Stütz­mau­ern: die Erb­last der Boom­jah­re

Editorial

Publikationsdatum
29-09-2016
Revision
30-09-2016
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Unsere moderne Gesellschaft misst der Mobilität einen hohen Stellenwert bei, das zeigte neulich die Abstimmung über den Bau der zweiten Gotthardröhre. An den Urnen weniger erfolgreich sind jedoch Vorlagen, die den Unterhalt der bestehenden Strasseninfrastruktur in den Fokus rücken: Sowohl die teurere Autobahnvignette 2013 als auch die «faire Verkehrsfinanzierung» im Juni dieses Jahres wurden klar abgelehnt. Dies, obwohl jeder Autofahrer mit der Instandsetzung von Brücken und Belägen konfrontiert ist. Künftig zählen auch die Stützbauwerke der 1960er- und 1970er-Jahre dazu.
2007 stellte das Astra erstmals eine systematische, beunruhigende Korrosionserscheinung am erdseitigen Fusspunkt von Winkelstützmauern fest. Dank den Pilotprojekten, die in diesem Heft vorgestellt werden, hat es sich ein Gesamtbild der Problematik gemacht: In den nächsten 15 Jahren müssen etwa 500 Stützbauwerke für rund 800 Millionen Franken ertüchtigt werden.
Das Ausmass eines Mauerversagens ist bekannt, und die Bauwerke werden mit erprobten Methoden überprüft und verstärkt. Doch mit der Kor­rosion kommen weitere Unbekannte hinzu, und Sondierungen an Einzelobjekten sind teuer, weshalb das Astra an vielen Orten präventiv handelt: Bauliche Massnahmen werden in erster Linie nach dem Gefährdungspotenzial und nur in einzelnen Fällen nach der Eintrittswahrscheinlichkeit priorisiert – wirtschaftlich und vernünftig. Es bleibt zu hoffen, dass die Sicherheit am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt erhöht wird.

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