Feiner Schwung
Der Neubau für die Kriminalabteilung der Stadtpolizei Zürich muss in vielerlei Hinsicht gegensätzlichen Anforderungen gerecht werden.
Städtebaulich vermittelt der Baukörper zwischen den Gebäudefluchten seiner Nachbarn, besteht aber dennoch als Solitär mit eigener Identität; er erfüllt hohe Sicherheitsanforderungen, präsentiert der Stadt aber trotzdem, wie es in einer Demokratie angemessen ist, eine offene und auf schlichte Art repräsentative Ansicht. Der Grundriss ist rund um einen lastabtragenden Kern organisiert, der die vertikale Erschliessung und Nebenräume enthält, im Schnitt schafft ein zentrales, natürlich belichtetes Atrium eine Verbindung zwischen den Obergeschossen.
Damit der Bau künftige Umnutzungen möglichst unkompliziert zulässt, sind Roh- und Ausbau konsequent getrennt: Decken und tragende Wände sind aus Beton, meist in Sichtbetonqualität, die Trennwände dagegen als Leichtbaukonstruktionen erstellt. Die Installationen sind Aufputz geführt und damit gut zugänglich für Wartung und Anpassung.
Das Gebäude enthält hauptsächlich Büros, die an den Fassaden angeordnet sind. Diese sind als Bandfassaden mit einer Kombination von Festverglasungen und Öffnungsflügeln ausgebildet, sodass man die Leichtbautrennwände frei im Ausbauraster daran anschliessen kann. Dieser Flexibilität dient auch, dass der Sturz und die Brüstung die Versorgung der Räume übernehmen. Die gesamte Elektroerschliessung befindet sich in einem Brüstungskanal, die Wärmeverteilung erfolgt mittels darunter platzierter Heizwände; beide Systeme sind einfach, robust und nachinstallierbar und müssen bei einer Neueinteilung der Räume nicht verändert werden. Im Sturzbereich ist Platz für einen inneren Blendschutz, aussen liegende Rafflamellen übernehmen den Sonnenschutz.
Aussen sind die Brüstungen mit differenzierten, plastisch geformten vorgefertigten Faserbetonelementen verkleidet. Diese äusserste Hülle ist so präzise gefügt, ihre Oberfläche so glatt, dass sich eine entfernte Reverenz an die emaillierten Glasbrüstungen und Blechfassaden der Nachbarbauten andeutet. Gleichzeitig hebt sich der Neubau durch seine Leichtigkeit und Eleganz von der Umgebung ab: Die fein gegliederten Fensterbänder und die hellen, geschwungenen Brüstungen verleihen ihm im wahrsten Sinn des Wortes ein eigenes Profil.
Dieser Artikel ist erschienen in «Fassaden | Façades | Facciate – Zeitgenössische Bauten in der Schweiz».
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Facts & Figures
Vergabe
Gesamtleistungsstudie, 1. Preis, 2017
Projektierung
2018–2021
Fertigstellung
2021
Volumen (SIA 416)
55 619 m3
Geschossfläche (SIA 416)
15 774 m2
Baukosten BKP 1–9
72 Mio CHF
Energiestandard
Minergie-P-Eco