Neues Architekturzentrum für Zürich
Anfang September wurde das Zentrum Architektur Zürich in der Villa Bellerive eröffnet. Die Eröffnungsausstellung «Zürich – Berlin» stellt die Arbeit von Alfred Breslauer, dem Erbauer der Villa Bellerive, ins Zentrum. Beides überzeugt nur teilweise.
Das ZAZ – Bellerive soll eine neue Grösse in der Architekturszene der Schweiz werden und als interdisziplinäres Forum dienen. Ein Raum für architektonische Experimente ist im Kulturleitbild der Stadt Zürich schon lang im Gespräch. Den Wegzug des Museums für Gestaltung aus der Villa Bellerive nutzte das Gründungsgremium, bestehend aus SIA, BSA, ETH Department Architektur und dem Architekturforum Zürich, um die Idee des Ausstellungsraums, des interdisziplinären Forums und Veranstaltungsorts für kulturelle Anlässe zu den Themen Stadt, Architektur, Raum und Umwelt Realität werden zu lassen.
Die Eröffnungsausstellung «Zürich – Berlin» stellt die Arbeit des Berliner Architekten Alfred Breslauer, dem Erbauer der Villa Bellerive, ins Zentrum. Gezeigt wird auch das Werk seiner Tochter, der Fotografin Marianne Breslauer. Alfred Breslauer emigrierte 1938 nach St. Gallen, seine Tochter zog später mit ihrem Mann nach Zürich. Der Fokus der ausgestellten fotografischen Werke richtet sich jedoch auf Marianne Breslauers Berliner Jahre. Die Ausstellung will das mondäne Berlin am Ausgang der Weimarer Republik auf Zürich rückkoppeln – konkret auf das Haus und seine Bauherrschaft. Zwei weitere Teile ergänzen die Eröffnungsausstellung: das Hörspiel von Andreas Liebmann «Blue Garden», in dem das Schicksal der ersten Villenbewohner nachgezeichnet wird, und der Roman «Die Turnachkinder» von Ida Bindschedler, der im Haus «Seeweid» spielt, das von 1675 bis 1924 an der Stelle der Villa Bellerive stand.
Die Ausstellungsmacher wollen diese lokalhistorischen Spuren mit der «berlinischen» Architektur der Villa verweben. Das glückt jedoch nur partiell. Denn der lokalhistorische Kitt und die familiären Bande, die die verschiedenen Teile der Ausstellung zusammenhalten sollen, erscheinen an vielen Stellen doch sehr dünn. Bei den involvierten Institutionen sollte man meinen, dass eine Eröffnungsausstellung mehr überzeugen könnte.
Vielleicht muss das neuen Format des ZAZ seine richtige Justierung und Fokussierung erst noch finden. Doch auch bei der Ankündigung des zukünftigen Programms wird nicht ganz klar, welche zusätzliche Kompetenz das ZAZ bieten kann, die die bestehenden Einrichtungen nicht mitbrächten. Bei einem sind sich die Veranstalter jedoch einig: Ersetzen kann das ZAZ die bestehenden Architekturinstitutionen nicht, und es soll auch keine schon bestehenden Wege gehen. Bleibt abzuwarten, wohin es sich weiterentwickelt.