«Baukultur und eine nachhaltige und ökologische Bauweise liegen mir am Herzen»
Wahlen 2023
Im Herbst finden die eidgenössischen Wahlen statt. Wer soll die Herausforderungen anpacken, die im Bereich Raumentwicklung, Klima und Energie auf uns zukommen? Wir haben politisch engagierte Baufachleute aller Parteien zu ihren Zielen befragt. Heute: Nathalie Aeschbacher, GLP, Zürich.
STECKBRIEF
Nathalie Aeschbacher, geb. 1986, ist Architektin ETH SIA. Sie arbeitet als Bauherrenvertreterin bei der reformierten Kirchgemeinde Zürich und kandidiert zum zweiten Mal für den Nationalrat.
Parteizugehörigkeit: Grünliberale Partei GLP
Frühere politische Ämter: keine
Aktuelles politisches Amt: Kantonsrätin Kanton Zürich und Mitglied der Kommission für Planung und Bau
Welches Ereignis hat Sie dazu motiviert, sich politisch zu engagieren?
Ich war schon als Jugendliche sehr interessiert am Umwelt- und Tierschutz und habe bereits früh in verschiedenen Umwelt- und Tierschutzorganisationen mitgewirkt. Mit 18 Jahren bin ich Greenpeace beigetreten, später Pro Natura und weiteren Organisationen. Ab 2015 motivierte mich mein Umfeld politisch aktiv zu werden. Kurz darauf habe ich mich entschieden der GLP beizutreten. Seit 4 Jahren bin ich nun im Kantonsrat, in der Kommission für Planung und Bau.
Weshalb in dieser Partei?
Ich bin überzeugt, dass wir Grünliberalen mit unserer Politik, in der wir Umweltschutz- und Wirtschaftsanliegen ganzheitlich angehen, die progressivste und nachhaltigste Politik betreiben. Ausserdem liegt mir das Politisieren aus der politischen Mitte ohne Parteidogmatik nahe.
Hängt Ihre politische Motivation mit Ihrem Hintergrund bzw. Ihrer Tätigkeit in der Planungs- und Baubranche zusammen?
Zum Teil, ja. Die gute, generalistische Ausbildung zur Architektin an der ETH hat mir Einblick in verschiedene Themenbereiche gegeben und meinen Horizont stark erweitert. Ich habe gelernt, Problemstellungen themenübergreifend anzugehen und analytisch zu denken. Die gebaute Umwelt stiftet Identität und prägt den Ausdruck der Städte und Dörfer, in denen wir uns aufhalten – sie ist Teil von unserem täglichen Leben. Die Auseinandersetzung mit unserer Umwelt betrifft viele Bereiche der Gesellschaft und ist immer auch politisch.
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Welche Ziele wollen Sie in Ihrem aktuellen politischen Amt bzw. nach einer allfälligen Wahl in den Nationalrat erreichen?
Ich setzte mich in meiner politischen Tätigkeit aktiv für den Umwelt- und Tierschutz ein und setze dabei Anreize für eine entsprechende Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft.
Verfolgen Sie auch politische Ziele, die spezifisch mit dem Planungs- und Bauwesen zu tun haben?
Ja: Mir persönlich liegt die Förderung einer guten Baukultur und einer nachhaltigen und ökologischen Bauweise sehr am Herzen. Ich setze mich ein gegen die Versiegelung und für mehr Grünflächen und Bäume im urbanen Raum. Diese Ziele strebe ich auch in meiner Arbeit in der Kommission für Planung und Bau an. Ausserdem sehe ich viel Potential in neuen, zeitgemässen Formen des Zusammenlebens, die eine bessere soziale Durchmischung ermöglichen.
Warum sind diese Ziele relevant?
Sie sichern ein gutes, städtisches Klima und bieten Raum für die Biodiversität. Ausserdem stärken sie unser soziales Zusammenleben.
Wie vermitteln Sie Ihre Ziele der Wählerschaft und anderen politischen Akteuren?
Ich diskutiere viel über diese Themen, da sie mir nahe sind und ich sie verstehe. Das Bauwesen ist ein weites und interessantes Gebiet, in dem wir viel bewegen können. Es gibt viel Raum für Innovation. Dank meiner Expertise kann ich fachkundig über diese Themen sprechen und sie den Leuten näherbringen. Durch die aktive Mitarbeit an der Gesetzgebung kann ich meinen Beitrag dazu leisten, dass Planende gute und verlässliche Grundlagen haben, um zukunftsfähige Entwicklungen auch umzusetzen.
Werden Sie gehört? Woran erkennen Sie das?
Das Feedback zu meiner politischen Arbeit ist gut, meine Voten werden gehört. Auch schreibe ich immer wieder Artikel und bekomme dazu jeweils gutes Feedback. Die Leute schätzen meine Äusserungen.
Braucht es mehr Planungs- und Baufachleute, die sich politisch engagieren?
Ja: Planungs- und Baufachleute sind oft gut ausgebildete Generalisten. Sie sind in der Lage, komplexe Sachverhalte zu begreifen und zu analysieren. Ausserdem bringen wir mit unserem breiten Hintergrund oft Wissen in sowohl technischen als auch sozialen und kulturellen Fragestellungen mit. In der Baubranche ist es zudem üblich, in interdisziplinären Teams zusammenzuarbeiten und berufsübergreifend gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Das sind gute Voraussetzungen für die politische Zusammenarbeit.
Weshalb ist es wichtig, dass Planungs- und Bauthemen in den politischen Diskurs einfliessen?
Planungs- und Bauthemen betreffen die ganze Gesellschaft, da sie einerseits die Umwelt prägen und andererseits viele Ressourcen, physische wie auch finanzielle, binden. Auch überdauern sie meistens sehr lange und betreffen somit oft mehrere Generationen.
Welchen spezifischen politischen Beitrag sollten Planungs- und Baufachleute im Dienst der Öffentlichkeit leisten?
Sie sollten die Bevölkerung für den bewussten und suffizienten Umgang mit unseren Ressourcen (Boden, Material etc.) sensibilisieren und für die Kreislaufwirtschaft einstehen. Auch sind Baufachleute für das Näherbringen von städtebaulichen Themen wichtig, um beispielsweise die Qualität von Strassenräumen und Quartieren zu verbessern. Der Schutz von Lebensräumen und von bestehenden Erholungsgebieten gehört ebenfalls in den politischen Dialog.
Um welche Ziele zu erreichen? Warum sind diese Ziele relevant?
Der bewusste und nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt ist enorm wichtig, um das Überleben von uns Menschen und von den Tieren zu sichern. Wenn wir fahrlässig mit unseren Ressourcen umgehen, dann wird uns dieses Verhalten schnell einholen. Bereits heute merken wir die fatalen Auswirkungen. Ich setze mich mit viel Herzblut für eine weitsichtige, progressive und nachhaltige Politik und eine lebenswerte Zukunft ein.
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