«Beim Raum­pla­nungs­ge­setz stos­sen wir an un­se­re Gren­zen»

Wahlen 2023

Im Herbst finden die eidgenössischen Wahlen statt. Wer soll die Herausforderungen anpacken, die im Bereich Raumentwicklung, Klima und Energie auf uns zukommen? Wir haben politisch engagierte Planerinnen und Planer aller Parteien zu ihren Zielen befragt. Heute: Markus Berweger, FDP, Graubünden.

Publikationsdatum
21-07-2023

STECKBRIEF


Markus Berweger, 1968, ist Dipl. Bauingenieur FH, NDS BWI. Er arbeitet als Bauingenieur und als Niederlassungsleiter St. Moritz, Regionalleiter Ostschweiz und Mitglied der Geschäftsleitung der Pini Gruppe AG. Er kandidiert für den Nationalrat.

 

Parteizugehörigkeit: FDP.Die Liberalen
Frühere politische Ämter: Gemeinderat St. Moritz
Aktuelles politisches Amt: Grossrat Kanton Graubünden und Mitglied der Kommission für Umwelt, Verkehr und Energie des Kantons Graubünden, Präsident der Baukommission St. Moritz


Welches Ereignis hat Sie dazu motiviert, sich politisch zu engagieren?

Die Politik hat mich immer interessiert. Vor allem in der Gemeindepolitik gibt es viele Themen im Bereich Infrastruktur, Ortsplanungen usw., bei denen ein Baufachmann sein Wissen und seine Erfahrungen einbringen kann. Als Ingenieur bringt man auch analytisches Denken mit, was in der Politik hilft, zu sachlichen Problemlösungen beizutragen. Der konkrete Auslöser für mein politisches Engagement in St. Moritz war eine fehlende Eishalle im Engadin. Als ehemaliger Eishockeyspieler und Baufachmann erhoffte ich mir mit meinem Engagement eine rasche Umsetzung.


Weshalb in dieser Partei?

Ich bin ein liberaler Mensch. Die FDP steht für Liberalismus und vertritt meine persönlichen Ansichten und Interessen am besten.


Hängt Ihre politische Motivation mit Ihrem Hintergrund bzw. Ihrer Tätigkeit in der Planungs- und Baubranche zusammen?

Die Hauptmotivation für die politische Tätigkeit liegt im Interesse, die eigene Meinung und das Wissen in Sachgeschäfte einzubringen und mithelfen zu können, wichtige gesellschaftliche Anliegen zu adressieren und die entsprechenden politischen Geschäfte direkt selbst zu unterstützen.

→ Wählen Sie! Die Interviewreihe von TEC21 gibt politisch engagierten Baufachleuten unterschiedlicher Parteien das Wort. Alle Interviews finden Sie hier.


Welche Ziele wollen Sie in Ihrem aktuellen politischen Amt bzw. nach einer allfälligen Wahl in den Nationalrat erreichen?

Wir haben aktuell viele wichtige Themen im Bereich Infrastrukturen, Energie und Umwelt, sowohl auf kantonaler als auch auf Bundesebene, bei denen Baufachleute wichtige Inputs geben können. Des Weiteren ist mir die Stärkung des dualen Bildungssystems in der Schweiz ein wichtiges Anliegen, insbesondere auch mit einem Fokus auf die technischen Berufe.


Verfolgen Sie auch politische Ziele, die spezifisch mit dem Planungs- und Bauwesen zu tun haben?

Ja. Wir stossen an die Grenzen mit dem Raumplanungsgesetz. Das sehen wir speziell in unserem Tourismuskanton. In diesem Bereich sind Änderungen zwingend. Weitere Anliegen sind mir auch die Energieversorgung, wo der Kanton Graubünden eine wichtige Rolle spielt, sowie das Thema Verkehrsinfrastruktur.


Warum sind diese Ziele relevant?

Wir haben in der ganzen Schweiz ein Wohnungsthema, das sich in den Tourismusorten geradezu in einer Wohnungsnot für Einheimische akzentuiert. Demgegenüber haben wir einen Arbeits- und Fachkräftemangel. Falls man Mitarbeitende findet, fehlt die Wohnung. Dass Energie im Mittelpunkt des Interesses steht, ist ja mittlerweile nicht mehr neu. Und der Kanton Graubünden spielt bei der Energieversorgung der Zukunft eine zentrale Rolle. Sodann sehen wir bei der Verkehrsinfrastruktur, dass wir auf unseren Autobahnen und den Pässen an unsere Grenzen stossen, da ist der Kanton Graubünden besonders betroffen. Zudem gibt es dringliche bauliche Anliegen, die die Verkehrssicherheit betreffen, beispielsweise die für unsere Grenzgänger und den Tourismus zentrale Verbindung des Oberengadins mit dem Bergell und Italien. Auf solche Themen muss aus Sicht der Grenzregionen die gesamte Schweiz verstärkt sensibilisiert und müssen Lösungen diskutiert werden.


Wie vermitteln Sie Ihre Ziele an die Wählerschaft und an andere politische Akteure?

Ich betreibe primär Sachpolitik und versuche in den Kommissionen sowie in direkten Gesprächen oder auch Diskussionsrunden, den Menschen meine politischen Anliegen näherzubringen.


Werden Sie gehört? Woran erkennen Sie das?

Ja. Aus den Rückmeldungen der Bevölkerung, aus politischen Erfolgen bei Abstimmungen im Parlament und aus konkreten Umsetzungen der jeweiligen Projekte kann man Rückschlüsse ziehen.


Braucht es mehr Planungs- und Baufachleute, die sich politisch engagieren?

Es braucht mehr Planungs- und Baufachleute, weil die Gesetzgebungen immer einschränkender werden und die Auswirkungen auf die Kantone und Gemeinden sehr gross sind. Zum Beispiel stossen bei der Umsetzung des RPG die Kantone und Gemeinden immer mehr an ihre Grenzen. Je mehr Fachleute politisch tätig sind, desto eher kann bei der Beratung von Sachgeschäften mitgeholfen werden, dass neue Gesetze sinnvoll bleiben, ihre Ziele erreichen und in der Praxis umsetzbar sind.


Weshalb ist es wichtig, dass Planungs- und Bauthemen in den politischen Diskurs einfliessen?

Diese Themen betreffen das tägliche Leben der Bevölkerung. Sie sind zentrale Faktoren einer funktionierenden Volkswirtschaft und unseres Wohlstands.


Welchen spezifischen politischen Beitrag sollten Planungs- und Baufachleute im Dienst der Öffentlichkeit leisten?

Sie sollen sich dafür einsetzen, dass die politischen Themen im Bereich Raumplanung, Infrastruktur, Verkehr und Energie ausgewogen zum Wohle der Gesellschaft umgesetzt werden.

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