Leuch­tende Sport- und Shop­ping­stätte

EM 2008 Rückblick 3/3

Unter den Schweizer Stadien der Fussball-EM 2008 hat der St. Jakob-Park eine besonders gute Partie gemacht: Die Basler Arena wurde zur Stätte ­sportlicher Erfolge und mit ihren Erweiterungen auch zum ­städtebaulichen Wahrzeichen am anspruchsvollen Stadtrand.

Date de publication
23-06-2016
Revision
23-06-2016

In Basel wurde 2001 das Stadion St. Jakob-Park eröffnet. Das altgediente «Joggeli», das 1954 rechtzeitig zur Weltmeisterschaft errichtet worden war, genügte den sicherheitstechnischen Ansprüchen und den europäischen Standards ­ für Stadien nicht mehr und musste erneuert werden. An der Stelle des traditionsreichen Baus wurde nach langwierigen Abklärungen und Bewilligungsprozeduren das erste Stadion der Schweiz mit erweiterter Nutzung erstellt. 

Die Architekten und Fussballfans Herzog & de Meuron haben es verstanden, an einer städtebaulich eher problematischen Situation mit dem Fussballstadion eine Stätte mit grossmassstäbli­cher Leuchtkraft und Ausstrahlung zu schaffen. Zwischen der Eisenbahnlinie Basel – Zürich, der Autobahn A3 im Norden, der Hauptstrasse St.  Jakobstrasse im Süden und dem Flüss­chen Birs im Osten wurde die ex­tra­vaganteste Fussballarena des Landes errichtet. 

Zusammen mit dem Stadion für 31 500 Sportbegeisterte entstand das Shoppingcenter «St. Jakob-Park» (ca 50 Geschäfte), eine Autoeinstellhalle und das Altersheim Tertia­-num (107 Alterswohnungen) mit direk­tem Bezug zum Sportgeschehen. Die ­einzigartige Mantelnutzung führte dazu, dass das Stadion eine belebte Begegnungsstätte für Jung und Alt wurde. Das Konzept des St. Jakob-Parks erwies sich als sehr erfolgreich; der FC Basel konnte in seinem neuen Stadion einige Erfolge feiern, das Einkaufszentrum lief gut an, und die Wohnungen der Seniorenresidenz sind bis heute sehr beliebt. 

Schrittweise erweitert

Die Strategie, eine städtische Randlage zu einem urbanen Ort zu transformieren, hat sich als richtig erwiesen. Bereits 2004 begann die Planung für eine Erweiterung und Verdichtung des St. Jakob-Parks. Zwischen der Ostseite des Stadions und der Birsstrasse wurde ebenfalls von Herzog & de Meuron der St. Jakob-­Turm geplant. Mit dem 71 m hohen Gebäude wurde eine Art Stadttor für Basel geschaffen und dem Stadion eine stärkere Präsenz verliehen.

Neben dem Turmhaus mit Büro- und Wohnnutzungen wurden ein Neubau für ein Autohaus mit Werkstätte errichtet, das Einkaufszentrum erweitert und eine erhöhte Plattform für Eventveranstaltungen mit Zugang zum Stadion gebaut. Gleichzeitig stockten die ­Architekten die Nordtribüne des Stadions auf und erweiterten dieses mit Galerietribünen. So konnte anlässlich der EM 2008 und dank temporärer Sitzplatzverdichtung das Stadion rund 42 500 Zuschauern Platz anbieten und wurde zur grössten Schweizer Fussballarena. 

Von Quarantänesiedlung zum Stadtsymbol

Mit diesen Erweiterungen hat sich das Stadionensemble definitiv zum grossmassstäblichen Leuchtsymbol im Stadtraum entwickelt und ge­nies­st dank den sportlichen Erfolgen des Fussballvereins auch internationale Anerkennung. Das Stadion dient nach wie vor primär dem Fussballspiel und wird heute durch den FC Basel 1893 selber betrieben. Neben den Spielen der Schweizer Super League finden im St. Jakob-Park immer wieder grosse internationale Fussballspiele statt, beispielsweise dieses Jahr das Finalspiel der UEFA Europa League 2015/16 zwischen Liverpool FC und FC Sevilla.

Vom Bekanntheitsgrad des Stadions profitiert auch das nur drei Kilometer von der Basler Innenstadt entfernte Shoppingcenter «St. Jakob-­Park», das über drei Stockwerke in das Stadion in­tegriert ist. Das auf den ersten Blick eigentümliche Kon­glomerat aus Stadion, Altersheim, Shoppingcenter, Hochhaus und Autohaus scheint sich sehr gut eingestellt zu haben. Zusammen mit den umliegenden Bauten und den in der Zwischenzeit aufgewerteten Grünräumen ist ein lebendiges Quartier entstanden.

Demnächst soll auch die St. Jakobshalle gegenüber dem St. Jakob-Park von der Architektengemeinschaft Degelo/Berrel Berrel Kräutler instandgesetzt werden. «St. Jakob» hat sich vom einstigen Schlachtfeld und von der mittelalterlichen Quarantänesiedlung ausserhalb der Stadt zu einem beliebten Treffpunkt und Quartier entwickelt. Das «Joggeli», wie der Ort und das Stadion von den Baslern liebevoll genannt wird, wurde zu einem leuchtenden Stück Stadt und bietet heute Platz und Raum für Erholung, Wohnen, Shopping, Sport, Feste, Emotionen und Träume.

Fertigstellung
15. März 2001 (Stadion)
15. November 2006 (Erweiterung)

Kapazität
38 512 Plätze Normalbetrieb
42 500 Plätze EM 2008
40 000 Plätze Konzerte
680 Parkplätze (Einstellhalle)

Vereine
Fussballclub Basel (FCB)

Am Bau Beteiligte


Eigentümer
Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park

Betreiber
FC Basel 1893

Architektur
Herzog de Meuron

Tragwerksplanung
Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Aargau

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