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Neue Publikation zum Bauen im Kultur- und Klimawandel

Die Publikation «Bauen im Kultur- und Klimawandel» bietet einen breit angelegten Überblick zu unterschiedlichen Bauaufgaben in verschiedenen Klimazonen. Sie stellt die diversen Entwurfsansätze einander gegenüber, von traditionellen Strategien bis hin zu zeitgenössischen Konzepten.

Data di pubblicazione
22-06-2012
Revision
25-08-2015

«Die heutigen Akteure des Bauens müssen sich zu einer ‹learning company› entschliessen, zu einer ‹sustainable avantgarde›, die fähig ist, zukunftsfähige Konzepte zu generieren», so der Autor Ulrich Pfammatter. Es ist sein Anliegen, aufzuzeigen, wie das vorhandene Wissen sinnvoll verknüpft in neue Projekte eingebunden werden kann. Dazu benutzte er eine einfache Methode: Lernen an Beispielen. Die Auswahl der vorgestellten Arbeiten reicht von Forschungs- und Wettbewerbsbeiträgen bis zu realisierten Gebäuden, von historischen bis zu zeitgenössischen Beispielen, von Stadtplanungen bis zu temporären Bauten aus unterschiedlichen Regionen und Klimazonen, die, je nach Thematik, auch mehrfach vertreten sein können.

Globaler Überblick, lokale Parameter

Der Aufbau des Buches geht vom Entwurfsprozess aus. Die fünf grossen Kapitel bilden dabei die Parameter ab, die für das tragende Konzept eines Projeks ausschlaggebend sein können: Ort im Wandel; Bauen in Extremsituationen; Raum, Struktur und klimatische Herausforderung; Material und Mate­rial­technologie und Bauhistorisches Gedächtnis. Die dem Ansatz geschuldete Struktur ist in sich schlüssig und das ausführliche Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches ein guter Wegweiser durch die Seiten. In den jeweiligen Kapiteln spannt der Autor in einem einführenden Beitrag zunächst den Bogen der behandelten Kategorie auf. Die an­schliessend aufgeführten Beispiele sind wiederum nach den sie beeinflussenden Rahmenbedingungen gegliedert – das Unterkapitel «Kontext» des Kapitels «Ort» etwa behandelt die umgebenden Land­schafts­räume, Bau­typo­logien und regionale Kulturtechniken. Dabei zeigt sich eine Qualität des Buches: kulturelle und klimatische Entwicklungen und Veränderungen in der Gegenüberstellung zu vermitteln. Man kommt von der New Yorker «High Line» (2009) von Diller Scofidio + Renfro über den Park Güell in Barcelona (1914) von Antoni Gaudi bis zu Karljosef Schattners Planungen für das oberbayerische Eichstätt (1957–1991) und Alvar Aaltos Sanatoriumsbau im finnischen Paimio (1933). An anderer Stelle wird der Bogen zu Strategien für den Erdbebenfall, von High- zu Lowtech, vom neuen Akropolis-Museum in Athen (2009, Bernard Tschumi, New York und Paris) zu traditionellen Holzbautechniken am Beispiel der chinesischen Tempelarchitektur gespannt.

Weiterlesen erwünscht

Dass man diese Verbindungen nicht zwingend sucht, liegt auf der Hand; dass die Gegenüberstellung neugierig macht, auch. Die gebotene Vielfalt entpuppt sich dabei als wahre Fundgrube. Dass aufgrund der Vielzahl der Projekte die Vorstellung der einzelnen Bauten oder Planungen eher knapp gerät, die Abbildungen klein sind und die erläuternden Texte im Verhältnis immer zu wenig an Information bieten können, ist manchmal bedauerlich. Die Hinweise auf weiterführende Literatur sind in diesem Zusammenhang wichtig: Gerade in der unausgesprochenen Aufforderung, zu recherchieren und nachzuforschen, liegt eine besondere Qualität der Publikation.
Der Titel ist als Inspirations- und Arbeitsbuch für Entwurf und Planung kein klassisches Konstruktionswerkzeug oder systematisch aufbereitetes Handbuch. Die Leserin und der Leser sind eingeladen, zu entdecken, und müssen dabei nicht zwingend der vorgegebenen ­Systematik folgen.

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