WDVS – ein kri­tisch dis­ku­tier­tes Sys­tem

Am 18. Juni berichtete Andreas Hild, Mitbegründer des Münchner Architekturbüros Hild und K, in der ausgebuchten Schweizer Baumuster-Centrale in Zürich über seine Erfahrungen im Umgang mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS).

Publikationsdatum
22-06-2015
Revision
01-09-2015

Seit dem Erscheinen des Buchs «WDVS – Ein Diskussionsbeitrag von Hild und K» (2014) könnte er quasi wöchentlich bei Veranstaltungen über dieses Thema referieren, doch Andreas Hild will nicht als Cheflobbyist der WDVS-Industrie missverstanden werden. Obwohl praktisch alle mit dem Material arbeiten, redet nahezu niemand darüber. Er und seine Partner haben die gleichen Vorurteile wie alle, doch sie haben sich das Ziel gesetzt, die Stärken des Materials zu ergründen und es ihnen entsprechend einzusetzen. 

Anhand einiger gebauter Beispiele erläutert Andreas Hild sein Herantasten an das Material, die Schwierigkeiten, die bei der Arbeit damit entstehen, die Vorteile, die es trotz allem haben kann – und die Chancen, die sich daraus ergeben.

Ein wichtiges Thema im Entwurfsprozess sei das Relief einer Stadt mit all ihren Vor- und Rücksprüngen, Simsen und Nischen. Er habe dieses Konzept auf die Fassadengestaltung mit WDVS übertragen. In Kombination mit der Voraussetzung, dass es keine horizontalen, der Witterung ausgesetzten Flächen geben dürfe, weil das Material dadurch schnell schadhaft würde, seien Fassaden entstanden, die in jedem Stockwerk einige Zentimeter weiter vorspringen, also die untere Schicht überlappen und so nach oben hin dicker werden.

In einem nächsten Schritt wurden Gebäude realisiert, bei denen er zusätzlich mit unterschiedlichen Putzen arbeitete, sodass dadurch die Fassade ornamental gegliedert wurde. Hild gab zu, mit der «Retro-Frage» zu kokettieren, dennoch sei es wichtig, den Einsatz von Ornament auf unsere heutigen Lebensumstände anzupassen.   

Es müsse eine Form geben, die nur dem WDVS innewohne, eine Form, für die es optimal geeignet sei, erklärt Hild. Wärmebilder haben ihn und sein Team auf die Idee gebracht, die Temperaturkurve des Wärmedurchgangs auf die Fassade zu bringen. Wo der Wärmedurchgang hoch ist, soll das Material dicker angebracht sein, dünner dort, wo der Durchgang niedrig ist. Da dadurch dreidimensionale Formen entstehen und es bis vor Kurzem nicht möglich war, solche Formen zu verputzen, haben sie mithilfe von Fachleuten ein neuartiges Putzgewebe entwickelt, das genau dies zulässt. So entstehen viele Möglichkeiten, Reliefe zu bilden und dem Material eine neue Form zu geben.

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