Trä­ger um Trä­ger zum De­ckel

Der Tagbautunnel der Einhausung Schwamendingen ZH erhält dieser Tage auf dem letzten Abschnitt seinen Deckel. Der Einbau der dafür massgefertigten Deckenträger beruht auf planerischen, logistischen und bauhandwerklichen Meisterleistungen.

Publikationsdatum
02-05-2023

Während der kommenden Wochen wird es beim Einschnitt der Nationalstrasse N1 in Zürich-Schwamendingen ruhig. Erstens, weil bis Mitte Juni in mindestens 25 Nächten kein Verkehr rollt und zweitens, weil das Einhausungsbauwerk in dieser Zeit auf dem letzten Abschnitt seinen Deckel bekommt.

Beim Einbau der gesamthaft 178 bis zu 70 Tonnen schweren, vorgefertigten Deckenträger im Abschnitt «Schörli» sind es tatsächlich die Generatoren für die Beleuchtung, die alle übrigen Baustellengeräusche übertönen. Sogar der 650-Tonnen-Raupenkran – einer der leistungsfähigsten in der Schweiz – gibt sich akustisch kaum zu erkennen. Und auch die Kommunikation unter den Bauleuten wirkt in diesen Nächten gedämpft; höchste Konzentration bei allen.

Ein Kraftakt in vielerlei Hinsicht

Diesem leisen Kraftakt geht eine lange konstruktive und logistische Planung voraus. Die Deckenträger sind allesamt Einzelanfertigungen und wurden per Ausnahmetransport von der Vorproduktion in Tafers FR auf die Baustelle am Rand der Stadt Zürich überführt. 120 Stück lagen vor dem Einbau bereits in Schwamendingen bereit, 58 werden noch just-in-time geliefert. Der Grund, weshalb man nicht wie im anschliessenden Abschnitt «Aubrugg» mit Deckenschalung und Ortbeton arbeitet, findet sich einige Meter unter der Nationalstrasse in Form eines parallel verlaufenden Tramtunnels, der nicht belastet werden darf. So entschied man sich für ca. 30 Meter lange, 2.5 Meter breite und 1.5 Meter hohe Fertigbeton-Deckenelemente (Einfeldträger), die auf dem knapp 450 m langen Abschnitt die Lasten des Deckels und der nachmaligen Aufbauten direkt über die Aussenwände (und damit neben dem Tramtunnel) in den Untergrund leiten.

Aufgrund der horizontalen und vertikalen Linienführung der Nationalstrasse variiert jeder einzelne Träger in seinen Abmessungen. Dies hatte zur Folge, dass die fertigen Träger nicht etwa in einer beliebigen Reihenfolge auf den Lagerplatz der Baustelle transportiert und abgeladen werden konnten, sondern nur exakt bezeichnet und weitgehend in der umgekehrten Reihenfolge ihres Einbaus. Schweizweit standen gerade einmal sechs geeignete Fahrzeug-Kompositionen hierfür zur Verfügung.

Obschon die Träger nun jeweils zu Dreien aufeinandergestapelt sind, brauchen sie vor Ort reichlich Lagerfläche. Sie liegen entlang der Linienbaustelle und der gigantische Raupenkran bewegt sich von Depot zu Depot. Für grössere Umstellungen muss der Kran allerdings mit einem Arbeitsaufwand von jeweils 3.5 Arbeitstagen ab- und wieder aufgebaut werden.

Sicherheit und Leistung Hand in Hand

Während der Raupenkran die rund 70 Tonnen schweren Träger bei einer Ausladung von etwas mehr als 30 Meter vermeintlich mühelos versetzt, vergisst man schnell, welche Risiken die Arbeiten bergen. So könnte etwa eine gerissene Kranaufhängung einen Durchbruch des Trägers bis in den Tramtunnel zur Folge haben. Deshalb bleiben während der Nachtsperren (20.30 bis 5.30 Uhr) jeweils Nationalstrasse und Tramtunnel gesperrt.

Auch wurde der Umgang mit den Deckenträger-Elementen vorgängig an einem 1:1-Modell geprobt. Nun hat man den Eindruck, dass jeder Handgriff sitzt und die anvisierte Versetzleistung von zehn Trägern pro Nacht problemlos erreicht wird. Ohnehin scheinen die Arbeiten an der Einhausung gemäss Plan zu verlaufen: Die Inbetriebnahme der Nationalstrasse ist für Juli 2024 vorgesehen und bis im November desselben Jahrs sollen dann auch alle Umgebungsarbeiten abgeschlossen sein.

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