Nach­hal­ti­ge Lüc­ken­fül­ler

Gute Beispiele

Siedlungsverdichtung ist ein Puzzlespiel. Innerstädtische Reserven lassen sich nicht nur baulich, sondern auch dank spezifischen Wohnangeboten optimal nutzen.

Data di pubblicazione
19-06-2019

Freiburg ist die Stadt der Brücken. Die meisten überwinden den Röstigraben, an dem sich die französische und die deutsche Schweiz treffen. Und auch der Stadtkörper selbst befindet sich in einem Übergang. Vor allem im Pérolles-Quartier wird aktuell erkennbar, wie sich die zweisprachige Zähringerstadt von ­einem Werkplatz zur urbanen ­Wissens- und Wohnstätte wandelt. Wo früher Bier gebraut oder Stahl gegossen wurde, entsteht ein vielfältiges und lebendiges Stadtgeviert.

Universität und Fachhochschulen sind schon länger präsent. Gleich daneben hat man einen Silo zum Wohnturm mit 17 Geschossen umgebaut; er ist das Wahrzeichen dieser weit fortgeschrittenen Transformation. Darum herum versammeln sich neue Wohnbauten und umgenutzte Industriehallen, in denen sich schon früh ein ­reges Kultur­leben angesiedelt hat. Auf dem Weg ins Zentrum folgt ein grüner Stadtpark, der ebenfalls erst vor Kurzem realisiert worden ist.

Und auch in Zukunft soll diese Verdichtung ohne eigentliche Tabula rasa vonstatten gehen. Die Stadt Freiburg wünscht Investoren, die sorgfältig mit den natürlichen Ressourcen und Gegebenheiten vor Ort umgehen wollen. Das jüngste Beispiel dafür ist die Wohnüberbauung «Fonderie»; das «2000-Watt-Areal in Entwicklung» soll bis Ende nächsten Jahres fertiggestellt werden.

Der Standort ist 1 ha gross und bildet eine lang gezogene Lücke. Es handelt sich um eine bewaldete Hügelkuppe, die unmittelbar an der Strasse liegt. Das Roden der Bäume hat man mit ökologischen Ausgleichsmassnahmen kompensiert. Fünf Wohnbauten bilden eine Reihe. Jedes Haus wächst aus dem steilen Hang heraus; die Strassenlage wird jeweils mit einem zweigeschossigen Sockel betont.

Um die markante Topografie zu schonen, hat man den ursprünglichen Entwurf um 90° gedreht und die lineare Anordnung quer gestellt. Die Wohnbauten selbst sind achtgeschossig und bieten preisgünstigen Wohnraum für Studierende. Sämtliche Nebenräume wie Velogarage, Waschküche und Abstellzonen sind ebenerdig im Gebäudesockel untergebracht. Ein zusätzliches Gebäude entsteht etwas abseits im Westen; hier entstehen 21/2- bis 41/2-Zimmer-Wohneinheiten für ein junges Zielpublikum.

Passend dazu präsentiert sich das kreative Vis-à-vis: ein Kulturzentrum und von Cafés, Ateliers, Start-up-Firmen und Boutiquen bevölkerte ehemalige ­Fabriken. Die innerstädtische Lage ist zwar lärmgeplagt. Doch die Studentenwohnungen sind vor Schall geschützt und wenden sich zum grossen Teil den begrünten Zwischenräumen zu.

Der Wohnraum in der Fonderie ist auf ein junges Publikum ausgerichtet, und die über 170 Wohnungen sind entsprechend kompakt dimensioniert: Pro Person wird eine 29 m² grosse Fläche bereitgestellt. Weder die Miete noch der individuelle Energiekonsum können daher das Nachhaltigkeitsbudget sprengen. ­Zudem erfüllen die Planungswerte aller Gebäude den Minergie-Standard.

Auch die Mobilität und die Energieversorgung halten die klimafreund­lichen Vorgaben für das Zertifikat 2000-Watt-Areal ein. Sämtlichen Bewohnerinnen und Bewohnern steht daher ein Veloabstellplatz zur Verfügung. Im Gegenzug ist die Anzahl der Autoparkplätze auf 20 begrenzt. Die Wärme zum Heizen und für das Brauchwasser stammt derweil aus dem städtischen Fernwärmenetz, weshalb Abwärme der regionalen Kehrichtverbrennungsanlage die pri­märe Energiequelle ist.

Ein Teil des Strombedarfs wird mit der eigenen Photovoltaikanlage gedeckt. Den Rest dürfen die jungen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Netz beziehen, wobei ihnen ausschliesslich Ökostrom geliefert wird. Der Bezug der Wohneinheiten wird in Etappen bis Ende 2020 vor sich gehen.
 

Fonderie Freiburg

Nutzung: 6 Gebäude, 171 Wohnungen (für Studenten und junges Zielpublikum)
Eigentümer: Apartis, Stiftung für studentisches Wohnen, Freiburg (Haus 1 bis 5); Pensionskasse BEKB | BCBE, Bern (Haus 6)
Arealentwicklung: Halter AG Entwicklungen, Bern
Architektur: kpa architectes, Bourguillon FR
Energieplanung: Basler Hofmann West AG, Zollikofen (2000-Watt-Areal)
Bausumme: 62 Mio CHF
Realisierung: 2018–2020
Geschossfläche: 17 602 m2
Energiestandard: 2000-Watt-Areal in Entwicklung
Energieversorgung – Wärme: Fernwärme Groupe E Celsius
Energieversorgung – Strom: Photovoltaik, Ökostrom


Der Artikel ist erschienen im Sonderheft «Immobilien und Energie II». Weitere Beiträge in unserem digitalen Dossier.

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