Der Holz­bau und sein un­glei­cher mi­ne­ra­lis­cher Zwil­ling

Dass der Holzbau ökonomisch mithalten kann, zeigen die von Wüest Partner durchgeführten Studien. Die ermittelten Kostenkennwerte für Wohn-1 und Bürobauten2 in Holz wurden Vergleichsobjekten in Massivbauweise gegenübergestellt.

Date de publication
03-10-2024

Mit einer neuen Studie im Auftrag von Lignum und dem Bundesamt für Umwelt werden Holzbauten analysiert, um vorhandene Kennzahlen zu aktualisieren und zu erweitern. Der erste Teil der diesjährigen Untersuchung umfasst eine Analyse von 17 nach 2019 in der Schweiz realisierten Wohnbauten, teilweise mit untergeordneter Gewerbenutzung. Es handelt sich um Mehrfamilienhäuser mit mindestens 15 und teils über 100 Wohnungen. Die Erstellungskosten liegen zwischen 5 und 150 Mio. CHF. Der Referenzdatensatz der Wohnbauten in Massivbauweise umfasst 50 Objekte mit Erstellungskosten BKP 1–5 von 5 bis 120 Mio. CHF. Aus statischen und brandschutztechnischen Gründen muss im Zusammenhang mit Untergeschossen und Kernen oft Stahlbeton eingesetzt werden. Streng genommen handelt es sich daher um Hybridbauten.

Häufig steht bei den untersuchten Wohnbauten neben der ökologischen Bauweise auch die Nachhaltigkeit von Betrieb und Mobilität im Vordergrund. Deshalb wird häufig auf die Erstellung einer Einstellhalle verzichtet. Um diesem Phänomen Rechnung zu tragen und die Vergleichbarkeit mit den Referenzobjekten sicherzustellen, beziehen sich die Kostenkennwerte auf die ober- und unterirdischen Flächen ohne Einstellhalle.

Beim Vergleich der Erstellungskosten ist zu beachten, dass sich unter den analysierten Holzbauten in puncto Nachhaltigkeit einige Pionierprojekte finden, die Zusatzinvestitionen gegenüber durchschnittlichen Objekten beinhalten (z. B. Smart Building, Gebäudeautomatisierung und -steuerung). Diese Objekte unterscheiden sich klar vom Standard von Durchschnittsgebäuden. Daher werden die Holzbauten in ein unteres und ein oberes Preissegment eingeteilt.

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Stadt aus Holz – Wohnbauten in Holz, nachhaltig finanziert». Weitere Artikel zum Thema Holzbau finden Sie in unserem digitalen Dossier.

Stellt man die neun günstigsten Holzbau-Projekte (nachfolgend Holzbau – unteres Preissegment), die noch immer vorwiegend (> 85 % der Stichprobe) energetisch zertifizierte Gebäude mit durchschnittlichem beziehungsweise leicht überdurchschnittlichem Ausbaustandard repräsentieren, den Massivbauten gegenüber, zeigt sich ein anderes Bild: Sowohl BKP 1–5 als auch BKP 2 (bezogen auf die Geschossfläche und das Gebäudevolumen) liegen im 70 %-Quantil tiefer als jene der Massivbauten. Bezüglich Erstellungskosten ist Holz also durchaus konkurrenzfähig zur konventionellen Bauweise. Der Vorteil der verkürzten Bauzeit und der früheren Erträge ist in den obigen Betrachtungen nicht berücksichtigt und hat einen positiven Effekt bei einer Marktwertermittlung. Weitere Kosten können gespart werden, wenn der Innenausbau sichtbar bleibt. 

Neben Kostenkennzahlen werden auch ökologische Kennwerte untersucht, die heute wichtige und allgemein anerkannte Aussagen ermöglichen und zukünftig an Bedeutung gewinnen. Die Untersuchungen werden anhand von Variantenvergleichen der Holzbauweise und ihrem mineralischen Zwilling vollzogen. Im Zentrum stehen graue Treibhausgasemissionen und die biogenen Kohlenstoffe. Beide sind wichtige Parameter zur Umsetzung der Klimaschutz- und Netto-Null-Ziele.

Die 17 Fallbeispiele zeigen, dass die Holzbauweise die Treibhausgasemissionen um bis zu 24 % reduziert. Ihr Median liegt bei 7.5 kg/m2 EBF, derjenige der mineralischen Bauweise bei 9.8 kg/m2 EBF (ohne Gebäudetechnik). Bei einzelnen Bauteilen können sogar bis zu 38 % eingespart werden. Hier muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass der mineralische Zwilling mit konservativen Bauteilstärken versehen wurde. Bei einer Bauteiloptimierung, wie sie im Laufe eines Projekts erfolgt, wird die Einsparung geringer ausfallen.

Der Vergleich der Holzbauten mit massiven Bauten zeigt das Potenzial von Holz zur Senkung der Treibhausgasemissionen. Bei allen Gebäuden und – mit einer Ausnahme – bei allen Bauteilen ist die Holzbauweise die bessere Option und stellt auch wirtschaftlich eine attraktive Alternative zur konventionellen Bauweise dar.
 

Anmerkungen

1ww.bafu.admin.ch/Holzbaukennzahlen.pdf
2ww.lignum.ch/Holzbaukennzahlen_Buerobauten.pdf
 

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