Wie rund sich die Kreis­lauf­wirts­chaft öko­lo­gisch be­wegt

Wenn weniger Kies abgebaut werden muss und ­weniger Bauabfall in Deponien landet, schont das die Landschaft. In einer Ökobilanzierung zählt man deshalb nicht nur Treibhausgas­emis­sio­nen und graue Energie, sondern auch Punkte für die Umweltbelastung zusammen.

Date de publication
26-03-2020

Recyclingbeton ist ein harter Brocken: Um aus alten Gebäuden neuen Baustoff zum Konstruieren zu gewinnen, braucht es viel physische Kraft. Der Rückbau von Häusern und das Verkleinern von mineralischen Bauabfällen benötigen deshalb einen hohen Energieaufwand. Und selbst wenn Mischabbruch als Ersatzmaterial für frisches Kies verwendet werden kann, braucht es weiterhin die Beigabe von Zement.

Es verwundert deshalb nur bedingt: Die CO2-Bilanz von Recyclingbeton bleibt unverändert, verglichen mit aus Primärrohstoff erzeugtem massivem Konstruktionsmaterial. Der Vorzug eines rezyklierten Betons gegenüber neuem Baustoff lässt sich weder in Treibhausgasen noch in grauer Energie bemessen.

Trotzdem macht es einen grossen ökologischen Unterschied, wenn weniger Kies abgebaut werden muss und ­weniger Bauabfall in Deponien landet. Das schont zum Beispiel die Landschaft. In einer Ökobilanzierung zählt man deshalb nicht nur Treibhausgas­emis­sio­nen und graue Energie, sondern auch Punkte für die Umweltbelastung zusammen – in unterschiedlichen Ka­tegorien wie Biodiversität, Lufthygiene oder Gewäs­serschutz. Entsprechend schreiben freiwillige Gebäudestandards wie Minergie-Eco oder SNBS 2.0 Hochbau (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) eine Minimalquote für Recyclingbeton zwingend vor.

Gute Noten für das Re-use von Bauteilen

Auch das unmittelbare Wiederverwenden von Bauteilen wie Fenstern oder ­Fassadenverkleidungen zahlt sich ökologisch aus. Das Re-use-Prinzip soll mithelfen, den Ressourcenverbrauch und die Treibhausgasemissionen in der Erstellungsphase eines Gebäudes zu senken. Damit sich die ökologische Qualität solcher Bauteile auch in Bilanzierungs- und Bewertungssystemen für Neubauten nachvollziehbar berücksichtigen lässt, sind jedoch Fragen zur Systemgrenze, Lebensdauer und zu weiteren methodischen Aspekten zu klären. Ist für ein rezykliertes Bauteil zum Beispiel eine reduzierte Lebensdauer und ein vorzeitiger Ersatz einzuberechnen?

Eine noch unveröffentlichte Pilotstudie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und des Amts für Hochbauten Stadt Zürich will Klarheit schaffen und hat die ­einzelnen Schritte einer Wiederverwendung untersucht. Demnach gilt es, den Ressourcenaufwand von der Demontage zum Transport über die allfällige Aufbereitung bis zur Mon­tage der Bauteile am neuen Ort zu betrachten.

Die Umweltbelastung durch das wiederverwendete Produkt selbst ist im Vergleich zum Arbeitsprozess vernachlässigbar und soll nicht zwingend bilanziert werden. Für die Praxis kann man daraus folgende Empfehlung ableiten: Das Kreislaufprinzip verringert den ökologischen Impact der Bauwirtschaft insbesondere dann, wenn die Bauteile sich einfach ausbauen lassen und vor Wiedermontage nur wenig angepasst werden müssen.

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