Nor­dic-Ski-Zen­trum in Cam­pra: Ein Pro­jekt formt die Land­schaft

Durisch + Nolli Architekten konzipierten für das neue Nordic-Ski-Zentrum in Campra eine zeitgemässe, massive Holzkonstruktion – und entwickelten dabei die traditionelle Holzbauweise weiter.

Date de publication
25-11-2019

Als Fluss- und Sumpfregion hat Campra nationale Bedeutung. Am Südhang des Lukmaniers auf der Höhe von 1500 m ü. M. gelegen, bildet sie eine Ebene mit typisch nordischen Merkmalen. Das Winterklima an dem Ort eignet sich ideal für Langlauf: Nicht verwunderlich also, dass sich hier mit 30 km Pisten eines der bestausge­bauten Wintersportgebiete der Schweiz befindet.

Im Jahr 2012 schrieb das Langlauf-Skizentrum einen Architekturwettbewerb aus, um auf Basis eines Quartierplans das Gebiet umzugestalten und zu erweitern. Gewinner des Wettbewerbs waren Durisch + Nolli Architekten mit dem Projekt «se una notte d'inverno».

Das neue Übernachtungszentrum

Die Herberge ist ein Ersatzneubau mit einem kompakten, präzisen Volumen. Er berücksichtigt die Topografie des Orts und bedeckt jenen Teil, auf dem schon der Vorgängerbau stand. Die re­spektvolle Intervention verstärkt den Charakter des Orts und setzt den Bau als dezentes «Zeichen» in den Raum. Die zeitgenössisch interpretierte Architektur zeichnet sich durch Vorfertigung, Modularität, kon­struktive Einfachheit und Verwendung des ortstypischen Materials Holz aus.

Ein Sockelgeschoss aus Beton gleicht den natürlichen Höhenunterschied des Geländes aus. In ihm befinden sich Einrichtungen und Infrastruktur für die Nutzer der Langlaufloipen und der Eisbahn im Winter sowie Sanitäranlagen, Technik­räume und Infrastruktur für den Restaurant- und Herbergsbetrieb. Der Sockel ragt gegen Westen aus dem Boden; darauf befindet sich eine grosse Restaurantterrasse, von der aus breite Stufen ins Parkhaus hinab führen.

Auf dem Sockel befindet sich das Empfangsgebäude aus Holz, das im Erdgeschoss ausser der Eingangshalle für die Gäste und den Küchen das Restaurant und den Speisesaal enthält. Die beiden Letzteren lassen sich für besondere Anlässe durch ein System aus beweglichen Wänden zu einem grossen Raum verbinden.

Darüber, im ersten Stock, sind alle Zimmer durch ein präzises Nutzungsmodul gegliedert. Dieses ermöglicht den optimalen Betrieb für die verschiedenen Besucheransprüche. Der westliche Gebäudeteil an der Lukmanierpassstrasse wird durch eine dritte Etage mit einem Wellnessbereich betont.

Das Baumaterial Holz zeichnet sich durch hervorragende Umwelt- und Energieeigenschaften aus, die dem Nachhaltigkeitskonzept des Neubaus entsprechen. Der in Trockenbauweise erstellte Bau lässt sich demontieren, und das Holz kann ökologisch bedenkenlos entsorgt oder wiederverwendet werden.

Massives Tragwerkssystem

Der vor Ort gegossene Sockel aus Stahlbeton leitet vertikale und horizontale Kräfte in den Boden ab. Da jedoch die Tragfähigkeit des Terrains beschränkt ist, wurde das Fundament zusätzlich über Mikro­pfähle verankert. Die Trennwände und Böden des Holzbaus darauf bestehen haupt­sächlich aus Massivholzplatten des Typs XLAM. Dieselben Platten werden auch für die Konstruktion des Dachs verwendet, das die Fassade über eine breite Traufe schützt. Referenzpunkt für die Struktur sind die Räume im ersten Stock, die über ihre Länge von 4.6 m die Masse des Basismoduls bestimmen.

An den XLAM-Platten der Raumwände ist auch der Boden aufgehängt. Die Südfassade des Erdgeschosses besteht aus einer Reihe von Säulen. Die Trennwände der Zimmer an der Nord- und Südseite laufen auf die Veranden hinaus und verleihen den Fassaden ihre charakteristische Erscheinung: Vor jedem Zimmer entsteht ein vor der Sommersonne geschützter Aussenraum. Im Innern wird die vertikale Tragkonstruktion durch.

Dieser Artikel ist erschienen im Sonderheft «Stadt aus Holz – Module, Elemente, Partizipation, BIM und Provisorien». Weitere Artikel zum Thema Holz finden Sie in unserem digitalen Dossier.

Am Bau Beteiligte


Bauherrschaft:
CSNC – Centro Sci Nordico, Campra

Architektur:
Durisch + Nolli Architekten, Massagno

Bauleitung:
AM-T Architettura, Biasca

Statik:
Reali e Guscetti Studio d’Ingegneria, Ambrì; Borlini & Zanini (Fachberatung Holztragwerk)

Vorfabrikation Holz:
Veragouth, Bedano

Brandschutz:
Studio d’Ingegneria Marco Küng e Giovanni Villa, Biasca

 

Gebäude

Gebäudevolumen (SIA 416):
7500 m3

Nutzfläche (SIA 416):
2100 m2

Label:
Minergie

 

Holz und Konstruktion

Fassade:
hinterlüftet, mit Doppellattung 30 + 30 mm, verkleidet mit Lärche 20 mm × 60 mm

Statik:
Elemente XLAM, Dicke 180 mm;
Massivbalken

Herkunft:
Struktur in Tanne (Europa),
Fassade in Lärche (Sibirien)

Holzvolumen:
690 m3

 

Daten

Projekt: 2015–2017

Bauzeit: 2017–2019

 

Kosten

Gebäude (BKP 2): 8 .1 Mio CHF

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