Fle­xi­ble Raum­nut­zung

Zwei Gebäude der Wogeno von 1881 in Zürich sollen durch einen Bau mit grösserem Wohnungsangebot ersetzt werden. Loeliger Strub Architektur schlagen in ihrem Siegerentwurf Wohnungen mit flexiblem Nutzungskonzept vor.

Publikationsdatum
02-10-2019

Seit 2015 ist die Wogeno im Besitz zweier Häuser an der Köchlistrasse im Zürcher Kreis 4. Bereits damals war geplant, anstelle der beiden 1881 erstellten Wohnhäuser mit je drei Dreizimmer­wohnungen einen Ersatzneubau zu ­realisieren. Anfang 2018 schrieb die Genossenschaft einen anonymen Projektwettbewerb mit vorangehender ­Präqualifikation für einen Ersatzneubau mit acht bis zehn Wohnungen aus.

Aus den 93 Bewerbern zur Prä­qua­lifikation wählte die Wogeno zehn Architekturbüros zur Teilnahme am Wettbewerb aus. Das im Juni 2018 ausgegebene Wettbewerbsprogramm musste aufgrund der geänderten BZO nochmals geändert werden, da die Parzelle Köchli­strasse 5 und 7 von der Änderung erheblich betroffen war. Im September 2018 stand dann das definitive Programm fest.

Bewertet wurden die gute Einbindung in die Stadtstruktur, die Volumetrie und Massstäblichkeit der Architektur und das Freiraum- und Erschliessungskonzept. Für die Bewertung der Funktionalität des Gebäudes waren der Gebrauchswert der Wohnungen und die Raum- und Nutzungsqualität derselben ausschlaggebend. Der Wohnraum sollte von den Architekturteams so konzipiert werden, dass er den Gemeinschaftssinn fördert, ohne individuelle Bedürfnisse einzuschränken.

Zusätzlich legte die Wogeno ein besonderes Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit und ein ökologisch nachhaltiges Konzept. Beachtet werden sollten der sparsame Umgang mit natürlichen Ressourcen zur Reduktion der Umweltbelastung und die Nutzung des Rückbaus.

Gemeinschaftsflächen und Nutzungsvielfalt

Die Jury empfahl einstimmig das Projekt «Wo Wo Wogeno» von Loeli­ger Strub Architektur zur Weiterbearbeitung. Mit ihrem Entwurf schlies­sen die Architekten den Blockrand an der Köchlistrasse komplett. Sie wollen die vorhandenen Bautypologien von Stadthäusern der Jahrhundertwende in der Anker­strasse und von Wohnhäusern aus den 1970er- und 1980er-Jahren in der Köchli­strasse durch ihren Neubau mit­einander verweben. Dafür arbeiten sie mit in den Strassenraum aus­kragenden Erkern, lukarnenartigen Dachaufbauten, französischen Fenstern, Band- und Eckfenstern, wodurch eine geschickte Anbindung an die Nachbarhäuser gelingt.

Der Grundriss des Gebäudes ist als Zweispänner mit einem innen liegenden Treppenhaus konzipiert. Die Wohnungen und die Büronutzungen im Erdgeschoss verfügen über jeweils einen eigenen Eingang, der zu einer zentralen Eschliessungs­halle führt. Hier sind auch die gemeinschaftlichen Flächen (Waschküche, Gartenzimmer) platziert. Dadurch wird jedoch die vermiet­bare Bürofläche kleiner als bei den anderen Projekteingaben.

Für die Überarbeitung des Entwurfs müssen deswegen die vermietbare Fläche im Erdgeschoss vergrössert und die bestehenden Büroflächen besser ­aus­genutzt werden. Der gartenseitig angeordnete Besprechungsraum und die Küche können vollflächig zum Garten geöffnet werden und von den Mietenden sowohl der Wohnungen als auch der erdgeschossigen Büros gemeinsam genutzt werden. Die sorgfältig ausgearbeiteten Begegnungsräume geben dem Gebäude einen gemeinschaftlichen Charakter.

Die vorgeschlagenen Wohnungen sind um eine zentrale grosse Halle organisiert, die durch die Bewohnenden zum Essen, Arbeiten oder Spielen genutzt werden kann. Mit der erkerartigen Küche und dem Gartenzimmer mit auskragendem Balkon kann die Halle in den Regelgeschossen erweitert werden. Die Architekten haben sie als «Scharnierräume» geplant, die mit den ­benachbarten Zimmern zu einem kleinen Raum­cluster zusammen­gebunden werden können. Der Durchstich über die gesamte Ge­bäudetiefe generiert interessante Raumabfolgen, und die flexible Zimmergestaltung ermöglicht viel­fältige Nutzungen für verschiedene Wohnformen.

Die Jury kritisiert, dass der Eingang mancher Wohnungen unmittelbar in die zentrale Halle nicht von Vorteil ist. Hier soll die Möglichkeit eines gut nutzbaren Eingangsbereichs geprüft werden. Zudem müssen die vorgeschlagenen Auskragungen angepasst werden. Der Aussenraum des Hofs der drei bestehenden Gebäude, in den sie hineinragen, gehört nicht zum Gestaltungsperimeter.

Den strassenseitigen Ausdruck des Gebäudes mit der differenzierten Ausarbeitung der stark gegliederten Erdgeschossfassade, den Erkern wie auch den Vor- und Rücksprüngen in den Attikageschossen beurteilt die Jury als gelungen. Die rigidere Innenhoffassade lässt eine entsprechende Selbstverständlichkeit jedoch ­vermissen.

Weitere Pläne und Visualisierungen zu diesen Wettbewerb finden sich auf competitions.espazium.ch

 

Auszeichnungen

1. Preis: «Wo Wo Wogeno»
Loeliger Strub Architektur, Zürich

2. Preis: «The Raw And The Cooked»
ARGE Boris Gusic & Nemanja Zimonjic, TEN Zürich; Seforb; 3Plan; Jauslin Stebler; Matthias Clottu

3. Preis: «Lazy Afternoon»
Hauenstein La Roche Schedler Architekten, Zürich

4. Preis: «Januar»
Käferstein & Meister, Zürich

5. Preis: «Gerrit»
Lütjens Padmanabhan Architekten, Zürich; SJB Kempter Fitze

Jury

Zita Cotti, Architektin, Zürich
Bertram Ernst, Architekt, Zürich
Natasa Radulovic, Architektin, Vorstand Wogeno
Anita Schlegel, Betriebs­ökonomin, Geschäftsleitung Wogeno
Tom Weiss, Architekt, Vorstand Wogeno (Vorsitz)

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