Al­fred Rös­li wird 95

Publikationsdatum
04-12-2015
Revision
04-12-2015

Ein Ereignis in seinem vielseitigen Schaffen hat ihn vor über 50 Jahren vielen Bauingenieuren bekannt gemacht: An einem Belastungsversuch übertrafen die gemessenen Werte die vorher berechneten um 25% – Anlass für eine kleine Aufregung!

Wie kam es dazu? Am Kurs über plastische Berechnungsmethoden, den die Professoren Bruno Thürlimann und Hans Ziegler 1963 an der ETH Zürich abhielten, wurde das Ver­formungsverhalten von Baustahl, Bewehrungsstahl und Beton unter Zug- und Druckbeanspruchung vorgeführt. Man konnte mitverfolgen, wie sich statisch bestimmt und unbestimmt gelagerte Stahl- und Stahlbetonbalken im elastischen und plastischen Bereich bis zum Bruch verhielten.

Die Versuche wurden ergänzt durch Versuche an einer gedrungenen, exzentrisch gedrückten Stahlbetonstütze, an einem beidseitig eingespannten Stahlrahmen unter vertikalen und horizontalen Einzellasten sowie an einer an den Ecken punktförmig aufgelagerten Stahlbetonplatte.

Professor Rösli hatte kein Risiko eingehen wollen, die Versuche vorgängig durchgerechnet und auch fast jeden dieser Versuche im Voraus in einem Probelauf durchgespielt. Und dann die Panne: Beim Biege­versuch am einfach gelagerten Stahlbetonbalken wurde am für die Kraftablesung verwendeten Pendelmanometer ein falsches Zifferblatt eingesetzt, alle Lastwerte wurden so um 25% zu hoch abgelesen!

Mit seiner gelassenen Art gelang es Professor Rösli aber, das ganze Versuchsteam dazu zu bringen, Ruhe zu bewahren und systematisch nach Fehlern zu suchen. So wurde das Versehen schon nach kurzer Zeit entdeckt, und die entsprechenden Korrekturen konnten vorgenommen werden – die Resultate entsprachen dann auch den Erwartungen.

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