Hy­giene in Lüf­tungs­an­la­gen

Das Wohlbefinden der Menschen in Innenräumen hängt oft massgeblich davon ab, wie gut raumlufttechnische Anlagen funktionieren. Experten untersuchten unter der Leitung der Hochschule Luzern 100 Lüftungsanlagen unterschiedlicher Komplexität auf ihren hygienischen Zustand hin.

Date de publication
21-09-2012
Revision
01-09-2015

Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) versorgen nicht nur Räume mit Aussenluft, sondern konditionieren und filtern diese auch. Die Qualität der Anlagen ist daher ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden der Nutzerinnen und Nutzer. Für diese Problematik sind sowohl Raumnutzer als auch Planer und Normierungsstellen sensibilisiert, zumal das Sick-Building-Syndrom zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt und auch Lüftungs- und Klimaanlagen als Verursacher vermutet werden. Symptome der Erkrankung sind unter anderem Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen.
Bis heute war über den hygienischen Zustand von RLT-Anlagen in der Schweiz wenig bekannt. Um Informationen darüber zu erhalten, führte ein Konsortium mit zwölf Mitgliedern unter der Koordination des Zentrums für Integrale Gebäudetechnik (ZIG) der Hochschule Luzern von 2007 bis 2010 breit angelegte Untersuchungen durch. Im Forschungsprojekt wurden 100 Lüftungsanlagen unterschiedlichen Alters und verschiedener Bauweise unter die Lupe genommen, so in Wohnhäusern, Industriebauten oder Restaurants. Die Experten untersuchten sowohl die Keime in der Luft am Auslass der RLT-Anlage im Innenraum als auch den hy­gienischen Zustand im Inneren der Anlage selbst. Dort begutachteten sie die einzelnen Komponenten optisch und erhoben die Keimkonzentration auf den Oberflächen sowie im Umlaufwasser von Luftbefeuchtern. Zudem wurden die Betreiber befragt, wie sie bei der Wartung und Instandsetzung der Anlagen vorgehen und wie stark sie dabei das Thema Hygiene gewichten.

Zugänglichkeit notwendig

Das im Juli 2012 abgeschlossene Forschungsprojekt ergab, dass die Resultate nicht vom Alter der Anlage beeinflusst werden, sondern von der fachmännischen Planung und Errichtung sowie der regelmässigen und sorgfältigen Instandhaltung. Die schweizerischen Hygienerichtlinien für RLT-Anlagen (SWKI-Richtlinien VA104-01 und -02) bestehen seit 2004 und definieren als Ziel, dass die Qualität der den Räumen zugeführten Luft zumindest jener der Aussenluft entsprechen muss – die Lüftung also zu keiner Verschlechterung führen darf. Dieses Ziel erfüllen 94 % der untersuchten Anlagen. Bei den restlichen 6 % ist die Konzentration der Keime in der Luft immerhin so tief, dass für Menschen keine Gefahr besteht.
Zu denken geben dürfte aber der Befund, dass 19 % der für die Hygiene relevanten Komponenten nicht zugänglich sind und somit weder überprüft noch gereinigt werden können. Zudem beanstandeten die Experten bei rund einem Drittel der Anlagen mehr als die Hälfte der Komponenten wegen hygienischer Mängel. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Verschmutzung, Korrosion oder um konstruktive Defekte. In 19 % der Anlagen wird der Zustand von mehr als der Hälfte der analysierten Oberflächen als mikrobiologisch unzureichend beurteilt. Mehr als 50 % aller Lüftungen werden mit Filtern betrieben, die nicht richtlinienkonform sind. Dies kann zur Verschmutzung der Anlage führen und damit zu einer Verschlechterung der zugeführten Luft. In Anbetracht der Resultate stellte sich das Team die Frage, ob das Schutzziel in den schweizerischen Hygienerichtlinien für RLT-Anlagen – die Qualität der zugeführten Luft darf nicht schlechter als die Aussenluft sein – nicht strenger definiert werden müsste.

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