Holz­büh­nen auf Zeit

Editorial TEC21 18/2019

Publikationsdatum
01-05-2019

Die Lage der beiden Kulturbauten ist denkbar unterschiedlich: hier der Origen-­Turm an einer Transit­achse über die Alpen – dort die Interimsspielstätte der Tonhalle mitten im angesagten Zürich-West, einem ehemaligen Industrieareal.

Beiden gemeinsam ist das Rohmaterial für ihre Konstruktion: Fichte ist günstig, lässt sich gut und schnell verarbeiten und eignet sich daher speziell für Provisorien. Es scheint, dass sich bei neueren Holzbauten – noch viel mehr als bei ­anderen ­Materialien – die Trennung zwischen vorüber­gehend und permanent auflöst. Baurechtlich gibt es eine solche Unterscheidung gar nicht, da im Kanton Zürich und an vielen anderen ­Orten jeder Eingriff zonenkonform sein muss.

Provisorien ordnet man ausserdem oft einen archi­tektonisch eher zurückhaltenden Charakter zu. Gegenwärtig jedoch entstehen viele Holzbauten, die nicht nur kostengünstig, sondern auch qualitativ hochwertig und gestalterisch eigenständig sind. Sie rücken die Thematik seit geraumer Zeit in ein anderes Licht – und ­machen den Begriff «provisorisch» zu einem rein programmatischen.

Was will man mehr? Warum kann man nicht öfters so bauen, auch bei sogenannt permanenten Bauten – die ja auch nicht für die Ewigkeit ­stehen? Der Konzertsaal in der Maag-Halle hält länger als drei Jahre, und auch der Origen-Turm ist dazu gedacht, an einem anderen Ort wieder aufgebaut zu werden. Wo legt man den Massstab an? Oder anders gefragt: Wäre das, was für Proviso­rien recht ist, nicht auch für andere Bauten gut?

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