Auch in der Kür­ze liegt die Wür­ze

Swiss Tunnel Congress 2017

Vom Tunnelbau ist man Höchstleistungen gewohnt. So auch am Swiss Tunnel Congress 2017: Stefan Maurhofer, Präsident der Swiss Tunnel Society, konnte am Eröffnungskolloquium über 375 Teilnehmer begrüssen – Rekord.

Publikationsdatum
06-07-2017
Revision
06-07-2017

Tunnelbauern, die das Tageslicht scheuen, wurde am Swiss Tunnel Congress Rechnung getragen. Fand die Tagung doch im grossen Konzertsaal des KKL Luzern statt. Jedoch müssen die Untertagebauer ihr Licht keinesfalls unter den Scheffel stellen, denn ihre Leistungen könnnen sich sehen lassen, wie aus den Vorträgen hervorging.

An eineinhalb Tagen wurde die grosse Bandbreite des Unter­tagebaus aufgeführt. Neben der Erstellung von Stollen und Kavernen im Kraftwerksbau sind zahlreiche Ertüchtigungen von Verkehrstunneln in der Projektierungs- respektive Ausführungs­phase. Durch die Medienpräsenz des Gotthard-Basistunnels (vgl. E-Dossier) sind vielleicht die kürzeren Untertagebauvorhaben in der Vergangenheit zunehmend aus den ­Augen der Öffentlichkeit gedrängt worden. So übersieht man leicht, dass allein für den Ausbau des Vier-Meter-Korridors der SBB 20 Tunnelbauwerke angepasst oder gar neu gebohrt werden müssen. 

Auch bei Strassentunneln besteht nach wie vor ein grosser Handlungsbedarf. Stellen beste­hende Strassenröhren doch oft ein Nadel­öhr dar, das auf einen gesamten Streckenabschnitt Auswirkungen hat. Das beste Beispiel hierfür ist der Gubristtunnel der Umfahrung Zürich.

Ist man mit dem Pkw endlich am Zielort angelangt, taucht das Problem der Parkplatzsuche auf. Die Stadt Thun möchte dies zukünftig vereinfachen. 45 Mio. Fr. sind für 300 unterirdische Parkplätze im Schlossberg Thun veranschlagt. 

Am Swiss Tunnel Congress werden jedoch nicht nur Bauprojekte und ihre Herausforderungen vorgestellt. Auch auf den ersten Blick weniger Spektakuläres fand seine Plattform. Einbauten aus Polymerbeton etwa, wie Rinnen in Tunneln, die ein unauffälliges Dasein fristen, im Fall der Fälle jedoch, sprich bei einem Unfall, ihr Potenzial entfalten können, um die Auswirkungen eines Brands eindämmen. 

Grossen Anklang fanden auch ausländische Projekte. Von Alaska über Sizilien bis zum Semmering-Basistunnel berichteten ­Projektbeteiligte über ihre Erfahrungen. Und vom Bau des längsten Eisenbahntunnels Norwegens liessen sich sogar Schlüsse darauf ziehen, weshalb die Norweger noch vor den Schweizern zu den glücklichsten Menschen der Erde zählen: Bei einem speziellen Vortriebsverfahren wird das harte Gestein erst mit 500 Bohrlöchern perforiert, bevor es mechanisch abgebrochen wird. Das Resultat der Methode? Kaum Erschütterungen beim Vortrieb und glückliche Menschen: «Tunnelling for patient people. The people have time», so die Vortragende Fredrikke S. G. Syversen. Nicht nur in der ­Kürze liegt die Würze.

 

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