Auf massive Substanz gebaut
Neubau Geschäftshaus Emmenweid, Emmen LU
Das Konzept «Haus ohne Heizung» hat einen weiteren Standort gefunden.
In Emmen LU stand einst die erste Nylonfabrik der Schweiz. Von 1906 bis Anfang der 2000er-Jahre breitete sich die Viscosuisse auf einem knapp 9 ha grossen Areal an der Grenze zur Stadt Luzern aus. Nun entsteht darauf die «Viscosistadt». Als Pionierbau der Transformation wurde das emissionsarme Geschäftshaus «22–26» mit Walmdach realisiert. Das Besondere daran: Bauweise und Energiekonzept sind Derivate des Hauptsitzes des Vorarlberger Architekturbüros Baumschlager Eberle. Seit 2015 ist es in Lustenau in einem Gebäude ohne Heizung und ohne Dämmschicht zu Hause (vgl. TEC21 47/2015).
Das Raumklima wird zu den garantierten Komfortbedingungen (zwischen 22 und 26 °C) passiv, mithilfe natürlicher Sonneneinstrahlung und interner Abwärme sowie mit der Steuerung des Lowtech-Lüftungssystems reguliert. Genau gleich ist dies im fünfstöckigen Bürohaus im Luzerner Vorort organisiert. Die diesjährige Sommerhitze hat nur wenige Stunden mit Raumtemperaturen über 26 °C verursacht, bestätigen die Architekten.
Wie beim Prototyp in Lustenau gleicht die mächtige, massive Gebäudehülle (Betonkern und -decken, Backsteinaussenfassaden) natürliche Temperaturschwankungen aus. Und der Fensteranteil ist mit knapp 20 % der Fassadenflächen ebenso gering. Das Zweischalenmauerwerk ist über 70 cm dick; die Poren der Spezialbausteine sind konventionell mit Luft gefüllt.
Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Geschäftshaus in Emmenweid nicht frei stehend, sondern reiht sich an Südlage in ein denkmalgeschütztes Fabrikensemble ein. Sobald die Innentemperatur unter 21 °C sinkt, schaltet die LED-Beleuchtung ein. Deren Abwärme ist allerdings nur bei Leerstand, etwa über die Weihnachtstage, als Zusatzheizung gefragt. Gebäudekühlung und Frischluft werden über automatisch öffenbare Fensterflügel organisiert.
Neubau
2019
Bauherrschaft
Brun Real Estate AG, Emmenbrücke
Architektur/Energiekonzept
Baumschlager Eberle, Zürich
Bauphysik
T. A. U. Ingenieurbüro für
technische Physik, Lustenau (A)