorsitz des Beurteilungsgremiums. Die Stimme von Tadao Ando vertrat Herr Masataka Yano, langjähriger Mitarbeiter im Büro Ando und Projektleiter des vorgesehenen Projektes «Valser Pfad».

Nach einer mehrtägigen Beurteilung verblieben Ende Dezember 2014 drei Projekte in der engeren Wahl. Die Projekte stellen im Grundsatz unterschiedliche Lösungsansätze dar, die in Teilen faszinierende Antworten zur gestellten Aufgabe geben, in anderen Bereichen aber wichtige Fragen offen lassen. Nach einer zusätzlichen Beurteilungsrunde konnte kein eindeutiger Sieger des Verfahrens bestimmt werden.

Eine Überarbeitung der vorgelegten Projekte wurde verworfen, da diese aufgrund der unterschiedlichen Haltungen kaum zu einer Klärung der aufgeworfenen Fragen geführt hätte. Es wurde abschliessend und einstimmig im Beurteilungsgremium beschlossen, das Verfahren ohne Ergebnis und ohne Empfehlung zu beenden.

In der Pressemitteilung der 7132 AG vom 4. Februar 2015 wird dieser Sachverhalt jedoch mehrfach unkorrekt dargestellt. Der Studienauftrag wurde weder entschieden, noch hat sich das Beurteilungsgremium für drei finale Projekte ausgesprochen bzw. diese als Empfehlung an die Bauherrschaft genannt.

Das letztendlich durch die Bauherrschaft gewählte Projekt zur Weiterbearbeitung weist in Bezug auf die architektonische Ausformulierung, die Massstäblichkeit, die Einbindung in die ortsspezifischen Gegebenheiten, die Ankunftssituation und Übergänge zum Bestand sowie die Materialisierung erhebliche Fragezeichen auf. Entsprechend distanzieren sich die unabhängigen Fachexperten des Beurteilungsgremiums von der Wahl des Projektes von Morphosis Architects zur Weiterbearbeitung durch die Ausloberin des Studienauftrags.

 

Verwandte Beiträge