Ba­sel – ei­ne Stadt im tri­na­tio­na­len Raum

Denkraum für Baukultur

Am 14. Januar versammelten die Stiftung Architektur Dialoge Basel und espazium – Der Verlag für Baukultur an der Swissbau 2016 hochkarätige Experten, die über die künftige grenzüberschreitende Entwicklung Basels diskutierten. Ihr Fazit: Man blickt zuversichtlich in die Zukunft, doch man ist sich auch dessen bewusst, dass ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. 

Publikationsdatum
14-01-2016
Revision
14-01-2016

Basels geografische Lage im trinationalen Raum ist besonders. Die Stadt wächst, in den Quartieren ist eine dynamische Entwicklung spürbar. Doch wie kann sich die Stadt grenzüberschreitend entfalten? Welche politischen, administrativen und technischen Hürden sind zu nehmen? Hier setzt das Leitbild der IBA Basel 2020 an, die als erste Bauaustellung den Kontext dreier Länder andenkt: ein ungewöhnliches Experiment.

Im Rahmen der Swissbau 2016 luden die Stiftung Architektur Dialoge Basel und espazium – der Verlag für Baukultur ausgewiesene Basel-Kenner zur Veranstaltung «Denkraum für Baukultur: Basel – eine Stadt im trinationalen Raum» ein. In ihren Inputreferaten lieferten Dr. Beat von Wartburg, Direktor der Christoph Merian Stiftung, und Giorgio Lüthi, Gemeindepräsident von Münchenstein, wichtige Grundlagen zum Einstieg in die Thematik.

Von Wartburg erklärt den Sonderstatus Basels aus der Geschichte heraus – die Nachbarschaft zum Elsass und zu Baden liessen Basel immer nach Europa schauen, zumal die Stadt politisch in der Eidgenossenschaft eine untergeordnete Rolle spiele. Der Strukturwandel in der Wirtschaft und der Bevölkerungsentwicklung fordere eine Anpassung der Infrastruktur.

Lüthi fokussierte auf das Dreispitzareal: Es liegt je zur Hälfte auf dem Gebiet von Basel-Stadt und Münchenstein: Die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten werden immer kleiner, die Arbeitsplätze in der Industrie weichen der Dienstleistung. Darauf habe die Vision von Herzog & de Meuron mit ihrem Masterplan von 2002 aufgebaut, mit den ersten realisierten Projekten sei diese bereits sichtbar.

Seine Ausführungen zeigen, dass die künftige Entwicklung auch an den Dialog zwischen Basel-Stadt und Basel-Land geknüpft ist – neben dem internationalen Kontext eine nicht zu unterschätzende weitere Ebene.

Wie erleben die an der Planung Beteiligten diese internationalen und kantonalen Zusammenhänge? Diese Frage vertieften die Referenten im Anschluss gemeinsam mit Monica Linder-Guarnaccia, Direktorin der IBA Basel, und Beat Aeberhard, der seit 1. April 2015 Kantonsbaumeister von Basel ist.

Aeberhard fällt vor allem die Offenheit der Stadt auf, Probleme anzupacken. Es gebe auch Ängste, aber viele Gebiete blieben von Veränderungen unberührt. Die Stadt sei im Wandel, aber nicht alles werde umgekrempelt. Entscheidend für die Region seien Infrastrukturprojekte wie das Herzstück Regio-S-Bahn Basel oder der Rheintunnel zur Entlastung der Autobahn.

Für das Zusammenwirken der Region über Grenzen hinweg sind insbesondere die Kommunikation und Kooperation wichtige Bausteine. In dieser Hinsicht könnte die IBA Beiträge liefern. Im Rahmen der IBA, so Linder-Guarnaccia, können anhand exemplarischer Beispiele Prozesse begleitet und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit aufgebaut werden.

Es sei ein Labor auf Zeit, um neue Projekte anzudenken und für diese anschliessend die rechtliche Umsetzung zu erarbeiten. Kurz: den Mut zum Unmöglichen fassen. Denn fest steht, in den drei Ländern gibt es unterschiedliche Planungsinstrumente, Gewohnheiten und kulturelle Unterschiede. Die gesetzlichen Zusammenhänge zu klären ist eine der grössten Herausforderungen.

Von Wartburg gab zu bedenken, dass auch die Regularien im Vergleich zu früher wesentlich komplexer geworden seien. Früher sei ein pragmatischer Umgang möglich gewesen, weil es das nicht gab. Umso wichtiger sei es, das Bewusstsein aller Beteiligten zu schärfen und vor allem viel und offen zu kommunizieren.

Man müsse die Leute mitnehmen, ist Lüthi überzeugt – wichtig sei, bei sich selbst anzufangen. Denn immer wenn eine Lücke entstehe, sei das auch eine Chance, dass sich etwas Neues entwickelt.

Die moderne Übersetzung des IBA-Mottos ins Französische bringt es auf den Punkt: «Imaginer et batir l’avenir» ­–  sich die Zukunft vorstellen und diese Vision bauen.

Im Herbst ist Halbzeit bei der IBA. Ab September werden ausgewählte Projekte im Zwischenstand präsentiert. Die Ergebnisse und die weitere Entwicklung werden mit Spannung erwartet. 

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