Um­stei­gen im gros­sen Stil mög­lich?

Neue Studie zum Freizeitverkehr

Autofahrten in der Freizeit machen einen grossen Teil des gesamten Verkehrsaufkommens aus. Laut einer aktuellen Studie des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) müsste das nicht sein: Viele Menschen könnten sich dazu entschliessen, mit der Bahn oder mit dem Velo zu fahren, wenn die Bedingungen günstig wären.

Publikationsdatum
26-04-2012
Revision
01-09-2015

Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) hat untersuchen lassen, wie viele Kilometer, die für Freizeitaktivitäten zurückgelegt werden, durch geeignete Massnahmen vom motorisierten Individualverkehr auf andere Verkehrsmittel verlagert werden könnten. Der Befund: Verkehrsteilnehmende in der Schweiz könnten täglich auf 25 Mio. Autokilometer verzichten und stattdessen die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Weitere 800'000 km würden mit dem Velo oder zu Fuss statt mit dem Auto zurückgelegt. Ausgelotet wurde das Potenzial bei den häufigsten Freizeitaktivitäten: Fahrten zu Bekannten und Verwandten, zu Restaurantbesuchen und sportlichen Aktivitäten. Dafür werden pro Tag in der Schweiz insgesamt rund 60 Mio. km mit dem Auto zurückgelegt.

Wollen, können, tun

Die am 26. April 2012 veröffentlichte Studie befasst sich auch mit der Frage, weshalb Menschen bestimmte Verkehrsmittel wählen und welche sozialpsychologischen Mechanismen dabei im Spiel sind. Damit jemand sein Verhalten ändert, braucht es sowohl Motivation als auch Gelegenheit und die Fähigkeit, sich anders fortzubewegen (beispielsweise Velo zu fahren). Sind diese Voraussetzungen gegeben, besteht der Vorsatz, das Verhalten zu ändern. Damit er aber in die Tat umgesetzt wird, darf er weder vergessen, anderen kurzfristigen Interessen geopfert noch sonstwie umgestossen werden.
Massnahmen haben laut der Studie vor allem dann Aussicht auf Erfolg, wenn auf der Ebene des Wollens ein grosser Teil der möglichen Motive gleichzeitig angesprochen werden kann. Sind die Anreize einseitig, beispielsweise nur über Preisvergünstigung, ändert die Person ihr Verhalten eher nicht. Die Autoren kommen deshalb auch zum Schluss, dass es für eine nachhaltige Freizeitmobilität nicht reiche, lediglich auf den Ausbau der Infrastruktur zu setzen.

Autofahren aus Gewohnheit

Entscheidend für den Erfolg von Massnahmen sei vielmehr, dass sich die Akteure der Verkehrspolitik vernetzen und gemeinsam Massnahmen planen. Auch dann sei allerdings nicht zu erwarten, dass das Potenzial tatsächlich kurzfristig und vollumfänglich realisiert werden könnte, räumen die Autoren ein. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass die Wahl des Autos eine Routinehandlung ist und im sozialen Umfeld der Autofahrenden oft die Norm darstellt. Ausserdem seien die Vorteile des motorisierten Individualverkehrs gegenüber dem öffentlichen Verkehr vielfach relativ gross.

Verwandte Beiträge