Thur­gau­er Zie­gel­hüt­te

Werkhof Matzingen

In Matzingen ist für den alten Werkhof ein Ersatzneubau geplant. Das Siegerprojekt definiert mit einer klaren Zufahrt und einem an Thurgauer Bauernhäuser angelehnten Bau eine markante Adresse.

Publikationsdatum
08-06-2017
Revision
08-06-2017

Ein ehemaliger Bauernhof in Matzingen wird von der ­Gemeinde als Werkhof für den Tiefbau genutzt. Dieser genügt den heutigen Ansprüchen an einen Werkhof nicht mehr. Um den bestmöglichen Ersatzneubau auszuloten, schrieb die Gemeinde Matzingen einen Projektwettbewerb aus. Zusätzlich soll damit geprüft werden, ob eine Kombination mit einem Verwaltungstrakt möglich ist. Als eines der ersten Gebäude am südöstlichen Dorfeingang soll der Neubau auch optisch eine repräsentative Aufgabe übernehmen. Für das Areal von ca. 900 m2 sollte ein konkreter Projektvorschlag für den Werkhof eingereicht werden, der mit der Gestaltung des Aussenraums mit den Aussenfunktionen des Werkhofs, einer Entsorgungsstelle und gestalteten Restflächen zu ergänzen war. Auch die Erweiterungsmöglichkeit auf dem Areal für eine spätere Realisierung des Verwaltungstrakts sollte geprüft werden.

Definierte Dorfeinfahrt

Insgesamt wurden zwölf Entwürfe eingereicht, und die Jury stellte fest, dass die Qualität aller Arbeiten sehr hoch war. Das Projekt Nr. 6 «tsiagalhüta» erfüllt die vorgegebenen Parameter jedoch am besten und wurde einstimmig zur Weiterbearbeitung empfohlen.

Die Verfasser schlagen einen längsrechteckigen Bau unter einem flach geneigten, weit auskragenden Satteldach vor. Der Bau steht entlang der Bahntrasse und der Haupt­strasse. Mit dieser Setzung gelingt es, die südliche Eingangssituation zum Matzinger Dorfkern zu formulieren. Nach Osten bleibt ein grosser, zusammenhängender Aussenraum frei, der ausreichend Platz für die verschiedenen Werkhofnutzungen bietet. Im Osten wird dieser Aus­senraum durch zwei Mauerwinkel abgeschlossen und in Bereiche ­gegliedert. Sie umschliessen die Werkhofanlagen wie einen kleinen Entsorgungshof, Silos, Wischgutmulde und Schüttgutlager. Zwischen den mauerumfriedeten Bereichen weitet sich der Raum und bietet ­zusätzliche Manövrierfläche und Platz für das ungedeckte Aussen­lager. Die Grundstücksgrenze wird hier von einem Holzbohlenzaun ­markiert, der Transparenz zum ­angrenzenden Einfamilienhausquartier schafft. Ein bepflanzter Streifen fungiert entlang der ganzen östlichen Parzellengrenze als Filter zum Wohngebiet.

Heimatliche Anlehnung

Anlehnend an die ländliche Struktur ist die Fassade mit Holz gestaltet. Unterschiedlich breite Schalungsbretter bringen Abwechslung in das Fassadenbild. Fensterbänder, Sek­tionaltorfronten und geschlossene Wandflächen gliedern die Fassaden zusätzlich. Auch das Tragwerk des Werkhofs ist, bis auf die Funda­mente, vollständig aus Holz kons­t­ruiert. Die Traglinien der einfachen Struktur liegen entlang der Längsfassade. Der Grundriss des Werkhofs erinnert an den im Thurgau weitverbreiteten Bauernhaustypus des «Gestreckten Vielzweckbaus», der Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach mit einheitlicher Firstrichtung zusammenfasst. Die kleinerteiligen Räume für die Verwaltung sind im südlichen Hausteil konzentriert. Der nördliche Hausteil beinhaltet die Fahrzeughalle, den Waschplatz und das gedeckte Aussenlager. Diese grossen Räume nehmen die gesamte Gebäudebreite ein und verfügen über eine sehr gute, zweiseitige Belichtung. Aufgrund der unter dem Mittelwert liegenden Flächen und Volumen sowie der einfachen Disposition und Konstruk­tion verspricht das Projekt eine hohe Wirtschaftlichkeit.

Für die Weiterbearbeitung empfiehlt die Jury eine Prüfung der Aussenraumorganisation auf mehr Abstell- und Manövrierfläche und die Anordnung der Garderoben. Auch die Eingangshalle kann aufgrund der Lage von Treppe und Eingangstüre räumlich nicht überzeugen.

Das Siegerprojekt «tsiagalhüta» überzeugt die Jury «neben den gut gelösten Funktionsab­läufen insbesondere durch die ­Angemessenheit der Mittel in ortsbaulicher und gestalterischer Hinsicht sowie die sorgfältige konstruktive Aus­arbeitung». Den Verfassern gelingt es, das verborgene Poten­zial dieser einfachen Aufgabe mit grosser Sicherheit auszuloten und daraus ein überzeugendes Konzept zu formulieren.

Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Wettbewerbe.

Auszeichnungen
 

1. Rang / 1. Preis: «tsiagalhüta»
lilin architekten; Timbatec Holzbauingenieure; Suisseplan Ingenieure
 

2. Rang / 2. Preis: «Rapid»
ARGE Singer Baenziger Architekten, Schulthess Architekten
 

3. Rang / 3. Preis: «Fontenay»
Claudia Meier & Markus Bachmann, MBAA; Timbatec Holzbauingenieure; Raumanzug

 

Sachpreisrichter


Renate Märki, Gemeinderätin Hochbau; Hanspeter Krähenbühl, Gemeinderat Tiefbau; Patrick Keller, Werkhofleiter Matzingen (Ersatz)

 

Fachpreisrichter
 

Silke Hopf Wirth, Architektin; Marion Spirig, Architektin; Patric Allemann, Architekt; Hanspeter Woodtli, Planer, Strittmatter Partner (Ersatz)

 

Mitglied mit beratender Stimme
 

Markus Graf, Werkhofleiter Frauenfeld (Experte)

 

Moderation und Organisation
 

Hanspeter Woodtli, Planer, Strittmatter Partner; Seraina Schwizer, Strittmatter Partner

 

Verwandte Beiträge