Kann Ar­chi­tek­tur hei­len?

Editorial TEC21  32/2020

Date de publication
22-10-2020

Ist «heilende Architektur» nur Make-­up? Nach der Inflation des Begriffs «Nachhaltigkeit» der nächste Marketing-­Slogan – gut verwendbar, weil einprägsam und emotional ­ansprechend?

Viele Spitäler müssen heute, nach jahrzehntelanger Nutzung, instand gesetzt oder neu gebaut werden. Wird ohnehin ein neues ­Gebäude geplant, können Erkenntnisse aus der Architekturpsychologie relativ einfach einfliessen. Was banal klingt – dass Architektur den Bedürfnissen ihrer Nutzer entsprechen soll –­, ist im ­Spitalbau nicht selbstverständlich. Nur so lässt sich das diffuse Unbehagen erklären, das wohl die meisten von uns beim Betreten eines Kranken­hauses befällt.

Dass dieses Unbehagen bis hin zur Angst die Heilung behindern kann, ist dank Forschungen zur «healing architecture» mittlerweile anerkannt. Und auch, wie man ihm entgegenwirken kann: mit einer intuitiven Orientierung, Tageslicht oder dem (Sicht-)Bezug zur Natur. Der Rückgriff auf die beiden Letzteren ist so neu allerdings nicht, man denke nur an Heilgärten oder die grossen Fenster der Sanatorien des 19. und 20. Jahrhunderts.

Zurück zur Eingangsfrage. Sicher wird mit der heilenden Architektur auch Werbung gemacht. Wird das Thema allerdings ernst genommen, entstehen Bauten mit ganz neuen Typologien. Damit ist letztlich allen gedient – den Kranken, aber auch deren Angehörigen und dem Klinikpersonal.

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