Ein Dach, elf Rahmen, drei Volumen
Das Wassersportzentrum in Nant (FR) von Atelier Pulver Architekten zeichnet sich durch sein über drei Volumen schwebendes Dach aus. Eine Entscheidung, die es ermöglicht, aktuellen und künftigen Nutzerbedürfnissen gerecht zu werden.
Der Kanton Freiburg hat seine eigene «Riviera», auch wenn sie sehr klein ist und er sie mit der Waadt teilt. Sie liegt etwas versteckt entlang des Nordufers des Murtensees und verdankt ihr günstiges Mikroklima dem steilen Südhang des Mont Vully – auch eine gute Grundlage für die 150 ha Weinbauflächen an seinem Fuss.
Das neue Wassersportzentrum in Nant, das zwischen Rebbergen, der Grundschule und dem Strand liegt, besteht aus zwei unabhängigen Strukturen, die auf einem Betonsockel ruhen: Eine Reihe von elf Holz-Rahmen und ein Polycarbonat-Dach bilden die erste Struktur, während die zweite wiederum aus drei Volumen besteht, die das Animationszentrum des Vereins Oxygène, die Rettungsgesellschaft von Vully sowie Umkleideräume und Toiletten für die Benutzer des öffentlichen Strands beherbergen.
Ausschlaggebend für das Projekt war der Wunsch der Gemeinde Mont-Vully, die Rettungsgesellschaft und den Verein, der sich für die regionale Jugend engagiert, an diesem neuen Ort zu vereinen. Ihre Räumlichkeiten befanden sich schon vorher nebeneinander auf einem anderen Grundstück, waren aber veraltet.
Eine Decke, die das Licht streut
Erste Überlegungen gingen von den Nutzerbedürfnissen aus und von dem Wunsch, flexibel auf zukünftige Entwicklungen reagieren zu können. Das führte zu den drei unabhängigen Raumvolumen unter dem grossen strukturellen Dach. Sie können einfach umgestaltet oder bei Bedarf fast ganz abgebaut werden, sodass nur noch das Dach die Plattform überspannt. Dieses ruht abgelöst von den drei Volumen auf elf dreigliedrigen Rahmen. Sie fassen das Ensemble optisch zusammen und schützen es vor dem Wetter.
Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Stadt aus Holz – Hotel- und Freizeitbauten in Holz». Weitere Artikel zum Thema Holz finden Sie in unserem digitalen Dossier.
Das transluzide Dach erhellt die Räume, die Zwischenräume der drei Einzelbauten dienen als Gänge. Die elf Rahmen sind nicht verstrebt und trotzdem statisch stabil. Die Aufnahme der Horizontalkräfte an ihrer Basis macht hingegen geeignete Verbindungen nötig: In beiden Längsrichtungen des Baus werden zwischen dem dritten und vierten sowie dem siebten und achten Rahmen die Stabilität und der Windverband durch zwei gekreuzte Metallverstrebungen gewährleistet. Gekerbte Sparrenpfetten auf den Dachbindern und diagonal angeordnete Metallzugstangen stabilisieren das Dach. Die Aussteifung der drei Serviceräume erfolgt über die Dreischichtplatten der Trennwände und des Daches. Zwischen den freistehenden Volumen ist Platz für zwei Quererschliessungen. Ihre Breite ermöglicht die freie Aneignung durch die Nutzer und eröffnet einen reizvollen Durchblick auf den See und die gegenüberliegende Stadt Murten am Südufer.
Das Holz wird eine Patina entwickeln
Die Materialien wurden nach Kriterien wie der einfachen und schnellen Verarbeitung, der Umweltverträglichkeit, der Nachhaltigkeit, der Kosten und nicht zuletzt auch der visuellen Wirkung auf die Landschaft ausgewählt. Dabei hat sich Holz durchgesetzt. Mit dem Label «Schweizer Holz» zertifizierte Fichte findet sich in verschiedenen Formen im Bauwerk wieder, so in den Rahmen und der Verkleidung, den Innenwänden aus Dreischichtplatten und den Portalen aus Brettschichtholz. Alle Holzteile sind unbehandelt und werden ausreichend belüftet, damit sie im Laufe der Zeit eine natürliche Patina und Schutz entwickeln können. Die in der Werkstatt vorgefertigten Elemente, die vor Ort zusammengesetzt wurden, waren Grundlage für eine einfache und schnelle Umsetzung. Während das Wassersportzentrum in Nant nach der Logik einer Industriehalle entworfen wurde, kann man die Liebe zum Detail und die Qualität der Ausführung nur positiv hervorheben.
Am Bau Beteiligte
Bauherrschaft
Gemeinde Mont-Vully
Architektur
Atelier Pulver Architekten, Sugiez
Statik
Benninger Ingenieure, Murten
Statik Holzbau
Ratio Bois, Cuarny
Holzbau
Charpentes Vial, Le Mouret
Gebäude
Grundfläche und Volumen (SIA 416)
440 m2 / 1970 m3
Nutzfläche
410 m2
Holz und Konstruktion
Konstruktion
Dreigelenkrahmen
Holz
Tragwerk, Binder, Lattung, Verkleidung: Fichte unbehandelt, 85 % (Schweiz); Innenelemente: Dreischichtplatten, 15 % (Europa)
Fassadenverkleidung (roh)
350 m2
Rahmentragwerk (Brettschichtholz)
55 m3
Daten und Kosten
Bauzeit
Januar–Mai 2021
Vorfertigung Module
1 Monat
Aufrichten Module
10 Tage
Gebäudekosten (BKP 2)
0.97 Mio. CHF
Baukosten (BKP 1–9)
1.08 Mio. CHF