Markt­taug­li­ches Schwei­zer Ge­bäu­de­zer­ti­fi­kat

Das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz geht an den Markt. Das zusätzliche freiwillige Nachhaltigkeitslabel soll vor allem öffentlichen Bauträgern und institutionellen Immobilieninvestoren nützen.

Publikationsdatum
18-12-2014
Revision
01-09-2015

28 Investoren und öffentliche Bauträger nahmen an der Pilotphase zum Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) teil; 26 erhielten bestätigt, dass ihre geplanten oder bereits erstellten Gebäude hohen gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Ansprüchen genügen.

Nun hat sich der Bund für eine Marktversion des Nachhaltigkeitsstandards entschieden. Gesucht wird ein Unternehmen, das sich um Entwicklung, Betrieb und Verbreitung des neuen Gebäudelabels kümmern will. Das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) lancierte dazu eine öffentliche Ausschreibung, die bis zum Februar 2015 läuft. 

Eine Umfrage des Bundesamts für Energie zeigt, dass der Bau- und Immobiliensektor «gegenüber einem neuen Label mehrheitlich positiv eingestellt ist». Fast 60 % der Befragten würden prüfen, damit eigene Gebäude zertifizieren zu lassen – neben ökologischen Anliegen auch für die Förderung der Reputation. Ein auf dem SNBS basierendes Gebäudelabel könne deshalb vor allem der öffentlichen Hand und institutionellen Anlegern dienen. 

Wie die von der Berner Fachhochschule im Sommer 2014 durchgeführte Befragung auch ergeben hat, sprechen sich nur 12 % gegen ein zusätzliches Zertifizierungsverfahren aus. An der Umfrage nahmen 450 Firmen teil; Planungsbranche und Bauherrschaften inklusive Bauherrenvertreter sind mit einem Anteil von je über einem Drittel vertreten.

Grundlage für das neue Label sollen die Erfahrungen aus der Pilotphase bilden. Demnach sind sowohl der Ablauf des Zertifizierungsverfahrens als auch das Setting der Nachhaltigkeitskriterien zu optimieren. Bauherrschaften und Planer bemängeln den hohen Initialaufwand, teilweise nicht nachvollziehbare Gewichtungsfaktoren und die subjektive Einschätzung bei ­einzelnen Kriterien.

Kritisch be­urteilt wurden auch Bewertungs­inhalte wie Mietermix versus Eigennutzung, urbane Standorte versus Biodiversität oder die starke Gewichtung des regionalökonomischen Effekts. Eine externe Evaluation der SNBS-Pilotphase ergab ausserdem, dass das Erbringen von Qualitätsnachweisen mit dem Zertifizierungsverfahren abzustimmen ist. Eine offene Frage sei ebenso, ob für öffentliche und private Bauten derselbe Nachhaltigkeitsmassstab gelten soll.

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