Ar­chi­tek­tur­kreuz­fahrt 2015: Nea­pel

Zwei lange Reisetage gehen zu Ende. Nachdem wir die Strasse von Messina passiert haben, landen wir heute Mittag in Neapel. Das Programm? Landausflüge zu den historischen Städten Pompeji und Herculaneum, Napoleaons Bourbon-Tunnel und Mussolinis Musterstadt Mostra Oltramare.

Publikationsdatum
12-05-2015
Revision
03-10-2016

Am 11. Mai passierten wir pünktlich zum Sonnenuntergang die Strasse von Messina - backbord der Ätna, steuerbord Delphine. Um 13 Uhr gab es dann endlich wieder Land unter den Füssen.

Neapels Unterwelt

Einer der Landausflüge ging direkt in die Unterwelt der Stadt: 90 in den Tuffstein gehauene Stufen führen steil zu dem rund 400 Meter langen Bourbonentunnel mitten unter der Stadt Neapel. König Ferdinand II gab ihn 1853 in Auftrag um seinen Palast mit dem Militärquartier zu verbinden.

Obwohl der Tunnel unvollendet blieb, ging er in die Geschichte der Stadt ein. Im Zweiten Weltkrieg fanden bis zu 10 000 Menschen Schutz vor den Bombardements der Alliierten. Weil nach Kriegsende viele Häuser zerstört waren, wohnten manche der Familien noch für Jahre in den Gewölben.

In den 1940er- und 1950er-Jahren diente ein Abschnitt der Gänge zudem als Abstellplatz für polizeilich beschlagnahmte Autos und Motorräder. Sie prägen bis heute gespenstisch das Bild des Untergrunds.

Eigentlich ist der Bourbonen Tunnel nur eine Ergänzung des viel grösseren, im frühen 17. Jahrhundert angelegten Carmignano-Äquadukts. Zu ihm gehören zahlreiche von Flusswasser gespiesene, bis zu 25 m hohe Zisternen. Ein Zisternenwart hatte die gefährliche Aufgabe, in die Brunnenschächte hinab zu steigen, um diese regelmässig vom eingeschwemmten Abfall zu reinigen.

Nicht nur die Zisternen, sondern das ganze System füllte sich im Laufe der Zeit mit so viel Abfall, dass die Aufräumarbeiten bis zu seiner Öffnung als Museum im Jahr 2010 fünf Jahre dauerten. 

Mussolinis Schauarchitektur

Ein anderer Ausflug führte zur Mostra d'Oltremare. Benito Mussolini hatte die Ausstellung, die die Überseeländereien Italiens präsentieren sollte (Italiensich-Libyen, Italienisch-Ostafrika, Italienisch-Somaliland, Äthiopien ) von 1937 bis 1940 erbauen lassen, konzipiert war sie für drei Jahre.

Einen Monat nach Eröffnung am 9. Mai 1940 wurde das 720'000 m2 grosse Gelände bereits wieder geschlossen – Italien war in den Zweiten Weltkrieg eingetreten. Die Bauten, darunter ein Olympisches Schwimmbad (1940, C. Cocchia), ein Theater (1940, N. Barilla, V. Gentile, F. Mellia, G. Sambito) sowie verschiedene Länderpavillons, waren Teil der mussolinischen «Städetbaus als Herrschaftsinstrument» (s. dazu «Städtebau für Mussolini», Harald Bodenschatz).

Im Krieg wurde das Gelände stark zerstört, und anschliessend sporadisch als Ausstellungsfläche genutzt. Nach dem Erdbeben vom 1980 wurden hier Notunterkünfte für die Obdachlosen errichtet. Seit Anfang des Jahrtausends bestehen Pläne, das Gelände zu revitalisieren und das Ensemble als UNESCO-Weltkulurerbe zu etablieren. Im Zuge dieser Planungen wurden einige der Bauten renoviert, wirklich belebt ist der öffentlich zugängliche Park aber auch heute noch nicht. 

Weitere Ausflüge in Neapel führten zu den historischen römischen Städten Pompeji und Herculaneum, die im Jahr 79 v. Chr,. beim Ausbruch des Vesuv verschüttet wurden. 

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